- Stilvoll nach Hongkong
- Hilton Brussels Grand Place
- Brussels Airlines The Loft, Brüssel-Zaventem
- Lufthansa First Class Lounge A, Frankfurt
- Lufthansa First Class Terminal, Frankfurt
- Lufthansa First Class Frankfurt – Hongkong Airbus A340-600
- Crowne Plaza Causeway Bay, Hongkong
- The Ritz Carlton, Hongkong
- Singapore Airlines SilverKris Lounge Hongkong
- SWISS First Class Hongkong – Zürich Boeing 777-300ER
- SWISS First Class Lounge A, Zürich
- Brussels Airlines Business Class Zürich – Brüssel Airbus A319
Für den Rückflug von Hongkong nach Europa hatte ich, da der gewählte Tarif es hergab, statt des Lufthansa-Flugs über Frankfurt den SWISS-Flug über Zürich gewählt. Obwohl wir diese Strecke schon unzählige Male in der SWISS First Class zurückgelegt haben, bot sich uns dadurch die Gelegenheit, beide First Class-Produkte der Lufthansa Group vor Einführung der neuen Kabinen (mithin als Allegris bzw. Swiss Senses bezeichnet, obwohl es sich um das gleiche Hartprodukt handelt) noch einmal zu erleben. Ich gehe davon aus, dass die Lufthansa Group First Class nach vollständiger Umstellung der Flotten aufgrund sehr geringer Verfügbarkeit kaum noch zu vernünftigen Preisen zu buchen sein wird (abgesehen davon, dass das neue Produkt auch nicht unseren Anforderungen entspricht), weshalb diese Gelegenheit eigentlich genau zur richtigen Zeit kam. Tatsächlich haben wir auf diesem Flug einige (positive) Überraschungen erlebt, mehr Details dazu aber in diesem Artikel.
Informationen zum Flug | |
Zeitpunkt | November 2024 |
Fluggesellschaft | SWISS International Air Lines (LX/SWR) |
Von | Flughafen Hongkong Chek Lap Kok (HKG/VHHH) |
Nach | Flughafen Zürich-Kloten (ZRH/LSZH) |
Flugnummer | LX139/SWR139 |
Abflugzeit | 23:20 Uhr |
Ankunftszeit | 06:10 Uhr +1 |
Dauer | 13:10 Stunden |
Flugzeug | Boeing 777-300ER (B77W) HB-JNL |
Reiseklasse | First (F) |
Sitzplatz | 1K |
Vor dem Flug
Da der In Town Check In, der in Kooperation mit der U-Bahn-Gesellschaft von Honkgong angeboten wird, seit Corona leider nur noch für Fluggäste der Cathay Pacific-Gruppe möglich ist, mussten wir notgedrungen unser Gepäck selbst auf dem MTR Airport Express zum Flughafen bringen. Der Check In für die beiden Lufthansa Group-Flüge am späten Abend öffnet ca. 3 Stunden vor Abflug (d.h. zwischen 20:00 und 20:30 Uhr), wir waren kurz nach Beginn des Check In gegen 20 nach 8 in der Reihe F der Abflughalle, in der die Lufthansa Group ihre Flüge abfertigt.
An den beiden First Class-Schaltern, die auch für den Check In von StarAlliance Gold-Mitgliedern vorgesehen sind, trafen wir hierbei keine Warteschlange an, so dass der Check In selbst recht zügig von statten ging. Hier erlebten wir gleich zwei der positiven Überraschungen, die uns auf diesem Flug erwarten würden – zwar ist die Singapore Airlines-Lounge als einzige StarAlliance-Lounge in Hongkong inzwischen in vollem Umfang (d.h. einschließlich des First Class-Bereichs) bis zum Abflug der Lufthansa Group-Flüge geöffnet und wird auch im Lounge Finder der Lufthansa als einzige Option angezeigt, jedoch bietet man weiterhin optional Zugang zur Plaza Premium First-Lounge (diese hatte SWISS schon länger im Programm) und ebenfalls den Zugang zur „Intervals Sky Bar“, einem Priority Pass-Restaurant, das im vergangenen Jahr als Ersatz für die noch in Renovation befindliche Singapore Airlines-Lounge herhalten musste.
