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Singapore Airlines First Class (Suites) Airbus A380 Singapur-Sydney

Die inzwischen gar nicht mehr so neuen Suiten im Oberdeck des Airbus A380 von Singapore Airlines gelten nicht von ungefähr als eines der spektakulärsten First Class-Produkte, die derzeit auf dem Markt verfügbar sind. Dementsprechend erfreut war ich natürlich, als sich herausstellte, dass wir dieses Produkt auf unserer Reise nach Australien würden erleben können, auch wenn es sich bei dem Flug von Singapur nach Sydney um die kürzere der beiden Langstrecken, die wir auf dieser Reise zurücklegen mussten, handelte und die Strecke dann auch noch ein typischer “Redeye”-Flug war, der eine kurze Nacht mit einer frühen Ankunft am Ziel kombinierte.

Insbesondere nach dem eher unspektakulären Erlebnis auf der Boeing 777 (“ernüchternd” wäre hier jedoch zu viel gesagt) auf dem Flug von Frankfurt nach Singapur war ich besonders gespannt, ob das deutlich aufgewertete Hartprodukt einen erheblichen Unterschied machen würde (und ja, es macht einen massiven Unterschied).

Informationen zum Flug
ZeitpunktNovember 2023
FluggesellschaftSingapore Airlines (SQ/SIA)
VonSingapore Changi Airport (SIN/WSSS)
NachSydney Kingsford Smith Airport (SYD/YSSY)
FlugnummerSQ221/SIA221
Abflugzeit20:40 Uhr
Ankunftszeit07:40 Uhr +1
Dauer8:00 Stunden
FlugzeugAirbus A380-800 (A380) 9V-SKR
ReiseklasseFirst (F)
Sitzplatz1A

Vor dem Flug

Eigentlich hatten wir ja den größten Teil unseres 13-stündigen Aufenthalts in Singapur in der Stadt verbringen wollen, waren aber aufgrund des schlechten Schlafs auf dem Flug von Frankfurt nach Singapur so müde, dass wir schon gegen 14 Uhr den Rückweg zum Flughafen angetreten haben, obwohl unser Abflug erst nach 8 Uhr abends stattfinden sollte. Ein kurzes Nickerchen in einem der Ruheräume des Private Room, in dem wir uns bis zum Abflug aufgehalten haben, half dabei auch nur sehr beschränkt.

Als die Zeit für das Boarding gekommen war, begaben wir uns zu unserem Abfluggate A5, das sehr nah am Lounge-Komplex des Terminals 3 liegt (aufgrund des langgezogenen Layouts der Terminals in Singapur kann auf dem Weg zum Gate, insbesondere zu den höheren B-Gates, durchaus ein etwas längerer Fußmarsch erforderlich sind). Während die Sicherheitskontrollen in Singapur grundsätzlich direkt vor Betreten des Wartebereichs am Gate stattfindet, handelt es sich bei den Gates A1 bis A5 um Flugsteige, die über einen gemeinsamen Wartebereich verfügen. Dementsprechend hoch ist auch die Anzahl an Kontrollspuren, und die Spur ganz rechts war als Fastlane für Premium-Passagiere ausgezeichnet (wobei hier auch nicht weniger Andrang herrschte als an den anderen Spuren).

Als wir im Wartebereich ankamen, wurde gerade das Boarding für Passagiere der First und Business Class aufgerufen, und wir konnten direkt durch die Bordkartenkontrolle passieren. Eine persönliche Begleitung bis ins Flugzeug gab es hierbei jedoch im Gegensatz zu Frankfurt nicht.

An Bord

An der Tür zum Oberdeck des A380 wurden wir vom Personal in Empfang genommen und zu unseren Plätzen geführt. Hierbei müssen Gäste der First Class zunächst durch die vordere Bordküche gehen, bevor sich die zwei Gänge des Oberdecks noch in der Galley zu einem einzelnen Mittelgang vereinen. Dieses Layout mit nur einem Mittelgang findet man im A380 sonst nur in der First Class von Etihad, jedoch mit dem Unterschied dass sich bei Singapore Airlines links und rechts des Gangs nur 6 anstatt 9 Sitzplätze wie bei Etihad befinden.

Die Kabinen, in denen sich wie auch bei Etihad neben einem Sitz auch ein separates, ausklappbares Bett befindet, sind hierbei von fast mannshohen Trennwänden umgeben, über die auch ich kaum hinübersehen konnte. Mehr dazu aber später im Abschnitt “Der Sitz”.

