- Gepäck sparen auf Reisen Teil 1: Handgepäck
- Gepäck sparen auf Reisen Teil 2: Koffer und Aufgabegepäck
- Gepäck sparen auf Reisen, Teil 3: Was daheim bleiben kann
In diesem letzten Teil dieser Reihe geht es nun darum, welche häufig für das Reisegepäck empfohlenen Gegenstände absolut verzichtbar sind und getrost daheim bleiben können. Insbesondere die durch die Community erstellte Universal-Packliste auf wikivoyage.org listet eine unglaubliche Anzahl von Dingen, die auf Reisen „hilfreich“ sein können, wobei meiner Ansicht nach etwa zwei Drittel der dort aufgeführten Gegenstände überhaupt nichts im Reisegepäck zu suchen haben. Ich konzentriere mich in diesem Artikel der Praktikabilität halber aber auf diejenigen Dinge, die auch in anderen Online-Reisechecklisten häufig aufgeführt sind, und gebe zu jedem Punkt auch eine Begründung, wieso man auf den jeweiligen Artikel auch gut verzichten kann und wie man sich alternativ behelfen kann.
Wie in den beiden ersten Teilen gilt hier natürlich der Grundsatz, dass sich die hier aufgeführten Tipps in erster Linie auf Reisen beziehen, bei denen ihr in irgendeiner Art von „Hotel“ unterkommt, d.h. wo ihr euch um Dinge wie Bettwäsche, Handtücher oder Kochgeschirr nicht kümmern müsst. Andere Reisearten (z.B. Camping oder Sportreisen) haben mitunter ganz andere Anforderungen, weshalb ihr nicht alles aus diesem Artikel völlig kritiklos übernehmen solltet. Bei denjenigen Reiseartikeln, die hier aufgeführt sind, die bei entsprechenden Reisen aber unverzichtbar sein können, führe ich das aber noch einmal gesondert auf.

Separate Kleidung fürs Flugzeug
Oftmals wird empfohlen, gerade auf längeren Flugreisen möglichst bequeme Kleidung, z.B. einen Jogginganzug, zu tragen. Das klingt zunächst sinnvoll (und ist es bis zu einem gewissen Grad auch), hilft aber nicht gerade dabei, mit minimalem Gepäck zu verreisen – zumindest dann nicht, wenn man die entsprechenden Klamotten nicht auch vor Ort tragen kann. Im zweiten Teil dieser Reihe habe ich bereits ausgeführt, dass man die Kleidung, die man bei der Anreise trägt, durchaus nach Ankunft noch ein oder zwei Tage lang nutzen kann, so dass man eigentlich eine komplette Garnitur Kleider im Gepäck sparen kann. Deshalb hier meine Alternative: Es spricht nichts dagegen, einen längeren Flug mit Straßenkleidung (die man auch am nächsten und übernächsten Tag noch tragen kann) anzutreten und dann zwischenzeitlich auf der Toilette in einen im Handgepäck mitgeführen Schlafanzug zu wechseln, den man dann idealerweise auch am Ziel der Reise in der Nacht trägt. Das mag zwar in der Economy Class eventuell irritierte Blicke auf sich ziehen (wenn überhaupt jemand davon Notiz nimmt), ist aber in Business und First Class absolut gängige Praxis, hier werden die entsprechenden Schlafanzüge in der Regel sogar von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt.

Hausschuhe
Da der Hygienezustand des Fußbodens in vielen Unterkünften eher zweifelhaft ist, möchte man ungern barfuß auf dem Hotel-Teppich herumlaufen. Wer deshalb überlegt, Hausschuhe mit in Urlaub zu nehmen, sollte jedoch bedenken, dass Schuhe aller Art im Gepäck relativ viel Platz verbrauchen, da sie grundsätzlich sperrig sind. Sofern die Unterkunft keine Hausschuhe bereitstellt (eigentlich ist das in Hotels aber der 4-Sterne-Kategorie gängige Praxis, ich habe es aber auch schon öfters erlebt, dass es selbst in dieser Kategorie keine Hausschlappen gab), sollte man aber vielleicht darüber nachdenken, statt fester Hausschuhe lieber auf dickere Socken (die gibt es auch speziell für diesen Zweck mit einer Anti-Rutsch-Beschichtung an der Sohle) auszuweichen, die weniger Platz im Gepäck verbrauchen. Alternativ kann man aber auch typische Einweg-Hotel-Hausschlappen (die nach der Abreise ohnehin entsorgt werden) von früheren Hotel-Aufenthalten nutzen.

