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Mercedes-Benz Business Center, MHP Arena Stuttgart

Mal ein bisschen was anderes – anlässlich des Bundesliga-Heimspiels des VfB Stuttgart gegen Borussia Dortmund hatte ich die Gelegenheit, auf Einladung eines Geschäftspartners den als Mercedes-Benz Business Center bezeichneten VIP-Bereich des ehemaligen Neckarstadions im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt zu besuchen. Natürlich konnte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, über das dort erlebte eine Rezension im Stile eines Airport Lounge-Reviews zu berichten; das Ergebnis lest ihr hier.

Informationen zur Lounge
BesuchszeitpunktSeptember 2024
AnschriftMercedesstraße 87, 70372 Stuttgart, Deutschland
NameMercedes-Benz Business Center
LageMHP Arena, nahe Tor 4
ZugangBusiness Seat-Dauerkarte

Lage und Zugang

Das Mercedes-Benz Business Center befindet sich zwischen der ebenfalls nach der Tochter des Industriellen Carl Benz benannten Mercedesstraße und der Haupttribüne des Stuttgarter Fußballstadiums. Dies erlaubt es den Gästen, das Stadion direkt von der Straße über den Eingang des Business Centers zu betreten, ohne mit der restlichen Stadion-Infrastruktur in Berührung zu kommen. Zugang zum MBBC haben die Inhaber entsprechender Eintrittskarten für den jeweiligen Spieltag, in unserem Falle verschaffte uns jeweils ein (übertragbares) Ticket der Business Seat-Kategorie, die meines Wissens nur in Form von Saisonkarten erhältlich sind, üblicherweise von Geschäftskunden erworben werden und vor allem dazu gedacht sind, wichtige Geschäftspartner ins Stadion einladen zu können.

Der Eingang des Mercedes-Benz Business Center

Der Lounge-Komplex öffnet in der Regel 2 Stunden vor Anpfiff des jeweiligen Spiels, wobei es direkt bei Einlassbeginn zu gewissen Wartezeiten kommen kann, da sich viele Gäste das Lounge-Erlebnis vor dem Spiel nicht entgehen lassen möchten. Zunächst findet die Ticketkontrolle statt, anschließend müssen sich die Gäste einer eher laxen Sicherheitskontrolle, die nur aus Abtasten des Körpers und mitgeführter loser Kleidungsstücke ohne technische Hilfsmittel besteht, unterziehen. Direkt hinter dem Eingang erhält jeder Gast dann zusätzlich noch ein Stoffarmband, das der Einlasskontrolle bei Rückkehr von der Tribüne in den Lounge-Bereich dient.

Ausstattung

Das Mercedes-Benz Business Center ist nicht nur eine einfache Lounge, sondern stellt einen mehrstöckigen Komplex aus unterschiedlichen Lounges dar, die jedoch recht ähnlich ausgestattet sind. Von einem zentralen Treppenhaus bzw. Korridor aus erreicht man diese unterschiedlichen Bereiche.

Der Hauptkorridor des Mercedes-Benz Business Center

Für jeden Besucher ist hierbei ein Sitzplatz an einer der Tafeln reserviert, die entsprechende Tischnummer ist auf dem Ticket vermerkt. Zusätzlich wird auch der Name des jeweiligen Ticketinhabers (bzw. des Unternehmens, durch das die Tickets bereitgestellt werden) auf einem Tischaufsteller aufgeführt. Unsere Plätze befanden sich im als „Stöckach Platz“ (sic!) bezeichneten Saal auf der mittleren Ebene des Komplexes.

Der Saal selbst wirkte auf mich vom Ambiente her ein wenig wie eine modern eingerichtete Betriebskantine. Wenn man bedenkt, dass dieser Ort nicht nur der reinen Verpflegung dient, sondern auch das „Networking“ zwischen den Besuchern ermöglichen soll, fehlen hier ganz eindeutig aufgelockerte Bereiche (z.B. mit Stehtischen) in denen man sich ungezwungen unterhalten kann.

Die Versorgung mit Getränken erfolgt hierbei an den Tischen durch Kellner, grundsätzlich ist es aber auch möglich, sich Getränke direkt an den verschiedenen Bars, die sich an unterschiedlichen Stellen im gesamten Lounge-Komplex befinden, selbst zu holen.

An der langen Innenwand des Saals befinden sich auf jeder Seite die „Buffets“, an denen sich die Gäste ihre Speisen selbst abholen müssen. Auch dieses Element erinnerte wieder sehr stark an eine Betriebskantine, denn die wenigsten Elemente des Menüs wurden zur Selbstbedienung angeboten. Stattdessen arrangierte das Service-Personal hinter den Essensausgaben bereits im Vorfeld mehrere Teller mit dem jeweiligen Gericht, das dem Gast beim Vorbeilaufen am Tresen dann einfach ausgehändigt wurde.