Nicht so ganz nachvollziehen kann ich, dass der Durchgang vom Mittelgang der First Class zur Galley vor dem Eingang nicht durch einen Vorgang geschlossen werden kann. Ich persönlich habe auf meinem Platz in der ersten Reihe davon nichts mitbekommen (der Durchgang zum “Treppenhaus” und den Waschräumen wird durch einen Vorhang verschlossen), aber viele bisherige Rezensenten haben reklamiert, dass man in der Nacht insbesondere auf den Plätzen in Reihe 3 durchaus Licht und Geräusche aus der Galley mitbekommt.

À propos Treppenhaus: Vor der ersten Reihe befindet sich eine Art Lobby, von der aus die Treppe auf das Hauptdeck abgeht. Bei Emirates befindet sich hier ein Selbstbedienungsbereich für Gäste der First Class, bei Singapore Airlines findet man hier neben den Eingängen zu den Waschräumen nur einen Klappsitz für die Crew.

Das “Treppenhaus” im Singapore Airlines A380

Der Platzbedarf des Sitzes und des daneben befindlichen Stauraums geht hierbei dem linken Waschraum ab, der deshalb nicht ganz so geräumig ist wie der rechte.

Der linken der beiden Waschräume der Singapore Airlines First Class

Der rechte der beiden Waschräume ist hierbei vermutlich sogar der größte von allen First Class-Waschräumen im Airbus A380, weshalb man sich hier dafür entschieden hat, eine zusätzliche Sitzgelegenheit mit Tisch und Spiegel dort unterzubringen.

Der Waschraum ist hierbei fast übertrieben groß, auch wenn es natürlich angenehm ist, z.B. beim Umziehen nicht ständig irgendwo anzustoßen, was vor allem in den Standard-Lavatories in der Boeing 777 durchaus ein Problem sein kann.

In den Waschräumen findet sich in diversen Schubladen auch weiteres Zubehör, das in Art und Umfang jedoch nicht über das hinausgeht, was auch in der Boeing 777 verfügbar ist.

Insgesamt wirken die Waschräume optisch sehr edel, jedoch hätte man insbesondere auf der rechten Flugzeugseite mit dem zur Verfügung stehenden Platz mehr anfangen können.

Was ich auch etwas ungeschickt fand: Aufgrund der Lage der Waschräume und den hohen Wänden rund um die einzelnen Suiten besteht praktisch keine Chance, von der Suite aus feststellen zu können, ob gerade ein Waschraum frei ist. Entsprechende Leuchtanzeigen habe ich im Gang nicht wirklich entdecken können, und auch in der Suite deutet nichts auf den Belegungsstatus der Waschräume hin. Eventuell könnte man sich hier bei Emirates etwas abschauen, dort wird in den “Gamechanger-Suiten” der Toiletten-Status u.a. auf dem Entertainment-Tablet angezeigt.

Der Sitz

Eines kann ich gleich vorweg nehmen: Die neuen Suiten sind wirklich massiv, und Bilder werden den Dimensionen einfach nicht gerecht. Zwar hatte ich mich mit dem Lesen von Reviews auf die Reise vorbereitet, dennoch war ich aber erstaunt, dass sich das ganze dann doch noch einmal deutlich geräumiger anfühlt, wenn man selbst dort sitzt. Auch ist es eigentlich unangebracht, von “alten” und “neuen” Suiten zu sprechen, denn die “alten” Suiten, d.h. das Produkt, das Singapore Airlines vorher auf dem Airbus A380 angeboten hat, haben außer dem Namen wirklich überhaupt nichts mit der neuen Suites-Kabine gemein.

Wie vermutlich allgemein bekannt, bietet die neue Singapore Airlines Suite neben einem drehbaren Sessel auch ein Bett, das außer bei Nutzung ähnlich wie die Liegen in einem Liegewagen bei der Bahn an die Wand geklappt wird und dadurch kaum Platz wegnimmt. Die Suiten in den ersten beiden Reihen (jeweils links und rechts des Mittelgangs) verfügen hierbei über eine absenkbare Trennwand, die sich zwischen den beiden Betten der spiegelverkehrt angeordneten Suiten befindet – bei den Suiten in Reihe 1 befindet sich der Sitz hierbei vor dem Bett, in den Suiten der Reihe 2 liegt der Sitz hinter dem Bett, so dass sich beide Betten bei abgesenkter Trennwand unmittelbar nebeneinander befinden.

Die Suiten 1A und 2A mit abgesenkter Trennwand

Hierdurch erhält man, sofern man gemeinsam reist, einen wirklich enorm wirkenden Raum, wobei sich die große Distanz der beiden Sitze negativ auswirkt – man sitzt hier gut und gerne 3 Meter auseinander und kann sich, insbesondere im Flug, allerhöchstens schreiend verständigen.