Wir kannten die Plaza Premium First-Lounge an der Terminalwurzel schon von früheren Besuchen und wussten daher, dass die inkludierten Leistungen trotz des recht stolzen Walk Up-Preises in Höhe von 768 HKD (ca. 95 EUR) nicht alle Angebote der Lounge umfassen – so ist beispielsweise der à la carte-Speisenservice auf ein Hauptgericht pro Person beschränkt, auch für manche Angebote der Bar oder die Nutzung der Duschräume wird zumindest in manchen Fällen ein zusätzliches Entgelt erhoben. Dementsprechend wäre diese Lounge allerhöchstens unsere zweite Wahl gewesen (hier ein englischsprachiger Review von pointmetotheplane).
Die andere „Lounge“, die als Option zur Verfügung gestanden hätte, ist die Intervals Sky Bar, die sich auf der Brücke zwischen dem Hauptterminal und dem nördlichen Satellitenterminal (Gates 13 bis 21) befindet. Bei dieser handelt es sich um ein sogenanntes Priority Pass-Restaurant, in dem Inhaber einer entsprechenden Lounge-Mitgliedschaft einen Freiverzehr in Anspruch nehmen können. Wie genau die Situation mit der Lufthansa Group geregelt ist, ist mir nicht bekannt, da es sich hierbei jedoch nicht um eine klassische Lounge handelt und insbesondere keine Duschen zur Verfügung stehen, kam ein Besuch für uns nicht wirklich in Frage – hier aber ein ebenfalls englischsprachiger Review dieser Einrichtung von The Mile Lion.
Nachdem man uns die zur Verfügung stehenden Lounge-Optionen am Check In erläutert hatte und wir klar gemacht hatten, dass wir die Singapore Airlines SilverKris Lounge bevorzugen würden, erlebten wir die zweite Überraschung an diesem Abend – direkt neben dem Check In-Schalter stand nämlich eine ganze Horde von Flughafen-Mitarbeitenden, die zunächst wie bestellt und nicht abgeholt wirkten. Als wir mit unserem Check In fertig waren, kam eine der Mitarbeiterinnen auf uns zu und bot uns an, uns bis zur Lounge zu begleiten. Wie ich schon im Bericht über den Hinflug vermutet hatte, hat die Lufthansa Group ihre First Class-Bodenservices in Hongkong tatsächlich dahingehend aufgewertet, dass jetzt sowohl bei Ankunft als auch beim Abflug ein vollwertiger Begleit-Service zur Verfügung steht.
In Begleitung der zwei Damen, die im Lufthansa-Jargon auch als „Personal Assistants“ bezeichnet werden, konnten wir sodann auch die Crew-Sicherheitskontrolle nutzen, was uns sicherlich 5 bis 10 Minuten Zeitvorteil gebracht hat. Eine Begleitung bis in die Lounge wäre zwar nicht notwendig gewesen (wir kennen uns aus), wir waren uns aber nicht ganz sicher, ob es nicht unhöflich wirken würde, die Damen direkt nach Inanspruchnahme der eigentlichen Mehrwertleistung (nämlich der beschleunigten Sicherheitskontrolle, immerhin gibt es in Hongkong keinen regulären Fast Track) wieder zurück zu schicken. Abgelehnt haben wir bei Ankunft an der Lounge dann jedoch das Angebot, uns rechtzeitig vor Beginn des Boarding wieder in der Lounge abholen zu kommen.
