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- Hotel Indigo London Tower Hill
- South Western Railway Siemens Desiro Class 450 London – Godalming
- The Inn on the Lake Godalming
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- British Airways Galleries Club South London-Heathrow
- British Airways Club Europe London (LHR)-Düsseldorf Airbus A319
Für die Familienfeier über das chinesische Neujahrsfest, die der Hauptanlass unserer Reise war, mussten wir uns von London aus ins ländliche Godalming südwestlich von London begeben. Dazu kam im Grunde nur die Bahn als Verkehrsmittel in Frage, und die britische Bahngesellschaft South Western Railway (SWR) bietet auf der Regionalverbindung von London nach Portsmouth sowie Southend-on-Sea am Wochenende halbstündliche Verbindungen an.
Bei diesen Zügen handelt es sich quasi um das britische Äquivalent eines Regionalexpress, der an mehreren Unterwegsbahnhöfen auf der Strecke hält. Je nach gewählter Verbindung benötigen die Züge für die ca. 50 Kilometer lange Strecke zwischen 45 und 75 Minuten, der Preis liegt je nach Abfahrtszeit (Tarife werden zwischen der Hauptverkehrs- und Nebenzeit unterschieden) für eine Hin- und Rückfahrt in der zweiten Klasse bei erstaunlich teuren 37 GBP pro Person.
Die Verbindung auf dieser Linie bietet zwar auch jeweils am Ende der einzelnen Zugteile (zum Einsatz kommen 4-teilige Einheiten des Desiro UK Baureihe 450 von Siemens jeweils in Doppeltraktion) ein Abteil der ersten Klasse, darauf konnten wir aber auf der kurzen Strecke gut verzichten. Laut Webseite der Betreiberin sind auf dieser Strecke auch Sitzplatzreservierungen möglich, mir ist aber nicht ganz klar, wie das funktionieren soll, denn die Ausstattung der Züge entspricht dem gängigen Regionalexpress-Standard, Reservierungsanzeigen oder dergleichen habe ich keine gesehen.
Informationen zur Fahrt | |
Zeitpunkt | Februar 2024 |
Gesellschaft | South Western Railway |
Von | London Waterloo Station |
Nach | Godalming |
Linie | London – Portsmouth |
Abfahrtszeit | 13:45 Uhr |
Ankunftszeit | 14:33 Uhr |
Dauer | 0:48 Stunden |
Zugtyp | Siemens Desiro UK Class 450 |
Reiseklasse | 2. Klasse |
Vor der Fahrt
Bei der vorbereitenden Recherche zu dieser Zugfahrt hatten wir festgestellt, dass eine Online-Vorabbuchung von Tickets zwar möglich ist, aber keinerlei Preisvorteil bot. Zum Verwenden der Online-Tickets hätten wir darüber hinaus die Mobile App der Bahnbetreiberin installieren (und vermutlich auch ein Kundenkonto anlegen) müssen, worauf wir aber verzichtet haben. Dementsprechend kauften wir unsere Fahrkarte erst kurz vor Abfahrt des Zuges an einem der zahlreich vorhandenen Automaten als Hin- und Rückfahrschein (“Open Return”), wofür wir jeweils zwei maschinenlesbare Magnetstreifen-Tickets erhielten – eines für die Hinfahrt, das nur am gewählten Datum gültig war, und eines für die Rückfahrt, das ab dem Hinfahrtsdatum für 30 Tage Gültigkeit besaß. Separate Tickets für Hin- und Rückfahrt erhält man deshalb, da das britische Eisenbahnsytem konsequent mit Bahnsteigsperren ausgestattet ist und die Fahrkarte bei Verlassen des Zielbahnhofs von der Bahnsteigsperre einbehalten wird.
Unser Zug sollte um 13:45 Uhr von Gleis 14 abfahren, und wir erreichten den recht betriebsamen Bahnhof London Waterloo Station gut eine halbe Stunde vorher, um uns noch mit Getränken für die Fahrt eindecken zu können.
Da die Züge der Linie London-Portsmouth während der Wendezeit am Bahnsteig stehen bleiben, konnten wir schon 15 Minuten vor Abfahrt einsteigen. Auf der Strecke gibt es einige Zwischenhalte, deren Bahnsteig zu kurz für die zweiteiligen Züge mit insgesamt 8 Wagen sind, deshalb wurde am Abfahrtsbahnsteig schon darauf hingewiesen, dass für den Ausstieg an diesen Unterwegshalten bestimmte Wagen nicht in Frage kommen, da deren Türen an diesen Halten nicht geöffnet werden. Im Gegensatz zu den meisten Doppeltraktionen in Kontinentaleuropa ist es bei diesen Zügen jedoch möglich, während der Fahrt zwischen den Zugteilen zu wechseln, da ein Übergang vorhanden ist.