Die Sitze lassen sich elektronisch um ihre vertikale Achse drehen, so dass man wahlweise in Flugrichtung, zum Tisch und Fernseher hin oder in Richtung der Ablage- und Staufächer vor der Fensterreihe blickt. Der Sitz in Reihe 1 lässt sich darüber hinaus auch entgegen der Flugrichtung ausrichten, so dass man der Person in Reihe 2 direkt gegenüber sitzt. Die Verstellmöglichkeit für den Sitz, die sich in einer der Sitzlehnen befindet, sprach hierbei nicht besonders gut an, insbesondere muss man darauf achten, nicht versehentlich zwei der induktiven Schaltflächen gleichzeitig zu betätigen.

Verstellmöglichkeiten für den Sitz und Entertainment-Controller

Offenbar wollte man es den Gästen in der ersten Reihe bei Singapore Airlines ersparen, beim Start rückwärts sitzen zu müssen (was aufgrund der Sitzanordnung eigentlich die zu erwartende Position wäre), weshalb man den Sitz hier in Flugrichtung gegen die vordere Kabinenwand ausrichten muss. Zu diesem Zweck findet sich an dieser eine Aussparung und sogar ein separater Bildschirm für die Sicherheits-Einweisung, der jedoch manuell durch das Kabinenpersonal aktiviert werden muss. In dieser Position wird es dann durchaus für die Beine etwas eng, allerdings wird man diese Sitzposition pro Flug zum Start und zur Landung höchstens etwa eine halbe Stunde lang einnehmen. Die Kabinen in den Reihen 2 und 3 haben dieses Problem nicht, hier befindet sich jeweils das Bett in Flugrichtung vorne, so dass man bei Start und Landung ganz normal sitzen kann.

Beinfreiheit in Start- und Landeposition

In unmittelbarer Nähe zum Sitz befindet sich eine Ablagefläche, die u.a. eine Halterung für die Speisekarte in aufgeklappter Form bietet, was mich ein wenig an einen Notenständer erinnert hat. Unterhalb dieser Ablagefläche befindet sich der ausklappbare Tisch, der sich in für eine First Class-Kabine üblicher Größe bewegt.

Ablagefläche mit versenkbarem Esstisch und Speisekarten-Halter

An mehreren Stellen der Kabine befinden sich hierbei Steckdosen und Kopfhörer-Anschlüsse wie auch eingelassene Aussparungen für Gläser, so dass man ungeachtet der Sitz- oder Liegeposition eigentlich immer Zugang zu diesen hat. Jedoch ist es erforderlich, je nach Änderung der Sitzposition seine Getränke von der einen zur anderen Stelle zu bewegen, da man oftmals mit dem Rücken zu einer Ablagefläche sitzt.

Unterhalb der Fenster befindet sich eine weitere Ablagefläche, die über drei verschließbare Staufächer für lose Gegenstände verfügt. Diese sind dabei nicht besonders tief, bieten aber genug Platz für das Amenity-Kit, einen Pass oder auch Ladegeräte samt Kabeln.

Staufächer unterhalb des Fensters

Die dort präsentierten äußerst hochwertigen Bang & Olufsen-Kopfhörer, die vermutlich die besten waren, die ich bisher in einem Flugzeug nutzen durfte und die leider wie auf dem vorangegangenen Flug ebenfalls einen stark muffigen Geruch verbreiteten, passen interessanterweise nicht in die Staufächer, die sich obendrein ziemlich schlecht öffnen und schließen ließen.

Ebenfalls auf der Ablage befindet sich eine Art Nachtisch mit einer weiteren Aussparung für Gläser, dazu findet man hier ein kabelloses Tablet, mit dem einige Funktionen des Sitzes und des Unterhaltungsbildschirms gesteuert werden können. Zwar hatte ich nicht das häufig angesprochene Problem, dass das Tablet regelmäßig die Verbindung zum Netzwerk verlor, allerdings fand ich die Bedienung recht umständlich und das Tablet als ganzes eigentlich recht überflüssig. Insbesondere lässt sich auch die Beleuchtung, die sonst nur über das Tablet bequem zu steuern ist, auch über berührungsempfindliche Schaltflächen am Rand der Ablage bedienen. Die Beleuchtung besteht hierbei aus insgesamt drei Elementen, eines davon über dem Esstisch und zwei oberhalb der Fenster. Diese lassen sich als Raumbeleuchtung über das Tablet und die Schaltflächen neben dem Bett in drei Stufen dimmen, zusätzlich verfügt jedes der Elemente noch über eine Spot-Funktion als Leselicht, diese muss jedoch direkt an dem jeweiligen Element geschaltet werden.