Die restlichen ca. 2 Stunden vor Einsteigebeginn verbrachten wir dann auch in besagter Singapore Airlines Lounge, bevor wir uns auf den Weg zum Gate machten. Hier wurden First Class-Gäste natürlich als erstes zum Einsteigen aufgerufen, wie schon erwartet funktionierte bei mir die Gesichtsbiometrie am Gate nicht; in Hongkong wird bereits beim Betreten des Sicherheitsbereichs ein automatischer Abgleich zwischen Bordkarte, Pass und Gesicht vorgenommen, so dass beim Einsteigen nur noch „das Gesicht vorgezeigt“ werden muss und ein erneuter Abgleich von Pass und Bordkarte entfällt. Diese automatische Registrierung hatte bei mir aber bereits bei der Sicherheitskontrolle nicht funktioniert, so dass ich am Gate dann doch noch einmal Bordkarte und Pass vorzeigen musste. Offenbar mögen die asiatischen Biometrie-Systeme mein Gesicht nicht, denn in Singapur hatte ich im vergangenen Jahr ähnliche Schwierigkeiten.
Auf dem kurzen Weg durch die Fluggastbrücke wurden wir dann in Eimerketten-Manier von einem Mitarbeiter zum nächsten übergeben, bis wir schlussendlich im Flugzeug ankamen.
An Bord
Im Flugzeug erwartet uns dann die hinlänglich bekannte aktuelle SWISS First Class-Kabine mit ihrer 1-2-1-Anordnung in zwei Reihen und insgesamt 8 Sitzplätzen. Da bei unserer Buchung die nebeneinanderliegenden Mittelplätze in beiden Reihen bereits belegt waren, hatten wir uns für die Fensterplätze auf der Steuerbordseite des Flugzeugs entschieden.
Über den Fensterplätzen befinden sich hierbei Overhead-Bins, die über den mittleren Sitzen fehlen – in der ersten Reihe wird der Luftraum aber dennoch durch eine Absenkung der Kabinendecke leicht eingeschränkt, da sich darüber der Ruhebereich für die Cockpit-Besatzung befindet.
Kurz nach der Ankunft an unseren Sitzen wurden wir von den drei überaus freundlichen, für die First Class-Kabine zuständigen Flugbegleiterinnen in Empfang genommen, und wir erhielten neben je einem Glas Begrüßungs-Champagner auch unsere Amenity Kits, Schlafanzüge und Hausschlappen – über letztere war ich jedoch nicht ganz so glücklich, da SWISS inzwischen auch die für meine Begriffe etwas merkwürdigen „Cumuli“-Schlappen anbietet, die auch die Lufthansa seit längerem im Programm hat.
Schon bei der Abfrage der Pyjama-Größe erlebten wir die nächste Überraschung auf diesem Flug, denn neben unterschiedlichen Größen ist es neuerdings möglich, zwischen einem langärmeligen und einem kurzärmeligen Pyjama zu wählen. Während ich die klassische langärmelige Variante bevorzuge, entschied sich Madame für einen der neuen Kurzarm-Schlafanzüge, die darüber hinaus in einer abweichenden Farbgestaltung daher kamen.
Beide Varianten kommen weiterhin vom schweizer Unterwäsche-Hersteller Zimmerli und sind aus 100% Baumwolle gefertigt, weshalb sie einen deutlichen Vorteil gegenüber den nach wie vor bei der Lufthansa ausgegebenen Van Laack-Pyjamas mit einem 40-prozentigen Polyesteranteil haben – man schwitzt einfach nicht so leicht in den Baumwoll-Schlafanzügen.
Der überaus aufmerksame Service ging dann auch sofort weiter, nach einem heißen Tuch wurde uns auch direkt das Amuse Bouche, das bei SWISS im Gegensatz zur Lufthansa bereits am Boden serviert wird, überreicht.