Schließlich sind alle Lounges im Mercedes-Benz Business Center noch mit Waschräumen ausgestattet, deren Eingänge jedoch strategisch sehr ungeschickt direkt vor der Küche lagen; ich frage mich, wie viele falsch abgebogene Gäste man hier jedes mal wieder aus dem Küchenbereich verscheuchen muss. In der Halbzeitpause kann es hier auch gerne einmal zu Warteschlangen kommen, die dann natürlich dem Küchenpersonal beim Betreten und Verlassen ihres Arbeitsplatzes im Wege stehen.

Das eigentliche Highlight dieser Lounges ist jedoch ganz klar das integrierte Stadion. Vom Lounge-Komplex aus geht es direkt auf die Haupttribüne der MHP-Arena, in deren unteren Hälfte sich auch die Sitzplätze der Lounge-Besucher befinden. Mithin handelt es sich hierbei wohl um die besten Plätze im gesamten Stadium, wenngleich die untersten Ränge möglicherweise etwas zu nah am Spielfeldrand sitzen.

Blick auf das Spielfeld von unseren Plätzen

Während der Halbzeitpause und nach Spielende sind die Lounges ebenfalls noch geöffnet. Ob es hier eine allgemeine Sperrstunde für den Lounge-Komplex gibt ist mir nicht bekannt, wir waren jedenfalls noch bis mindestens 2 Stunden nach Spielende dort und sicherlich nicht die letzten Gäste, die das Stadion verlassen haben.

Verpflegung

Die Verpflegung, die durch den US-amerikanischen Event-Caterer Aramark bereitgestellt wird, war leider durchweg eine herbe Enttäuschung. Bereits einige Tage vor dem Spieltag wurde uns die durchaus hochwertig klingende (wenngleich mit Deppenleerzeichen durchsetzte) Menükarte per E-Mail zugesandt.

Speisen- und Getränkeauswahl beim Spieltag gegen Dortmund

Bei den als „Aufstellung“ bezeichneten Gerichten handelt es sich um die vor Spielbeginn erhältlichen Vorspeisen, gefolgt von den als „Anstoss“ bezeichneten Hauptgerichten. Nach Spielende wurden die im Abschnitt „Verlängerung“ angepriesenen Hauptgerichte und Desserts kredenzt.

Wie eingangs erwähnt konnten sämtliche Gerichte nicht im Ansatz mit der doch recht hochtrabenden Beschreibung auf der Menükarte mithalten. Geschmacklich und von der Präsentation her war das ganze noch halbwegs erträglich (bewegte sich jedoch keineswegs auf Gourmet-Level), vom Garpunkt und der Temperatur her waren insbesondere die Hauptspeisen jedoch eine absolute Katastrophe.

Die Portion „Pollo Fino“, die mir am Tresen ausgehändigt wurde, war vollständig kalt und sehr ölig, so dass ich sie ersatzlos zurückgehen ließ. Der schwedische Lachs, den ich nach Spielende zu essen versuchte, war nur zu etwa 3mm unter der Haut durchgegart, an sonsten praktisch roh und maximal lauwarm, ebenso wie das Fenchelgemüse, auf dem er gebettet war. Eigentlich ungenießbar habe ich die Portion dann ganz nach dem schwäbischen Motto „dr Hongr dreibts nondr“ fast aufgegessen und hoffte, das Dessert würde vielleicht noch einen positiven Abschluss setzen. Weit gefehlt, denn das Schokoladentörtchen war ebenfalls teigig und kaum essbar.

An unserem Tisch waren sich alle Gäste einig, dass man hier ganz offenbar nach dem Motto „mehr Schein als sein“ verfährt und wir haben uns durchweg gewundert, weshalb man nicht stattdessen auf einfache, unproblematische und regionaltypische Schöpfgerichte wie beispielsweise Maultaschen in der Brühe oder Linsen mit Spätzle setzt, die mit Sicherheit beim Publikum besser angekommen wären.

Fazit

Angesichts des recht hohen Preise von ca. 400 Euro pro Spieltag und Person muss sich das Business Center des VfB Stuttgart mit den Ansprüchen an eine First Class Lounge messen lassen. Tatsächlich wird dieser Qualitätsstandard aber nur dem Schein nach gewahrt, denn weder das Ambiente noch die Qualität der Verpflegung können auch nur annähernd mit den Angeboten internationaler Flagship-Flughafenlounges mithalten. Zwar war der Getränkeservice sehr freundlich und aufmerksam (was sicherlich zumindest teilweise dem großzügigen und vorab gegebenen Trinkgeld geschuldet war), die Speisenqualität war jedoch nicht einmal einer Contract Lounge würdig und auch das Ambiente ließ mit seinem Betriebskantinen-Charme deutlich zu wünschen übrig. Müsste ich einen Besuch hier selbst bezahlen, würde ich dankend verzichten.

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