Ursprünglich verfügte der Flughafen Stuttgart über eine für seine Größe erstaunlich große Anzahl von Lounges; neben einer Priority Pass-Lounge (Elly-Beinhorn-Lounge), einer British Airways Lounge und einer AirFrance-Lounge gab es auch je eine Lufthansa Business- und Senator Lounge, die alle nebeneinander im Obergeschoss des Abflugbereichs 1 lagen.
Nach der Corona-Zwangspause fiel irgendjemandem offenbar auf, dass im Abflugbereich 1 einige Brandschutzauflagen nicht erfüllt seien (das kommt in Stuttgart ja durchaus häufiger einmal vor), so dass große Bereiche gesperrt werden mussten, darunter auch die Lounges. Zwar ist die Sicherheitskontrolle im Abflugbereich 1 inzwischen wieder zugänglich, die Lounges sind jedoch nach wie vor geschlossen, ohne dass bekannt wäre, ob und wann eine Wiedereröffnung erfolgt.
Allerdings hat die Betreiberin des Flughafens zumindest teilweise Ersatz geschaffen und selbst eine Lounge im Abflugbereich 3 eröffnet. Der Haken daran ist jedoch, dass nur Verträge mit SkyTeam-Gesellschaften (AF, KL, DL und AZ), Condor und (überraschenderweise) Aegean bestehen, deren Premium-Passagiere die Lounge nutzen können. Es gibt Gerüchte, dass die Lufthansa Group zu langsam war, hier ein Kontingent zu sichern, so dass Lufthansa-Passagiere (ausgenommen HON Circle Member) keinen Zutritt erhalten. Das ist natürlich gerade für den Standort Stuttgart, der mithin Eurowings-Drehkreuz ist, eher ungeschickt.
Update: Wie frankfurtflyer.de berichtet, wurde unter der Marke „Eurowings“ inzwischen ein Wartebereich für Gäste der Lufthansa Group in Betrieb genommen, der allerdings ausschließlich Miles & More-Senatoren zugänglich ist. Dieser Bereich scheint jedoch keineswegs den hohen Erwartungen gerecht zu werden, den entsprechenden Bericht findet ihr hier.
Dazu kommt, dass die Lounge kein Mitglied jedweder Lounge-Mitgliedschaften (wie z.B. Priority Pass) ist, so dass alle anderen Fluggäste gezwungen sind, auf die Lounge zu verzichten oder den mit 32 EUR im gängigen Rahmen für unabhängige Lounges von liegenden Walk-Up-Preis zu bezahlen. Genau das habe ich an einem Sonntagnachmittag vor einem Lufthansa-Flug nach München getan, um euch diesen Review präsentieren zu können.
Update (Dezember 2024): Inzwischen ist der kostenfreie Zugang auch für Business Class- und Statuskunden von British Airways möglich. Inzwischen wurde der Eintrittspreis für kostenpflichtige Besuche jedoch auf 36 Euro erhöht, der Preis für Kinder unter 12 Jahren ist gleich geblieben.
Mehrfach habe ich so auch während meines Besuchs mitbekommen, dass Gäste fast im Minutentakt an der Rezeption Zugang ersuchten (u.a. mit Eurowings BIZClass-Tickets), jedoch abgewiesen wurden und eigentlich allesamt fragten, wo denn die anderen Lounges seien. Interessant ist aber, dass theoretisch mit einem Miles & Bonus Gold-Status (A3*G) und einem Lufthansa-, SWISS- oder Austrian-Flug ein kostenfreier Zugang möglich sein sollte.
Informationen zur Lounge | |
Besuchszeitpunkt | Dezember 2023 |
Flughafen | Flughafen Stuttgart Manfred Rommel (STR/EDDS) |
Name | Airport Lounge |
Lage | Abflugbereich 3, nach der Sicherheit |
Zugang | Bezahlter Zugang (32 EUR) |
Lage
Die Airport Lounge Stuttgart liegt im Sicherheitsbereich, der Eingang befindet ziemlich genau zwischen den Abflugbereichen 2 und 3 gegenüber dem „News Café“ und grob gesehen etwa auf Höhe von Gate 311. Genau wie die immer noch geschlossenen Lounges im Abflugbereich 1 erreicht man die Airport Lounge über ein unscheinbares Treppenhaus oder einen Aufzug an der Rückwand des Hauptkorridors des Airside-Bereichs.
Oben angekommen geht man zunächst an den Toiletten vorbei, anschließend betritt man die Rezeption, wo die Zugangsberechtigung geprüft oder ggf. die Eintrittsgebühr kassiert wird.