Tablet und Schaltflächen für Licht und Fensterblenden

Der Mittelgang wird von den Suiten durch eine verschließbare Garderobe und eine manuell zu bedienende Schiebetür abgetrennt. In der Garderobe befinden sich mehrere Kleiderbügel und einzelne Ablageflächen in der Tür; dabei ist die Garderobe breit genug, um auch ein kleines Handgepäckstück unterzubringen. Hier sollte man aber darauf achten, dass das Handgepäckstück wirklich klein ist, eine Sporttasche oder ähnliches passt hier aufgrund der Breite nicht hinein. Dazu kommt, dass es außer der Garderobe keine weitere wirkliche Ablagemöglichkeit für Gepäckstücke gibt, so dass ich mich frage was wohl passiert, wenn jemand mit einem Handgepäckstück reist, das nicht in die Garderobe passt.

Die Schiebetür wird übrigens vom Personal, sofern sich das Flugzeug nicht gerade in der Start- oder Landephase befindet, grundsätzlich geschlossen gehalten. Durch die dekorativen Ausschnitte, die über die ganze Tür verteilt sind und die größer sind als es die Bilder suggerieren, lässt sich aber jederzeit auch bei geschlossener Tür nach dem Fluggast schauen. Bleibt die Tür offen, so hat man relativ ungehinderten Blick in die gegenüber liegende Suite, wobei das bei den Suiten in Reihe 1 zumindest in Start- und Landeposition des Sitzes und geöffneten Türen kein Problem ist, da man sich in dieser Sitzposition nicht wirklich sehen kann. Vor dem Öffnen der Türen wurde seitens des Personals übrigens grundsätzlich zunächst angeklopft.

An der Wand der Garderobe befindet sich dann zu guter Letzt auch noch der Bildschirm für das Unterhaltungsprogramm, der an einem beweglichen Arm befestigt ist und über die Funktionen zur Sitzverstellung verschwenkt werden kann, damit man in der Sitzposition am Esstisch ungehinderten Blick auf den Fernseher hat.

Bildschirme für das Unterhaltungsprogramm in den Suiten 1A und 2A

Sobald alle Gäste der First Class ihre Plätze eingenommen haben, wird exklusiv in der Suites-Kabine über diese Bildschirme auch eine Art Video-Tutorial für die unzähligen Funktionen und Annehmlichkeiten der Suite abgespielt.

Video-Tutorial für die Funktionen der Suite

Ich muss sagen, dass mich die Suiten im A380 von Singapore Airlines wirklich überzeugt haben. Natürlich wirkt (und ist) das alles gnadenlos übertrieben, aber ich kann mich vielen Kritikpunkten anderer Rezensenten nicht wirklich anschließen. Oftmals wird bemängelt, dass sich der Sitz in seiner drehbaren Aufhängung bei unruhiger Luft stark hin- und herbewegt, was ich auf unserem Flug nicht wirklich feststellen konnte. Sicher, der Sitz hat ein wenig Spiel, aber gestört hat mich das keineswegs.

Auch hört man oftmals, dass die Suite vor allem bei längeren Flügen sehr “leer” wirken würde – hier muss ich entschieden widersprechen. Für meine Begriffe ist die Suite mit genau den richtigen Elementen ausgestattet, ohne dabei auch nur ansatzweise überladen zu wirken. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Flug in den Suiten der Emirates First Class auf dem Airbus A380 – während der ersten halben Stunde habe ich hier an einer massiven Reizüberflutung gelitten, weshalb ich wie paralysiert dagesessen habe. Irgendwo hat wieder etwas “Bling Bling” gemacht, dort stand noch eine Klappe offen, so dass ich mit all den Gadgets auf engstem Raum gnadenlos überfordert war. Bei Singapore Airlines trat dieses Gefühl trotz des massiven zur Verfügung stehenden Raums überhaupt nicht auf, so dass ich mich hier deutlich wohler gefühlt habe. Dazu kommt noch, dass von dem zur Verfügung stehenden Raum bei ausgeklapptem Bett (der Sitz schließt dann fast bündig mit dem Bett ab) durchaus einiges verloren geht, so dass der verbleibende Raum gerade groß genug ist, sich noch bequem bewegen zu können.

Verzichten könnte ich hingegen auf das (offenbar recht störanfällige) Tablet, und auch muss ich sagen, dass mir grundsätzlich “echte” Knöpfe lieber sind als berührungsempfindliche Oberflächen, wobei ich nachvollziehen kann, dass letztere wesentlich weniger anfällig für mechanische Defekte und Beschädigungen sind.