Die nächste Überraschung folgte unmittelbar auf dem Fuße, denn ganz in der Manier japanischer Airlines tauchte man kurz darauf mit einem kleinen Körbchen an unseren Sitzen auf, in dem zusätzlich zu den Inhalten des Amenity Kits weitere Kosmetikartikel angeboten wurden – darunter u.a. Lippenbalsam, Mundspülung, Socken und Augenmasken. Auf meine erstaunte Nachfrage, woher dies denn komme, teilte man uns mit (die Crew war nicht nur überaus freundlich, sondern auch sehr gesprächig), dass dies eine Reaktion auf zahlreiche Beschwerden von Passagieren sei – zum einen habe man dem ungeliebten Anbieter „Soeder“, über den es wohl massive Reklamationen gegeben habe, über Bord geworfen und böte zukünftig Pflegeartikel der Marke Sisley an, zum anderen habe man üblicherweise nicht genutzte Elemente des Amenity Kits, wie Socken und Schlafmasken aus den Kits entfernt, um nun eine zusätzliche, größere Auswahl an Amenities optional bereitstellen zu können.
Während die Cremes in unseren Amenity Kits immer noch zur Marke Soeder gehörten, fanden wir in den zwei Waschräumen der First Class tatsächlich schon Hand- und Gesichtscreme von Sisley vor.
Einige Minuten vor Ende des Boardings machte auch der Kapitän seine Runde durch die First Class-Kabine, und wie bereits sein Kollege beim Hinflug war auch er sehr gesprächig und erkundigte sich u.a. recht interessiert bei Madame über die übliche Wetterlage in Hongkong zu dieser Zeit (für den Hinflug hatte man offenbar eine Stunde Treibstoff mehr geladen, weil eine Sturmwarnung vorlag).
Nicht zuletzt wurde uns auch jeweils ein WiFi-Voucher ausgehändigt, der inzwischen nicht mehr auf 50 MB pro Passagier und Flug begrenzt ist, sondern eine Flatrate für den gesamten Flug beinhaltet und einen nominalen Wert von 35 CHF hat.
Der Sitz
Die Sitze in der SWISS First Class unterscheiden sich geringfügig zwischen den bei der Fluggesellschaft eingesetzten Flugzeugtypen. Die älteste Version des Sitzes ist im Airbus A330 verbaut, hier müssen die Fluggäste ohne die Garderobe am Sitz auskommen – Boeing 777 und Airbus A340 sind mit den hier beschriebenen Sitzen im gleichen Stil (samt Garderobe) ausgestattet und unterscheiden sich nur geringfügig im verfügbaren Platzangebot (der Rumpf des A340 ist schmaler als der der Boeing 777).
Alle Sitze sind auf der Gangseite mehr oder weniger komplett eingehaust, am Fußende des Sitzes durch die persönliche Garderobe, am Kopfende durch einen teilweise ausfahrbaren Sichtschutz. Die nebeneinander liegenden Mittelsitze haben dazu noch die Möglichkeit, zwischen beiden Sitzen eine solide Trennwand auszufahren, so dass man auch hier ein komplett privates Erlebnis als Alleinreisender genießen kann (lediglich zu Start und Landung müssen alle Trennwände verstaut werden).
Am Kopfende des Sitzes befindet sich eine in mehreren Stufen dimmbare Leuchte, auf der Gangseite ergänzt durch ein Leselicht (zusätzlich können aber auch noch zwei Deckenstrahler unabhängig voneinander geschaltet werden, was insbesondere beim Essen sehr hilfreich ist). Auf der dem Gang abgewandten Seite befinden sich unter einer Klappe die Sitzkontrollen, der Entertainment-Controller (mit eigenem Touchscreen) und ein sehr schmales, verschließbares Staufach, in dem sich auch eine Steckdose befindet – die Steckdose ist jedoch an einer Stelle verbaut, die es fast unmöglich macht, größere Ladegeräte (z.B. eines Mac Book) hier vernünftig einzustecken.