Ausstattung
Die Lounge selbst besteht nur aus einem einzelnen Raum, in dem überwiegend identische Sessel entlang den Wänden aufgestellt sind. Am beliebtesten waren hierbei während meines Aufenthalts die Sessel direkt an den Fenstern, obwohl die Aussicht hier aufgrund des Vordachs äußerst eingeschränkt ist. In der Mitte des Raumes stehen einige gepolsterte Bänke mit Rückenlehne, die Betreiberin gibt die Kapazität der Lounge mit 42 Personen an, obwohl sie während meines Aufenthalts an einem Sonntagnachmittag nie voller als 10 Personen wurde.
Steckdosen gibt es entlang den Wänden sowie an den Sitzgelegenheiten in der Raummitte; während dadurch zwar nicht jeder Sitzplatz Zugang zu Steckdosen hat, würde ich das ganze aber als ausreichend bezeichnen.
Wendet man sich vom Eingang aus gesehen nach scharf rechts, so erreicht man den Buffet-Bereich, auf dem eine Contract Lounge-typische, eingeschränkte Auswahl von Speisen und Getränken angeboten wird.
Die Lounge selbst verfügt nicht über eigene Toiletten, jedoch befinden sich direkt außerhalb der Rezeption am Aufzug auf die Abflug-Ebene Toiletten, die zumindest auf dem Papier (und durch Pappschilder an den Türen) für die Gäste der Airport Lounge reserviert sind. Das war allerdings ein Problem, unter dem auch die bisherigen Lounges litten, aufgrund der Gebäudearchitektur musste man auch hier die Lounge verlassen, um dringenden Bedürfnissen nachgehen zu können. Dass es hier keine Duschgelegenheiten gibt, versteht sich hierbei fast von selbst.
Verpflegung
Die Verpflegung stellt sich typisch für eine Vertragslounge dar: Es wird eine grundlegende, jedoch keineswegs hochwertige Auswahl von Speisen und Getränken geboten. Ich habe in entsprechenden Lounges schon schlechteres, aber auch besseres erlebt. Hier bewegt man sich durchaus im Mittelfeld.
Speisen
An warmen Speisen wurden während meines Aufenthalts Maultaschen in der Brühe, eine Tomatensuppe (mit Sicherheit aus der Tüte) und Brühwürstchen angeboten – leider wurden die Speisen nicht vernünftig warmgehalten, so dass sie maximal Zimmertemperatur hatten. Dazu gab es eine Auswahl an Brot und Brezeln, Aufschnitt, kalte Mini-Frikadellen, diverses eingelegtes Gemüse und nicht zuletzt Kartoffel- und Krautsalat. Auf der süßen Seite standen Weihnachtsgebäck, Joghurt, Kuchen und diverse Schokoriegel zur Auswahl.
Getränke
Bei den Getränken war die Auswahl insbesondere bei den Softdrinks überdurchschnittlich: Neben Wasser, verschiedenen Limonaden aus dem Hause Coca Cola und diversen Säften in kleinen Flaschen wurde auch Eistee der Marke Pfanner angeboten. Dazu gibt es eine Kaffeemaschine mit diversen Heißgetränken.
Bei den alkoholischen Getränken stach die Auswahl nur beim Weißwein hervor: Ganze vier Sorten Weiß- und Roséweine wurden von Fläschchen mit Soehnlein-Schaumwein komplettiert, der Rotwein beschränkte sich hierbei auf eine traurige, einsame Flasche auf dem Buffet, die am Ende meines Besuchs leer war und nicht ersetzt wurde. Mit „Käpsele“ wurde darüber hinaus ein lokales Bier von Stuttgarter Hofbräu angeboten, aus gleichem Hause stammte auch das alkoholfreie Bier im Angebot. Spirituosen oder andere Getränke wurden nicht angeboten.
Fazit
Das Fehlen eines Lounge-Angebots für Gäste der meisten Flüge ab Stuttgart (nämlich Eurowings) ist natürlich ärgerlich. Angesichts des für mein Gefühl selbst für Flughafen-Verhältnisse exorbitante Preisniveau der Gastronomie am Stuttgarter Flughafen (ein 0,33-Liter-Flaschenbier zum Mitnehmen schlägt hier mit 4,80 zu Buche, für die Halbe sind fast 7 Euro hinzublättern – dagegen wirkt sogar der Cannstatter Wasen günstig) könnte der ein oder andere Fluggast durchaus geneigt sein, den Eintrittspreis von 32 Euro hinzublättern.
Während die Gestaltung der Lounge durchaus gefallen kann, handelt es sich am Ende aber eben doch nur um eine typische Vertragslounge mit entsprechend eingeschränktem Angebot. Ob man dafür 32 Euro pro Person zahlen möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Ich würde es zukünftig vermutlich nicht noch einmal tun. Am Ende deshalb noch ein kleiner Tipp: Die Getränke im „Airport Kiosk“ nahe Gate 342 sind deutlich günstiger als an den übrigen Geschäften im Sicherheitsbereich des Flughafens.