Service

Trotz des spektakulären Produkts und ausgezeichneten Essens bestand das eigentliche Highlight dieses Flugs aus dem gebotenen Service. Kurz nachdem wir unsere Suiten bezogen hatten, stellten sich alle drei für die First Class verantwortlichen Flugbegleiter persönlich vor und nahmen die Bestellung für den Welcome Drink auf. Meinen Wunsch nach einem Glas Champagner aus dem Hause Henri Giroud kommentierte der zuständige Kollege damit, dass die Flaschen dieses Typs eine besondere Technik zum Öffnen erfordern würden, und ob ich mir das anschauen wolle. Gesagt getan, kurze Zeit später stand er wieder mit der ungeöffneten Flasche sowie dem zum Öffnen notwendigen Werkzeug in der Suite und musste einräumen, vorher noch nie eine Flasche diesen Champagners geöffnet zu haben. Dennoch hatte er die Flasche mit einem Handgriff offen, während seine Kollegin unterdessen ankündigte, in den kommenden sieben Stunden besonders gut für uns sorgen zu wollen.

Auch der dritte Kollege, offenbar der leitende Flugbegleiter auf diesem Flug, kam mehrfach bei uns vorbei, erkundigte sich nach unserem Abflugort (was ihn dazu veranlasste, zu bestätigen dass das Catering aus Frankfurt in aller Regel nicht besonders gut sei) und dem Grund unserer Reise und hielt immer wieder kurze Schwätzchen mit uns. Insgesamt wirkte die gesamte Crew überaus motiviert und vor allem gesprächig, was man in Asien nicht grundsätzlich voraussetzen kann – zu allem Überfluss bot man auch immer wieder an, Fotos für uns zu machen. Wir sind uns beide einig, dass wir uns bislang noch auf keinem Flug so gut aufgehoben gefühlt haben.

Natürlich gab es auch auf diesem Flug die üblichen Zubehörteile wie Schlafanzüge, Augenmaske, Socken und Hausschlappen, zu deren näherer Beschreibung ich auf den Bericht über den Flug von Frankfurt nach Singapur verweise. Da es sich um einen Flug ab Singapur gehandelt hat, wurden Amenity-Kits ausgegeben, die sich von denen auf dem vorherigen Flug nach Singapur unterscheiden. Ab Singapur gibt es im Gegensatz zu den Unisex-Amenity-Kits auf Flügen nach Singapur für Damen und Herren unterschiedliche Versionen, bei denen statt des Raumsprays ein 30ml-Flakon Parfum der jeweiligen Reihe enthalten ist. Herren erhalten hierbei Produkte aus der Reihe “L’insoumis” während Damen mit Produkten aus der Reihe “L’amour” beschenkt werden.

Inhaltlich besteht das Kit bei beiden Versionen neben dem angesprochenen Parfum aus je einer Tube Lippenbalsam und Körpercreme, einem Fläschchen Gesichtsspray und einem Plastikbeutel für die Sicherheitskontrolle.

Aufgrund des guten Drahts, den das Personal auf diesem Flug zu uns hatte, bat ich darüber hinaus darum, einmal nachzuschauen, ob Teddybären geladen worden seien. Diese stellen quasi das Singapore Airlines-Äquivalent zu den Badeenten bei der Lufthansa dar und sind wie eben diese je nach Zeitraum in unterschiedlichen Gestaltungen erhältlich. Im Gegensatz zu den Badeenten gibt es die Singapore Airlines-Teddys jedoch ausschließlich an Bord und jeweils in einer männlich und weiblich gekleideten Version. Wir hatten Glück und es waren Bären geladen, so dass man uns je eine männliche und eine weibliche Version des aktuellen Themas “Koch” überreichen konnte.

Singapore Airlines First Class Teddybären

Das Bett

Aufgrund der kurzen verbleibenden Flugzeit von nur noch ca. 5 Stunden nach dem Abendessen ließen wir schnellstmöglich unsere Betten ausklappen. Einer der Vorteile der Suite ist hier, dass der Sitz zumindest in der TV-Position auch bei ausgeklapptem Bett weiterhin nutzbar ist, so dass man hinsichtlich der Nutzung der Suite ziemlich flexibel ist (für das Ausklappen des Betts und der Ausstattung mit Bettuch, Kissen und Decke benötigt man ja immer noch die Hilfe des Personals).