Auf der Gangseite befindet sich unterhalb des elektrisch verstellbaren Sichtschutzes ein Halter für Getränkeflaschen und ein ausfahrbares Staufach – eigentlich der ideale Platz um seine Schuhe unterzubringen, je nach Schuhgröße wird es hier aber ein wenig eng. Gegenüber, am Fußende des Sitzes, befindet sich die ebenfalls ausziehbare Garderobe, in der üblicherweise auch einige Kleiderbügel vorgehalten werden. Die ausgezogene Tür der Garderobe dient bei Nacht auch als Sichtschutz-Tür, wodurch sich der Sitz rundherum abschotten lässt und eine „Suite“ im Stile von Airlines wie Emirates entstehen lässt.
Am Fußendes des Sitzes befindet sich nicht nur der große 32-Zoll- Unterhaltungsbildschirm, sondern auch ein Ottoman, der im Gegensatz zur Lufthansa jedoch nicht über Staumöglichkeiten verfügt und auch nicht verfahrbar ist. Dafür besitzt die Version von SWISS aber einen Sicherheitsgurt, weshalb er dazu geeignet ist, dass ein Mitreisender z.B. zum gemeinsamen Essen hier Platz nimmt.
Auf der dem Gang abgewandten Seite des Sitzes findet man unter einer Abdeckung den großen und schweren Tisch, davor befindet sich bei der Boeing 777 eine Abstellfläche für Getränke aus aufgerautem Hartkunststoff – hier hat man offenbar von den Erfahrungen auf dem Airbus A330 gelernt, wo diese Ablagefläche noch nicht vorhanden ist. Aufgrund der sehr glatten Oberfläche des Holzfurniers der Seitenkonsole rutschen darauf abgestellte Gläser gerne einmal hin und her, weshalb im Airbus ein separater Untersetzer erforderlich ist – in der Boeing 777 kann man aufgrund dieser speziellen Ablagefläche, die im Dunkeln auch stimmungsvoll von innen heraus beleuchtet werden kann, hierauf verzichten.
Während die Sitze in der SWISS First Class gestalterisch sehr modern wirken, finde ich persönlich sie nicht so bequem wie ihre Pendants bei der Lufthansa. Einer der Haupgründe dürfte sein, dass die Sitze bei SWISS überwiegend auf Luftdruck setzen, um die Polster in Form zu halten. Dieser Luftdruck fluktuiert mitunter (zwischenzeitlich springt ein Kompressor an, um den Sitz wieder „aufzupumpen“), was je nach Sitzposition deutlich spürbar ist. Die Privatsphäre ist, aufgrund des deutlich besser eingehausten Sitzes, insbesondere während der Start- und Landephase weitaus besser als bei der Lufthansa, während der Nacht im Schlaf finde ich persönlich den Unterschied aber nicht so gravierend.
Der Service
Am meisten überrascht hat mich auf diesem Flug der gebotene Service – das bezieht sich einerseits natürlich auch auf die verbesserte Auswahl an Amenities wie die Kurzarm-Pyjamas oder die zusätzlichen Kosmetikartikel, vor allem aber auf die Einstellung und Verhaltensweise der Crew. Wie schon erwähnt war man überhaus freundlich und zuvorkommend, dabei eben auch gesprächig und ehrlich interessiert an der Meinung der Kundschaft. Gleichzeitig wurde auch mitgedacht, denn als ich während der allgemeinen Begrüßung auf dem Ottoman an Madames Sitz platz genommen hatte, bot man uns sofort und ohne Nachfrage an, diese Sitzanordnung auch für das Abendessen beizubehalten (für den Start musste ich natürlich auf meinen Sitz zurückkehren).
Im Laufe des Flugs hatte ich auch die Gelegenheit, mich mit der Besatzung über das in der Vergangenheit immer weiter nachlassende Service-Angebot bei der Lufthansa Group und insbesondere natürlich auch über die geplanten Veränderungen bei den Kabinen. Ich möchte hier nicht die gesamten Gespräche wiedergeben, aber so viel sei gesagt: in der Belegschaft ist man ähnlich unglücklich wie die Kunden über einige Entscheidungen, die innerhalb der Lufthansa Group in den letzten Jahren getroffen wurden – deutliche Skepsis war auch hinsichtlich der zu erwartenden Akzeptanz des neuen First Class-Produkts bei den Kunden zu spüren.
