Wer insbesondere ab München häufiger mit der Lufthansa auf Kurzstrecken im süddeutschen Raum oder nach Italien unterwegs ist, wird früher oder später schon einmal mit Air Dolomiti in Kontakt gekommen sein. Die zur Lufthansa Group gehörende italienische Regionalfluggesellschaft setzt ausschließlich Flugzeuge der Embraer 190-Familie ein und bedient damit für die Muttergesellschaft Lufthansa diverse Kurzstrecken ab München (u.a. manchmal auch die Strecke zwischen München und Stuttgart). Vor allem bei Flügen von München nach Italien kommt Air Dolomiti recht häufig zum Einsatz, dabei werden auch längere Strecken wie z.B. ins sizilianische Catania bedient.
Obwohl Lufthansa die Flugzeuge von Air Dolomiti eher im Stile der kleinen Flugzeugmuster von Lufthansa CityLine einsetzt und sich Air Dolomiti zu 100% im Besitz der Lufthansa Group befindet, führt man ähnlich wie z.B. bei SWISS einen separaten Markenauftritt mit von der Lufthansa abweichendem Design und auch unterschiedlichen Service-Elementen. Wir hatten in den letzten Jahren mehrfach die Gelegenheit, mit Air Dolomiti zu fliegen, dieser Bericht soll einen grundsätzlichen Eindruck über Unterschiede zu einem von Lufthansa oder Lufthansa CityLine durchgeführten Flug vermitteln.
Informationen zur Gesellschaft | |
Firmierung | Air Dolomiti S.p.A. Linee Aeree Regionali Europee |
EN/DLA | |
Flugzeugtypen | Embraer 190-Serie |
Zugehörigkeit | Lufthansa Group |
Vor dem Flug
Während sich der Service auf den von Air Dolomiti durchgeführten Lufthansa-Flügen am Boden nicht von dem der Muttergesellschaft unterscheidet (man checkt ganz normal bei Lufthansa ein und genießt als Vielflieger oder Gast der Business Class die gleichen Privilegien wie Loungezugang als würde man mit Lufthansa selbst fliegen), besteht vor allem beim Ein- und Aussteigen in München ein Unterschied zu den meisten Lufthansa-Flügen – genau wie die CRJ von CityLine werden auch die Embraer von Air Dolomiti in aller Regel auf dem Apron 35, südöstlich des Satellitenterminals von T2, abgestellt. Dies bedeutet, dass man in fast allen Fällen mit dem Bus boarded und aussteigt, wobei die Fahrt vom Hauptterminal zum Flugzeug aufgrund der etwas komplizierten Wegführung in München durchaus einmal 10 Minuten betragen kann.
An Bord
An Bord fällt zunächst das von Lufthansa abweichende Kabinendesign auf. Sitze und Trennwände sind in Blaugrün gehalten, während die Bestuhlung der Kabine der üblichen 2-2-Anordnung in der Embraer-190-Reihe entspricht. Was auffällt (und das habe ich bislang weder bei Helvetic noch bei KLM auf den gleichen Flugzeugmustern erlebt) ist, dass die linke und die rechte Sitzreihe leicht gegeneinander versetzt sind. Da in der Business Class wie bei Lufthansa üblich nur einer der Sitze auf jeder Seite belegt ist, kann dies mitunter die Kommunikation zwischen gemeinsam reisenden, auf unterschiedlichen Seiten des Flugzeugs in der gleichen Reihe sitzenden Personen erschweren.
Die Sitzabstände entsprechen dem für die E-Jet-Serie üblichen engen Bestuhlungsplan, was sich in der Business Class mit freiem Nebensitz (man kann sich schräg hinsetzen) nicht so stark ins Gewicht fällt, auf längeren Flügen (z.B. nach Sizilien) in der Economy Class aber durchaus unangenehm werden kann.
Interessant ist, dass man abweichend von Lufthansa und analog zu SWISS in der Business Class bereits beim Einsteigen eine Flasche Wasser, ein Erfrischungstuch und einen kleinen Keks erhält – bei unserem letzten Flug standen diese Artikel bereits beim Einsteigen auf den ausgeklappten Tischen an jedem Platz bereit.
Verpflegung
Die Verpflegung in der Air Dolomiti Business Class ist dagegen ein Thema für sich – hier weicht man komplett vom Standard der Muttergesellschaft ab, und scheint hier auch nicht unbedingt immer ein gutes Händchen zu beweisen. Auf unserem Flug von München nach Catania an einem späten Nachmittag (immerhin etwa 2 Stunden Flugzeit) wurde uns als “Essen” allen Ernstes ein Schälchen mit einer halben, klein geschnittenen Orange serviert (kein Scherz!), während es auf einem kurzen 40-Minuten-Mittags-Flug von Mailand nach München immerhin ein kaltes Reisgericht gab. Hier scheint man mit den Fluggästen Roulette zu spielen, weshalb ich dringend empfehlen würde, nicht hungrig auf einen Flug mit Air Dolomiti zu gehen.
Die Qualität des abgebildeten Reissalats war dann auch eher mäßig, bei der erwähnten Orange gab es qualitativ natürlich nichts auszusetzen – dafür wirkte die gesamte Präsentation wie ein schlechter Scherz.
Überhaupt ist die Präsentation der Mahlzeiten bei Air Dolomiti etwas gewöhnungsbedürftig – serviert wird das Tablett unter einem Pappdeckel, der auch vor dem Servieren nicht abgenommen wird. Es ist zwar lobenswert, dass man hier auf Plastik verzichtet, aber man könnte den Deckel vor dem Servieren nun wirklich entfernen.
Fazit
Von Air Dolomiti durchgeführte Lufthansa-Flüge in der Business Class können aufgrund des unterschiedlichen Servicekonzepts durchaus eine erfrischende Abwechslung zum sonstigen Einheitsbrei sein. Lediglich bei der Verpflegung sollte man sich auf Abstriche einstellen und auch damit rechnen, mit der Besatzung nicht auf deutsch kommunizieren zu können. Den ohnehin recht niedrig angesiedelten Service-Standard auf der innereuropäischen Lufthansa Business Class verfehlt man hier ein wenig, ich würde aber dennoch keine unnötigen Anstrengungen unternehmen, um Flüge mit Air Dolomiti unbedingt zu vermeiden.