In den Doppel-Suiten wird das Fach, in das die Trennwand bei Zusammenlegung der Suiten versenkt wird, durch eine Klappe abgedeckt, die sich zwischen den Betten und auf Höhe der Matratzenoberkante befindet. Die Klappe selbst ist praktisch nicht gepolstert, so dass man im Regelfall eine ziemlich harte “Besucherritze” zwischen den beiden Liegeflächen spürt. Unsere Flugbegleiter hatten diesbezüglich bereits mitgedacht und unaufgefordert eine zusätzliche Decke auf der Klappe platziert, so dass der Übergang zwischen den beiden Betten zwar immer noch spürbar war, aber durchaus nicht mehr so stark ins Gewicht fiel. Da das Bild auf dem Rückflug enstanden ist, wo man uns leider keine zusätzliche Decke bereitgestellt hat, ist hier nur die Oberfläche der Klappe zu sehen.

Das gemachte Bett in der Doppel-Suite

In der liegenden Position hat man dabei direkten Zugriff auf eine Art “Nachtschränkchen” neben dem Kopfende des Betts, auch der Tablet-Controller und Steckdosen befinden sich in direkter Reichweite. Das Bett selber ist hierbei auch für meine 188cm Körpergröße absolut lang genug, und aufgrund der etwa 10 cm hohen Schaum-Polsterung der Matratze ist das Bett im Gegensatz zur First Class auf der Boeing 777 auch nicht hart. Tatsächlich beklagen sich viele Rezensenten, dass die Matratze für ihr Empfinden immer noch zu fest ist, für uns war das aber gerade richtig und wir haben ausgezeichnet geschlafen, auch wenn aufgrund der verbleibenden Flugzeit nur eine kurze Nacht von etwa 3 Stunden drin war. Insgesamt waren wir danach deutlich ausgeruhter als nach dem theoretisch längeren Schlaf auf dem vorangegangenen Flug ab Frankfurt.

Diverse Kommentatoren haben übrigens beklagt, dass beim Fernsehen vom Bett aus jenseits der Kissen keine Möglichkeit bestünde, das Kopfende des Betts zu verstellen, um besser fernsehen zu können. Dies trifft jedoch nicht zu, denn das Bett verfügt in der Tat über eine Verstellmöglichkeit für den Kopfbereich – dieser kann mit Hilfe eines Hebels, der sich in der Nähe des Sicherheitsgurts befindet, um ein gutes Stück aufgestellt werden.

Das Bett mit aufgestelltem Kopfteil

Leider hielt in meinem Fall das Kopfteil in aufgestelltem Zustand nicht besonders gut, hier scheint der Mechanismus schon ein wenig ausgeleiert zu sein. À propos ausgeleiert: Besonders kurz nach der Einführung dieses Produkts vor inzwischen über 5 Jahren wurde häufig auch bemängelt, dass der Aufroll-Mechanismus des Sicherheitsgurts am Bett zu straff eingestellt sei und man mehr oder weniger ans Bett gefesselt würde. Auch dies war bei unseren beiden Flügen nicht der Fall, so dass ich bezüglich des Betts absolut nichts auszusetzen habe.

Verpflegung

Bevor ich mit den Speisen loslege, sollte ich vielleicht noch ein paar Worte zur Getränkeauswahl verlieren. Zum Zeitpunkt unserer Reise wurden drei unterschiedliche Champagner angeboten, und zwar der (inzwischen möglicherweise abgekündigte) Krug Grande Cuvée, dann ein Taittinger Comtes de Champagne 2012 (der den inzwischen exklusiv bei Emirates erhältlichen Dom Pérignon ersetzt hat) sowie ein Aktionschampagner, in unserem Falle ein im Eichenfass vorgereifter Henri Giraud MV18, der in der Getränkekarte auch gesondert beschrieben wurde. Nach einem Tasting auf dem Flug von Frankfurt nach Singapur stellte sich letzterer sehr schnell als mein Favorit heraus – ich würde sogar sagen, dass es sich dabei um den für meinen Geschmack besten Champagner gehandelt hat, den ich bislang in einem Flugzeug getrunken habe. Gar nicht so wirklich mein Fall ist hingegen der Krug, bei dem für mein Empfinden die durch lange Lagerung auf der Hefe entstehenden Röstaromen zu stark ausgeprägt waren. Überaus erstaunt merkte einer unserer Flugbegleiter an, dass sich 5 von 6 Gästen der ausgebuchten First Class für den Giraud-Champagner entschieden hatten, was ganz offensichtlich für dessen geschmackliche Qualität spricht.