Das Bett
Nach einem ausgiebigen Abendessen war es dann schließlich Zeit, auf diesem langen Nachtflug ins Bett zu gehen. Wie in der First Class üblich wird natürlich auch bei SWISS der Sitz komplett flach gelegt, mit einer Matratzenauflage versehen und mit Kissen und Bettdecke ausgestattet.
In liegender Position sieht man aufgrund der rundumlaufenden Trennwände bei ausgezogener Garderobe praktisch nichts von den Mitreisenden, sofern nicht jemand seinen Kopf direkt über die Trennwände streckt. Die drei Fenster, über die jeder Fensterplatz verfügt, können dabei sowohl mit Verdunklungs-Elementen als auch einem lichtdurchlässigen Plissé verschlossen werden – all diese Elemente werden elektrisch betätigt.
Extrem aufgefallen ist mir in der Nacht, dass die Kabine auch bei ausgeschalteter Beleuchtung sehr hell bleibt – schuld daran sind praktisch ausschließlich die zwei für jeden Platz vorhandenen Nichtraucher-Zeichen an der Kabinendecke, die die Kabine so stark erhellen, dass man vielleicht nicht mehr lesen kann, aber für lichtempfindliche Personen durchaus Schwierigkeiten bestehen könnten, ein- oder durchzuschlafen. Die Sitze in Reihe 1 bekommen dabei mitunter zusätzliches Licht aus der Galley bzw. dem vorderen Einstiegsbereich ab, wenn die Vorhänge nicht richtig geschlossen sind.
Verpflegung
Auf diesem langen, 13-stündigen Nachtflug wird nach dem Start gegen Mitternacht ein vollwertiges Abendessen serviert, unmittelbar vor der Landung gibt es zusätzlich ein kleines Frühstück. Die Speise- und Getränkekarte präsentierte sich für unseren Flug wie folgt:
Grundsätzlich ist es möglich, die Mahlzeiten zu jedem beliebigen Zeitpunkt einzunehmen, was auf einem reinen Nachtflug aber natürlich wenig Sinn macht, da man ja die meiste Zeit zu schlafen beabsichtigt.
SWISS bietet im Übrigen auf Flügen ab der Schweiz grundsätzlich in der First Class ein zusätzliches, nicht auf der Karte befindliches Gericht an – hier lohnt es sich nachzufragen, denn es handelt sich bei diesen „Geheimgerichten“ in aller Regel um sehr solide Hausmannskost, die qualitativ teilweise besser daherkommt als die regulär angebotenen Gerichte. Mitunter hat man auch auf den Flügen in die Schweiz Glück, denn manchmal ist noch eine Portion dieses Gerichts vom Hinflug übrig und noch nicht abgelaufen, so dass man auch auf Flügen nach Zürich oder Genf in den Genuss dieser Spezialitäten kommt. Auf unserem Flug war tatsächlich ein Hirschpfeffer (Hochdeutsch: Hirschragout) verfügbar, für den Madame sich entschieden hat.
Abendessen
Wie weiter oben bereits erwähnt hatten wir uns vor dem Essen bereits entschieden, das Essen gemeinsam auf Sitz 2K einzunehmen, wobei ich auf dem Ottoman Platz nahm und Madame auf ihrem Sitz blieb. Tatsächlich bietet sich diese Option in erster Linie dann an, wenn man keine nebeneinanderliegenden Sitze im mittleren Kabinenblock reservieren konnte und dennoch gemeinsam speisen möchte – trotz des großen Tischs ist es platztechnisch immer mit Kompromissen verbunden, wenn man diese Option wählt, weshalb es auf den mittleren Plätzen deutlich einfacher und bequemer ist, im Nebeneinandersitzen auf separaten Tischen zu essen.