Kosmetika in großen Gebinden
Die meisten Hotels stellen eine grundsätzliche Auswahl an Badkosmetika bereit – je nach Hotelkategorie beschränkt sich das auf ein Stück Seife, in gehobeneren Hotels gibt es aber auch Duschgel, Shampoo und Body Lotion. Wer dennoch (empfindliche Haut?) nicht auf seine gewohnten Kosmetika verzichten möchte, sollte dabei jedoch nicht die regulären Flaschen (z.B. bei Duschgel oder Shampoo) mitnehmen, sondern auf Reisegrößen (gibt es in den gängigen Drogeriemärkten meist in einem separaten Regal) ausweichen. Falls es die bevorzugten Kosmetika nicht als Reisegröße gibt, besteht noch die Möglichkeit, die Kosmetika in kleinere Gebinde umzufüllen (entsprechende leere Behälter sind ebenfalls in Drogeriemärkten, meist bei den Reisegrößen, erhältlich), um nicht die sperrigen Originalgebinde mitnehmen zu müssen – die sind im ungeschicktesten Fall halb leer und ihr schleift einen Haufen Luft mit, der nur unnötig Platz verbraucht. Und ganz wichtig: falls ihr nur mit Handgepäck reist, ist die Verwendung von Reisegrößen bzw. Kleingebinden eine absolute Notwendigkeit, da ihr euch auf Behälter von 100ml pro Artikel beschränken müsst, um die Sicherheitskontrolle passieren zu können.

Gewürze, Süßigkeiten und andere Lebensmittel
Als ich diesen Punkt gelesen habe, musste ich mir wirklich an den Kopf greifen – tatsächlich empfiehlt mindestens eine Quelle, die ich während meiner Recherchen für diesen Artikel genutzt habe, die Mitnahme eines Grundvorrats an Gewürzen, Süßigkeiten und gar Lebensmittelkonserven, mit der Begründung, dass die entsprechenden Gegenstände vor Ort nicht erhältlich sein könnten oder anders schmecken als gewohnt. Mal ganz ehrlich: wenn ihr euch auf Reisen nicht auf andere Kulturen und deren Essgewohnheiten einstellen möchtet, solltet ihr ernsthaft darüber nachdenken, ob Reisen überhaupt etwas für euch sind.

Nicht lebensnotwendige Medizinprodukte
Achtung: der folgende Abschnitt trifft nicht auf Outdoor-Reisen zu, bei denen ihr euch abseits der Zivilisation aufhaltet. Für solche Zwecke empfehle ich euch aber dringend, nicht auf gängige Checklisten aus dem Internet zurückzugreifen, sondern bei einem auf Outdoor-Reisen spezialisierten Anbieter nachzufragen, um eure Reiseapotheke zusammenzustellen.
Noch mal Achtung: Der folgende Abschnitt bezieht sich ausschließlich auf Medikamente und Medizinprodukte, die nicht regelmäßig eingenommen bzw. genutzt werden müssen. Für den Umgang mit solchen Medikamenten (z.B. Diabetes-Medikation, Verhütungsmittel etc.) habe ich im ersten Teil dieser Reihe bereits entsprechende Hinweise gegeben.
Sehr häufig wird auch die Mitnahme einer Auswahl an Medikamenten gegen alltägliche Beschwerden oder sonstigen Medizinprodukten wie Pflastern oder Desinfektionsspray angeraten. Ich halte das aber nur für begrenzt sinnvoll und nehme selbst grundsätzlich maximal Schmerztabletten mit, diese aber auch in erster Linie gegen während der Anreise auftretende Beschwerden (die trockene Luft und mitunter unbequeme Sitze im Flugzeug lösen gerne einmal Kopf- oder Rückenschmerzen aus). Zum einen tut es den entsprechenden Medikamenten nicht wirklich gut, wenn sie, wie im Reisegepäck, starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind (d.h. sie verfallen schneller), zum anderen ist die Frage, ob man wirklich gegen jegliche Eventualität gerüstet sein muss.
Sofern man sich eben nicht komplett abseits der Zivilisation aufhält, ist immer eine Drogerie oder Apotheke in der Nähe, in der man entsprechende Medikamente gegen Durchfall und Erkältung oder auch ein Pflaster bei Bedarf schnell erhalten kann. Dabei sollte man sich auch nicht von möglichen Sprachbarrieren abschrecken lassen, denn in einer Apotheke wird man beim Vorzeigen einer Wunde sicherlich auch ohne Worte wissen, was zu tun ist, und bei der Beschaffung von Medikamenten können ggf. auch die Mitarbeiter der Unterkunft, in der man übernachtet, behilflich sein, zur Not können auch Übersetzungshilfen auf dem Mobilgerät zum Einsatz kommen. Ein Medikamenten-Vorrat „auf Verdacht“ ist jetzt kein absolutes No-Go, ich selbst bin aber mit meinem minimalistischen Ansatz bisher sehr gut gefahren. Und ja, auch ich musste durchaus schon Erkältungs- und Durchfallmittel vor Ort besorgen.