Der Rest der Weinkarte bot mit Weißweinen aus Deutschland (Riesling) und Australien (Chardonnay) sowie Rotweinen aus Frankreich (Bordeaux und Burgund) sowie Australien eine durchaus sehenswerte, jedoch nicht besonders spektakuläre Auswahl. Wen es interessiert: die Flaschenpreise bewegten sich dabei von ca. 30 Euro für den deutschen Riesling über einen höheren zweistelligen Betrag für den Burgunder und den australischen Rotwein bis hin zu ca. 180 Euro für den Bordeaux. Auch bei den Spirituosen bewegt man sich eher im Mittelfeld – die Ausnahme sind dabei lediglich der Scotch Whisky, hier werden mit einem Johnny Walker Blue Label (ich persönlich bevorzuge jedoch den Chivas Royal Salute aus der Lounge) und einem Glenmorangie 19yo Single Malt durchaus Spitzenprodukte angeboten.

Sehr umfangreich ist hingegen die Auswahl bei den Heißgetränken – neben heißer Schokolade und Milo (einem ursprünglich australischen, jedoch in ganz Südostasien äußerst beliebten Malzgetränk, am ehesten wohl vergleichbar mit der schweizerischen Ovomaltine) werden mehrere Kaffeesorten und eine fast unübersichtliche Auswahl an Tee geboten. Die komplette Getränkekarte pro Flug kann wie üblich auf der Online-Speisekarte von Singapore Airlines eingesehen werden.

Kommen wir nun aber zu den Speisen. Auf den Flügen von Singapore nach Sydney wird zunächst nach dem Start eine der Tageszeit entsprechende Hauptmahlzeit serviert, kurz vor der Landung gibt es dann noch ein “Refreshment”. In unserem Falle wurde am Abend natürlich Abendessen angeboten. Auch auf diesem Flug bietet Singapore Airlines in der First und Business Class natürlich den Vorbestell-Service Book the Cook an, wobei die Auswahl an vorbestellbaren Hauptgerichten für die Hauptmahlzeit (für Mahlzeiten vom Typ “Refreshment” ist keine Vorbestellung möglich) ab dem Heimatflughafen von Singapore Airlines überaus beeindruckend ist. Wählen kann man hier aus über 40 Gerichten, die neben westlicher Küche auch Speisen aus Singapur, Malaysia und Indien umfasst.

Abendessen

Vom Book the Cook-Angebot haben wir natürlich Gebrauch gemacht, und während ich mich beim Abendessen für den All-Time-Favoriten Lobster Thermidor entschieden habe, wählte Madame das schier unaussprechliche “Nyonya Ayam Goreng Lengkuas, Ikan Assam Pedas Dan Sambal Udang” aus der Kategorie “Asiatische Küche”, von dem sie leider versäumt hat, ein Foto zu machen.

Bevor der Tisch eingedeckt wurde, wurde auch hier ein Hühner-Sate gereicht, dessen Qualität wie erwartet deutlich besser war als das in Frankfurt produzierte Canapé vom vorangegangenen Flug.

Hühner-Sate vor Beginn des Abendessens

Anschließend begann das Dinner aber mit dem obligatorischen Kaviar, der exakt so präsentiert wurde wie auf dem vorangegangenen Flug. Aufgrund der späten Stunde habe ich dann auf eine Suppe verzichtet, während Madame die kantonesische Hühnersuppe wählte.

Auf ein Glas Vodka zum Kaviar habe ich in diesem Falle verzichtet, auch wurde mir dieser nicht proaktiv angeboten (abgelehnt hätte ich ihn aber dennoch).

Der als Hauptgang servierte Lobster Thermidor, vermutlich das beliebteste Gericht aus der Book the Cook-Auswahl war hierbei geschmacklich ausgezeichnet, lediglich die Präsentation ließ ein wenig zu wünschen übrig. Auch das von Madame bestellte Hauptgericht war geschmacklich einwandfrei, so dass wir die Vorbestellung von Gerichten auf Flügen ab Singapur definitiv empfehlen können.

Singapore Airlines Book the Cook Lobster Thermidor

Auf einen Nachtisch haben wir dann verzichtet, da für uns längst Schlafenszeit war und wir die ohnehin kurze verbleibende Zeit für ein wenig Erholung nutzen wollten.

Refreshment

Vor dem Schlafengehen wurden wir gefragt, ob wir das morgendliche “Refreshment”, d.h. einen kleinen Imbiss, einnehmen wollen würden. Wir wollten, und so kündigte man an, uns im Zweifelsfalle ca. eineinhalb Stunden vor der Landung zu wecken. Da wir zu diesem Zeitpunkt ohnehin von selbst aufgewacht waren und die Waschräume aufsuchen mussten, servierte man uns das Refreshment sodann auch direkt nach dem Aufstehen.