Gemeinsam mit unserem zweiten Apéritif wurde uns zur Überbrückung der Wartezeit bis zur Vorspeise jeweils ein Schälchen mit gewürzten Nüssen serviert.
Früher wurden die Vorspeisen in der SWISS First Class von einem Buffet-Trolley serviert, so dass man sich seine Vorspeisenauswahl individuell direkt am Platz zusammenstellen lassen konnte. Ob dies grundsätzlich nicht mehr so gehandhabt wird (es klang seitens der Crew so), oder ob man darauf nur wie früher bei späten Abend-Abflügen verzichtet weiß ich nicht, jedenfalls mussten wir unsere Vorspreisen direkt von der Karte bestellen, wobei wir um eine kleine Zusammenstellung aller Optionen baten (so, wie wir das auch beim Vorspeisen-Trolley gemacht hätten). Auf Suppe und Salat verzichteten wir jedoch auf Anraten unserer Flugbegleiterinnen, da man die Befürchtung hatte, das könne insgesamt dann zu viel sein.
Serviert wurden uns als Vorspeisen dann jeweils zwei separate Teller mit Fisch- und Fleischoptionen – während der bei SWISS zum Standard-Repertoire gehörige Balik-Lachs (meiner Ansicht nach überbewertet) und die getrockneten Fleischspezialitäten erwartungsgemäß einwandfrei waren, stellten die Crevetten den Schwachpunkt der Vorspeisenauswahl dar – sie waren nicht ordentlich gewürzt und reichlich zäh.
Zum Hauptgang wurden uns dann das gewählte Hirschgulasch und das Rinderfilet präsentiert, und während das ganze geschmacklich durchaus überzeugen konnte, war in beiden Fällen das Fleisch recht zäh – oftmals hängt die Qualität aber direkt mit den Fähigkeiten des lokalen Caterers zusammen, so dass dies je nach Abflugort stark variierten kann (hingegen wurde der Hirsch in jedem Fall in der Schweiz zubereitet).
Nach diesen zwei Gängen waren wir pappsatt, weshalb wir kein Dessert bestellt haben sondern uns dafür entschieden, eine Käseplatte zu teilen.
Generell lässt sich sagen, dass die Speisen in der SWISS First Class grundsätzlich qualitativ und geschmacklich besser sind als diejenigen, die Lufthansa in seiner höchsten Kabinenklasse serviert – das war auch dieses mal ganz klar wieder der Fall. Leider war die Qualität des uns auf diesem Flug servierten Essens nicht ganz optimal (ich habe bei SWISS tatsächlich schon besser gegessen), weshalb man hier immer noch nicht mit Singapore Airlines oder anderen, für ihre Verpflegung bekannten, Airlines in einer Liga mitspielen kann.
Frühstück
Wie auch bei der Lufthansa ist das Frühstücks-Angebot bei SWISS eher unspektakulär (was aber vermutlich eher ein grundsätzliches, deutsch-schweizer Problem ist, denn beide Länder sind nicht von Ungefähr für andere Dinge denn ihr Frühstück international bekannt), bietet man hier doch lediglich ein grundlegendes Angebot an kontinentalen Frühstücksgerichten ohne jegliche warme Option an. Auf Flügen von und nach Asien würde ich hier zumindest eine warme Option wie gebratene Nudeln erwarten, meinetwegen würde es aber auch ein Omelette schon tun.
Da ich aber ohnehin kein großer Frühstücker bin, gab ich mich mit ein paar Früchten, einer Schüssel Birchermüesli und einem Gipfeli (Hochdeutsch Französisch: Croissant) nebst einem Orangensaft und einer Tasse Kaffee zufrieden – immerhin sollten wir nach der Ankunft noch die Gelegenheit haben, zu eher frühstücksüblicher Zeit ein etwas umfangreicheres Frühstück in der First Class Lounge einnehmen zu können.