Ersatz-Dieses, Ersatz-Jenes
Manche Menschen möchten offenbar gerne auf Nummer Sicher gehen und empfehlen die Mitnahme von Ersatzgegenständen für alle möglichen Artikel des Reisegepäcks, angefangen bei Ersatz-Schnürsenkeln bis hin zu Ersatz-Akkus für das Mobiltelefon (gibt es die überhaupt heutzutage noch?). Was bei einer Brille möglicherweise noch Sinn macht, kann sich bei vielen anderen Dingen zu einem regelrechten Fetisch entwickeln. Klar, es kann immer mal was kaputt gehen, aber auf alle Eventualitäten seid ihr ohnehin nicht vorbereitet. Im Falle des Falles besteht immer noch die Möglichkeit, irgendwie zu improvisieren oder den defekten Gegenstand vor Ort einfach zu ersetzen (ich erinnere mich noch an eine Situation, als sich die Winterstiefel meines Vaters während eines Skiurlaubs in Wohlgefallen auflösten – wir haben dann vor Ort Ersatz beschafft, das war zwar aufwendig und recht teuer, hätte aber in keinem Falle gerechtfertigt, jedes mal ein paar Ersatzstiefel mitzunehmen). Und selbst wenn all das nicht möglich ist, stellt euch einmal die Frage, welcher Gegenstand so absolut unersetzbar ist, dass man nicht für ein paar Tage darauf verzichten kann.

Spannungskonverter
Dieser Punkt stammt vermutlich noch aus älteren Zeiten, als elektronische Geräte weitaus weniger flexibel waren als sie es heute sind. Gemeint sind recht sperrige und schwere Geräte, die die Netzspannung und -frequenz unterschiedlicher Länder (gängig sind neben den in Mitteleuropa gewohnten 230V/50Hz auch Wechselstromnetze mit 110V/60Hz) untereinander konvertieren können. Solche Geräte sind heutzutage aber im Allgemeinen nicht mehr erforderlich, zumindest nicht, wenn ihr keine Geräte mit hoher Leistungsaufnahme (Föhn, Bügeleisen etc.) mitnehmt und verwendet. Praktisch alle Netzteile, wie ihr sie für Computer und Mobilgeräte benötigt, können mit allen der gängigen Spannungen und Frequenzen umgehen, so dass ihr keinen Konverter benötigt (schaut sicherheitshalber einmal auf den Aufdruck auf eurem Netzteil, hier sind die unterstützten Netzspannungen und -Frequenzen genannt). Und für den Fall, dass eure Geräte die entsprechenden Spannungen nicht unterstützen, ist es in jedem Falle sinnvoller, vor Ort z.B. ein entsprechendes Netzteil nachzukaufen, als ein durchaus schweres (diese Dinger wiegen gerne mal ein Kilogramm oder mehr) und eigentlich unnötiges Gerät mitzuschleppen.

Bücher und Zeitschriften
In welchem Jahrhundert leben wir? Genau, im Jahrhundert der Digitalisierung. Und ja, auch ich lese grundsätzlich lieber ein gedrucktes Buch oder eine gedruckte Zeitschrift, wenn ich aber mein Reisegepäck optimieren möchte, muss ich darauf leider verzichten. Dementsprechend gilt hier, wenn ihr auf eurer Reise Zeit zum Lesen habt (und sei es nur während der An- und Abreise), schleppt bitte keine schweren und sperrigen gedruckten Medien mit, sondern schaut, dass ihr die entsprechenden Publikationen in digitaler Form auf euer Mobilgerät (meinetwegen auch einen dedizierten E-Book-Reader) ladet. Viele Fluggesellschaften bieten eine entsprechende Möglichkeit für eine begrenzte Anzahl ausgewählter Titel sogar als im Flugpreis inbegriffene Leistung an (das nennt sich dann z.B. „E-Journals“ oder ähnlich), berücksichtigt aber bitte auch, dass ihr gerade bei einer Reise, die kein dedizierter Entspannungsurlaub am Strand ist, vermutlich viel weniger Zeit zum Lesen habt, als euch vorab möglicherweise bewusst ist.