Zur Auswahl stand neben einem Congee (d.h. einem herzhaften asiatischen Reisbrei) mit Huhn auch eine Art Pizza, wobei wir uns beide für das Congee entschieden haben. Dieses kam zwar recht dünn daher, war aber nach einem Nachtflug mit seiner trockenen Luft genau das richtige, um uns wieder ein wenig Leben einzuhauchen.

Refreshment: Congee mit Hühnerfleisch

Während man sich unter dem Begriff “Refreshment” in der Economy Class (und mitunter je nach Airline selbst in der Business Class) maximal ein verpacktes Sandwich vorstellt, das lieblos auf den Klapptisch geknallt wird, wurde hier auch für den einen Gang ein vollständig eingedeckter Tisch mit komplettem Service geboten.

Ankunft

Unsere Piloten hatten vor dem Start bereits angekündigt, dass wir aufgrund der Windverhältnisse eine sehr kurze Flugzeit haben würden, weshalb wir auch eine halbe Stunde später als geplant starten würden – man hätte darüber hinaus seitens der australischen Luftverkehrsaufsicht angekündigt, keine frühzeitige Landung zulassen zu können. Dennoch erreichten wir den Flughafen von Sydney etwa eine halbe Stunde vor der geplanten Landezeit, mussten jedoch keine Warteschleifen fliegen. Nach der Landung stellte sich hingegen heraus, dass unser geplantes Gate noch nicht frei war, nach 20 Minuten warten auf dem Vorfeld wurde uns jedoch ein Ersatz-Gate zugeteilt, das sich ganz am Ende des Terminalgebäudes befand.

Bei der Einreisekontrolle nach Australien können Angehörige bestimmter Nationalitäten (Deutschland ist, im Gegensatz z.B zur Schweiz und Hongkong nicht dabei) automatische Kontrollspuren nutzen. Hierbei ist es jedoch erforderlich, sich vorab an Selbstbedienungs-Kiosks mit seinem Pass zu registrieren, woraufhin eine Zutrittskarte für die automatisierte Grenzkontrolle ausgedruckt wird. Da ich dies nicht nutzen konnte, begab ich mich an einen Schalter, wo ich tatsächlich von unserem Flug der erste war und keinerlei Wartezeiten hatte. Nach der zügigen Passkontrolle ging es dann weiter in die Gepäckausgabe, wo relativ viel Andrang herrschte.

Unser Gepäck wurde nach ca. 10 Minuten Wartezeit auf dem Band ausgegeben, und wir begaben uns zur Zollkontrolle, wo sich bereits eine erhebliche Warteschlange in die Gepäckhalle hinein gebildet hatte. Vor der Zollkontrolle wurden die vorab im Flugzeug auzufüllenden Zolldeklarationen eingesammelt, bevor man entweder direkt zum Ausgang oder zu einer Gepäckkontrolle geschickt wurde. Hierbei drängte sich mir in ganz erheblicher Weise der Verdacht eines massiven Racial Profiling auf, denn während ich und sonst ausschließlich europäisch aussehende Mitreisende direkt zum Ausgang gehen konnten, wurden insbesondere alle asiatisch aussehenden Fluggäste, darunter auch Madame, zur Gepäckkontrolle geschickt. Vor dieser hatte sich ebenfalls eine äußerst lange Warteschlange gebildet, und ich machte mich schon auf eine längere Wartezeit im ebenfalls ziemlich gut gefüllten und recht engen Ankunftsbereich des Flughafens gefasst. Insgesamt dauerte die Gepäckkontrolle dann nur etwa 15 Minuten, wobei laut Madames Bericht die Gepäckstücke entweder durch ein Röntgengerät geschickt oder von Hunden beschnüffelt wurden. Dennoch muss ich an dieser Stelle den dringenden Appell an die australischen Behörden loswerden, doch bitte alle einreisenden Personen zu kontrollieren, wenn schon die große Angst besteht, man könne für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt schädliche Gegenstände einschleppen; die entsprechende Auswahl der Gäste daran festzumachen, ob einem die jeweilige Nase gefällt oder nicht, ist längst nicht mehr zeitgemäß.

Fazit

Die Singapore Airlines Suiten im Airbus A380 sind tatsächlich so spektakulär wie sie auf Bildern und in Berichten daherkommen. In Kombination mit einem so exzellenten Service wie auf diesem Flug kann ich mir derzeit nicht vorstellen, dass ein anderes First Class-Produkt hier auch nur ansatzweise mithalten kann. Schade finde ich daher in erster Linie, dass die begrenzte Anzahl von Flugzeugen, die dieses Produkt bietet, auf solch vergleichsweise kurzen Strecken eingesetzt wird, denn sein volles Potential kann solch ein Produkt eigentlich nur auf wirklich langen Flügen voll ausspielen.

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