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Narita Express Green Car NRT – Shinjuku

Wer am Flughafen Narita ankommt, befindet sich im Grunde in der Mitte von Nirgendwo. Das Zentrum von Tokio ist knappe 60km entfernt (zum Vergleich: Der Flughafen München liegt „nur“ 30km vom Stadtzentrum entfernt), und der bequemste (da umsteigefreie) Weg dorthin involviert eine Fahrt mit dem Narita Express, einem Zug, der auf mehr oder weniger direktem Weg vom Flughafen in die Innenstadt fährt. Was ihr hierbei beachten müsst und was ihr erwarten dürft, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Informationen zur Fahrt
ZeitpunktMai 2025
GesellschaftEast Japan Railway Company
Von[JO37] Narita Airport Terminal 1 Station
Nach[JY17] Bahnhof Shinjuku
Zugnummer2016M
Abfahrtszeit11:14 Uhr
Ankunftszeit12:41 Uhr
Dauer1:27 Stunden
RollmaterialKinki Sharyo Baureihe E259
ReiseklasseErste Klasse (Green Car)
SitzplatzWagen 12, Platz 4A

Hintergrund

Der Narita Express bedient im Halbstundentakt von beiden Terminals des Flughafens Narita aus auf mehr oder weniger direktem Weg die Bahnhöfe Chiba, Tokio und Shinagawa sowie im weiteren Verlauf zumindest teilweise ebenfalls die Stationen Shibuya und Shinjuku. Jeder zweite der grundsätzlich in Doppeltraktion verkehrenden Züge wird in Shinagawa getrennt, einer der Teile fährt weiter in Richtung Shinjuku, der andere Teil verkehrt über Yokohama weiter nach Ofuna. Diejenigen Züge, die ca. eine Viertelstunde nach der vollen Stunde am Terminal 1 abfahren, verkehren dabei vollständig nach Shinjuku, diejenigen, die ca. eine Viertelstunde vor der vollen Stunde abfahren, werden in Shinagawa getrennt. Bei Nutzung der letzteren Züge sollte man deshalb unbedingt darauf achten, in den korrekten Zugteil (diese sind von außen elektronisch beschildert) einzusteigen.

Die Anzeigen auf jedem Wagen geben Aufschluss auf den Zielort des jeweiligen Kurswagens

Trotz seines Namens benötigt der Narita Express für die gut 80km lange Fahrt vom Flughafen bis Shinjuku fast anderthalb Stunden, selbst bis zum zentraleren Bahnhof Tokio muss man ca. eine Stunde einplanen. Zwar wird der Narita Express in der Zuggattung „Limited Express“ geführt (was in etwa einem europäischen InterCity entspricht), da das Altnetz der japanischen Eisenbahnen wie in meinem Artikel über das japanische Bahnsystem ausführlicher erläutert jedoch recht langsam ist, muss man sich auch hier auf recht lange Reisezeiten einstellen.

Aufgrund der Tatsache, dass der Narita Express als Limited Express eingestuft ist, bietet man hier auch eine erste Klasse (bezeichnet als „Green Car“) und die Möglichkeit der Sitzplatzreservierung – zwar wird der Zug in vielen Quellen als reservierungspflichtig beschrieben, dies ist jedoch nicht ganz korrekt – zum einen wurde während der Fahrt mehrfach eine automatische Ansage abgespielt, die Personen ohne Reservierung aufforderte, ihre Plätze für Reservierungsinhaber frei zu geben; zum anderen kann man die Züge laut Angaben der Betreibergesellschaft tatsächlich auch ohne Sitzplatzreservierung nutzen, die entsprechende Reservierungsgebühr muss jedoch dennoch entrichtet werden. Dies macht z.B. dann Sinn, wenn man eine Hin- und Rückfahrkarte kauft, aber noch nicht weiß, wann genau man die Rückfahrt antritt. In diesem Falle muss man (obwohl grundsätzlich möglich) keine nachträgliche Reservierung lösen, sondern kann direkt den entsprechenden Zug besteigen.

Zuschlagpflichtig ist der Zug als Limited Express in jedem Fall, die Komplettpreise (Basisfahrpreis plus Zuschläge) für eine einfache Fahrt bewegen sich Stand Juli 2025 bei knapp über 3000 JPY (ca. 18 EUR) für eine Fahrt in der zweiten und ca. 3900 JPY (ca. 23 EUR) für eine Fahrt in der ersten Klasse vom Flughafen zum Bahnhof Tokio oder umgekehrt. Bei einer Fahrt über den Bahnhof Tokio hinaus kommen in beiden Klassen 180 JPY (ca. 1 EUR) für den Streckenast in Richtung Shinjuku hinzu.

Bei der Rückfahrt sollte man dann im Übrigen aufpassen: da der Narita Express an manchen Stationen (u.a. am Bahnhof Tokio) keinen eigenen Bahnsteig besitzt, scheint es öfters vorzukommen, dass Fahrgäste trotz eigentlich eindeutiger Beschilderung der Züge falsch einsteigen – darauf weisen am Bahnsteig sogar diverse Poster mit Abbildungen der Züge hin.

Bitte in den richtigen Zug einsteigen!