An Bord
Auf dem Bahnsteig suchten wir uns einen Ruhewagen im vorderen Zugteil aus. Kurz nach dem Einsteigen wurde uns aber klar, dass das vermutlich keine gute Idee war, denn genau in diesem gekennzeichneten Ruhebereich hatte sich eine Familie mit Säuglingen niedergelassen, die durchaus einigen Krach machten. Ich bin nicht sicher, ob ich beruhigt oder frustriert sein soll, dass die Einhaltung gekennzeichneter Ruhebereiche nicht nur in Deutschland nicht funktioniert – wir haben uns dann jedenfalls einen Wagen weiter im Nicht-Ruhebereich niedergelassen, wo überraschenderweise absolute Stille herrschte.
Die Großraumbereiche zweiter Klasse (Abteile gibt es hier nicht) verfügen über eine 2+3-Sitzanordnung. Im Gegensatz zum japanischen Shinkansen-Netz, auf dem die gleiche Anordnung zum Einsatz kommt, entspricht das Lichtraumprofil in Großbritannien (und somit auch die Breite der Wagenkästen) weitestgehend dem kontinentaleuropäischen Standard, so dass die Sitze durch den zusätzlichen Sitz pro Reihe deutlich schmaler sind als von Deutschland, Österreich oder der Schweiz gewohnt. Das war zum Glück auf unserer Fahrt kein Problem, denn es wurde nie auch nur annähernd voll, so dass wir die ganze Fahrt über einen Vierer-Platz für uns alleine hatten.
Die Sitze sind dabei überwiegend gegenüber angeordnet, in einigen Reihen gibt es aber auch klassische Reihenbestuhlung, deren Sitzabstände jedoch sehr knapp bemessen sind. Dafür finden sich an allen Plätzen gegenüber an der Wand jeweils zwei Steckdosen, die jedoch ausdrücklich nur für das Laden elektronischer Geräte zugelassen sind.
Alle paar Reihen befindet sich unterhalb der Sitze auch ein Abfallbehälter, der vom Gang aus zugänglich ist. Abgesehen von dem zusätzlichen Sitz pro Reihe würde ich sagen, dass die Ausstattung dieser Züge etwas besser ist als im kontinentaleuropäischen Regionalverkehr.
An den Wagenübergängen gibt es jeweils auch Toiletten, einer der Wagen verfügt über ein sehr geräumiges barrierefreies WC.
Während der Fahrt waren erstaunlicherweise kaum Fahr- oder Motorgeräusche zu hören, die Schalldämmung der britischen Züge scheint besser zu sein als bei ihren europäischen Pendants. Beim Ausblick während der Fahrt irritierte zudem das Fehlen einer Oberleitung ein bisschen, denn auf den meisten Strecken innerhalb Englands werden die Züge nach wie vor über Stromschienen versorgt.
Trotz der vorhandenen Bahnsteigsperren wurde während der Fahrt übrigens eine Fahrscheinkontrolle durchgeführt – ich hatte aber den Eindruck, dass diese mehr dazu diente, dass das Personal Präsenz zeigen wollte, denn auch in der von der Schaffnerin getätigten Begrüßungs-Ansage wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, wo man das Personal bei Fragen oder im Falle möglicher Übergriffe finden konnte.
Nach einer durchaus angenehmen dreiviertelstündigen Fahrt kamen wir dann auch pünktlich an unserem Zielort Godalming (das übrigens, wie ich vor Ort erfahren habe, wie “Goddelming” ausgesprochen wird), an.
Fazit
Das britische Eisenbahnwesen genießt traditionell nicht den besten Ruf – auf dieser Fahrt konnte ich aber (mal abgesehen von der Nichteinhaltung des Ruhebereichs und dem recht hohen Fahrpreis) keine wirklich negativen Erfahrungen machen. Die Qualität der Fahrt befand sich mindestens auf dem Niveau europäischer Regionalzüge, die Pünktlichkeit bei Abfahrt und Ankunft war dagegen ein Merkmal, das man zumindest in Deutschland absolut nicht mehr erwarten kann.