Ankunft
Die First Class-Passagiere ankommender SWISS-Langstreckenflüge im Terminalbereich E (dem Satellitenterminal) des Flughafens Zürich erhalten auch bei der Ankunft eine Sonderbehandlung. Direkt hinter der Flugzeugtür wartet ein Fahrer, der alle in Frage kommenden Passagiere einsammelt und diese über Treppen direkt am Gate aufs Vorfeld bringt. Hier steht ein Kleinbus bereit, dessen Interieur grob an das Design der SWISS First Class angelehnt ist, mit diesem werden die Passagiere durch den Straßentunnel zwischen Concourse E und dem Airside Center-Gebäude gefahren und müssen nicht die als „Heidi Train“ bekannte öffentliche Untergrund-Luftkissen-Seilbahn zwischen den beiden Terminal-Teilen nutzen.
Bei unserer Ankunft lief das ganze etwas holprig ab, denn noch in der Fluggastbrücke waren offenbar zwei berechtigte Mitreisende verloren gegangen (diese hatten möglicherweise aufgrund sprachlicher Barrieren nicht verstanden, dass sie abgeholt würden), nachdem diese von unserem Fahrer wieder aufgefunden werden konnten, ging es los zum Hauptterminal.
Hier wird zunächst ein Stopp an der Passkontrolle für mobilitätseingeschränkte Reisende (die auch beim Wechsel von First Class-Passagieren zwischen den Lounges A und E genutzt wird) eingelegt, wo für alle Passagiere des First Class-Busses die Einreiseformalitäten erledigt werden. Wer keinen Weiterflug hat, besteigt dann wieder den Bus und wird zur Gepäckausgabe gefahren, wer einen Weiterflug hat, muss sich direkt neben der Passkontrolle einer Transit-Sicherheitskontrolle unterziehen (diese entfällt für Passagiere mit Herkunftsort USA oder Singapur) und kann sodann ohne lange Wege über einen Aufzug direkt zum Hintereingang der First Class-Lounge im Abflugbereich A gelangen.
Fazit
Bislang war ich eigentlich immer der Ansicht, dass die First Class-Produkte von Lufthansa und SWISS insgesamt etwas gleichauf liegen, die Stärken und Schwächen der jeweiligen Produkte taten eher in einzelnen Bereichen zu Tage; so war der Service bei Lufthansa bislang immer einen Tick besser und konsistenter, während man bei SWISS durchaus auch einen schlechten Tag erwischen konnte. Hingegen war das Essen bei SWISS eigentlich immer deutlich besser, während mir die Bodenservices der Lufthansa etwas eher zusagten.
Dieses Erlebnis in der SWISS First Class war jedoch von einer Reihe positiver Überraschungen geprägt – die größte hierbei war, dass meine bisherige Einschätzung bezüglich der Gleichwertigkeit der Produkte von Lufthansa und SWISS deutlich widerlegt wurde. Sicher, wir mögen beim Hinflug mit der Lufthansa einen sehr schlechten Tag erwischt haben während SWISS möglicherweise einen überdurchschnittlich guten hatte, aber dieser Flug hat mich wieder einmal darin bestärkt, dass ich persönlich das Produkt der SWISS dem der Lufthansa vorziehe – ganz generell würde ich sogar sagen, dass SWISS im Vergleich mit allen First Class-Produkten, die ich bisher erleben durfte (darunter British Airways, Thai, Emirates, Singapore Airlines etc.) das für meine Bedürfnisse beste Produkt anbietet. Durch die erlebten Detailverbesserungen konnte dies sogar noch ein wenig gesteigert werden und die Crew-Leistung auf diesem Flug konnte mit den ganz großen im internationalen Luftverkehrsgeschäft problemlos mithalten. Wirklich schade, dass dieses Erlebnis in absehbarer Zeit aufgrund der Umstände, die die neuen Kabinen mit sich bringen, wohl kaum noch möglich sein wird.