Vor der Fahrt

Nach unserer Ankunft aus Zürich am späten Vormittag machten wir uns von der Ankunftshalle des Terminals 1 zunächst auf die Suche nach dem Flughafenbahnhof. Die Terminals 1 und 2 verfügen jeweils im Untergeschoss über einen Bahnhof, vom Terminal 3 muss zunächst ins Terminal 2 gewechselt werden, um den dortigen Bahnhof zu nutzen (obwohl der Bahnhof die Bezeichnung „Terminals 2/3“ trägt, befindet er sich im Untergeschoss von Terminal 2). Die Bahnhöfe sind aber einwandfrei beschildert, so das das Auffinden kein Problem darstellen sollte.

Vor der Fahrt benötigt man natürlich ein Ticket, diese sind am einfachsten am Automaten erhältlich. Ich hatte ja in meinem Artikel zum Bahnsystem Japans schon beschrieben, dass es mitunter nicht ganz einfach sein kann, den richtigen Fahrkartenautomaten zu finden; am Flughafen sind die Fernverkehrsautomaten jedoch in leuchtendem Rot markiert, so dass sie eigentlich nicht zu übersehen sind. Auch Bargeld benötigt man zum Ticketkauf inzwischen nicht mehr, zumindest im Terminal 1 gab es sogar zwei Automaten, die ausschließlich Kartenzahlung akzeptieren. Bei der Rückfahrt erhält man Tickets für den Narita Express (der im Gegensatz zu anderen Flughafenzügen, wie beispielsweise dem City Airport Train in Wien, auch nur ein ganz normaler Limited Express ist) an allen Fernverkehrsautomaten der JR East.

Der Ticketkauf selbst stellte sich auch recht unkompliziert dar, da die Automaten sämtlich auf englische Sprache eingestellt werden können. Man wählt zunächst die Linie aus, für die man eine Fahrkarte kaufen möchte, gibt dann Start- und Zielort ein, wählt eine der angebotenen Verbindungen und entscheidet sich anschließend noch, in welchem Wagen (und welcher Wagenklasse) man sitzen möchte; hier ist es im Gegensatz zur Deutschen Bahn sogar möglich, den reservierten Sitzplatz auf einem Wagenplan selbst auszuwählen.

Auf dem Weg zum Bahnsteig passiert man schließlich eine automatische Bahnsteigsperre, die man durch Einlesen des soeben erworbenen Tickets öffnet (nicht vergessen, das Ticket anschließend wieder mitzunehmen!) und findet sich kurz darauf auf den Bahnsteigen wieder.

Der Bahnsteig des Narita Express am Flughafen

An Bord

Der Narita Express wird mit Elektrotriebwagen der Baureihe E259, in der Regel in Doppeltraktion, betrieben. Jeder Zugteil besteht aus 6 Wagen, von denen der jeweils hinterste (in Fahrtrichtung Tokio) die erste Klasse beherbergt und die Wagennummer 6 bzw. 12 trägt. Die Züge sind, obwohl aus zwei Einheiten zusammengestellt, komplett durchgehend begehbar, da an der Kuppelstelle eine Tür zum Übergang in den anderen Zuteil geöffnet wird (das Führerhaus befindet sich oberhalb des Deckenniveaus).

Wir hatten uns für eine Reservierung in der ersten Klasse entschieden, obwohl sich die Unterschiede zwischen erster und zweiter Wagenklasse in Grenzen halten: Beide Wagentypen sind in der Anordnung 2+2 bestuhlt, in der ersten Klasse erhält man aber ein wenig mehr Beinfreiheit und eine etwas dickere Sitzpolsterung. Ob das den Aufpreis von ca. 6 EUR pro einfacher Fahrt wert ist, wage ich jedoch zu bezweifeln, vor allem, da der Zug zu unserer Abfahrtszeit alles andere als überfüllt war.

Aufgrund der doch recht langen Fahrzeit sind die Züge auch mit Toiletten ausgestattet, deren Lage man auf dem schematischen Plan an der Lehne des Vordersitzes ablesen kann.

Oberhalb der Sitze gibt es eine offene Gepäckablage, auf die Koffer in handelsüblicher Größe (bis ca. 75cm Höhe) problemlos Platz finden, dazu verfügen die Wagen im Einstiegsbereich auch noch über ein Gepäckregal, das mit Zahlenschlössern zum Diebstahlschutz ausgestattet ist.

Gepäckregal mit Sicherungsmöglichkeit

Bei Nutzung dieser sollte man jedoch daran denken, die eingestellte Zahlenkombination nicht zu vergessen, denn auf Schildern und in Durchsagen wird während der Fahrt wiederholt darauf hingewiesen, dass man Gepäck, dessen Schloss man nicht mehr öffnen kann, erst am Ende der Fahrt im Fundbüro des Zielbahnhofs abholen kann (sonst käme es wohl immer wieder zu Verspätungen, wenn vergessliche Fahrgäste ihre Schlösser an jedem Zwischenhalt durch das Personal öffnen lassen müssten).

Fazit

Trotz der langen Fahrzeit und des durchaus gehobenen Preises für eine Fahrt mit dem Narita Express handelt es sich bei diesem Zug um die wohl bequemste und auch schnellste Möglichkeit, vom Flughafen in die Stadt zu kommen oder umgekehrt. Alle anderen Optionen erfordern entweder Umstiege oder sind deutlich langsamer (wie die diversen Expressbusse) und nicht notwendigerweise günstiger als der Narita Express (insbesondere einige private Busanbieter sind teils deutlich teurer). Ob man unbedingt einen Platz in der Green Car, d.h. der ersten Klasse, benötigt, wage ich jedoch zu bezweifeln.

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