- Gepäck sparen auf Reisen Teil 1: Handgepäck
- Gepäck sparen auf Reisen Teil 2: Koffer und Aufgabegepäck
- Gepäck sparen auf Reisen, Teil 3: Was daheim bleiben kann
Nachdem ich euch im ersten Teil dieser Serie verraten habe, wie ihr effektiv den Umfang eures Handgepäcks reduzieren könnt, kümmern wir uns in diesem Artikel um die Einsparung von Gepäck hinsichtlich der von euch mitgenommenen Koffer als Aufgabegepäck. Insbesondere auf Flugreisen besteht immerhin eine strikte Größen- und Gewichtsbeschränkung im Bezug auf eure mitgenommenen Habseligkeiten, und wer im Light-Tarif ohne Aufgabegepäck reist, ist umso mehr darauf angewiesen, das mitgenommene Reisegepäck auf ein Minimum zu reduzieren, damit es ins (reduzierte) Handgepäck passt. Bedenkt bitte auch, dass ihr z.B. bei Bahnreisen unterwegs die ganze Zeit allein für euer Reisegepäck verantwortlich seid; dementsprechend solltet ihr Eure Koffer grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt selber tragen und auch selbst in die Gepäckablage wuchten können.
Wie auch beim ersten Teil gilt hier natürlich der Grundsatz, dass sich die hier aufgeführten Tipps, wie ihr mit weniger Gepäck verreisen könnt, in erster Linie auf Reisen beziehen, bei denen ihr in irgendeiner Art von „Hotel“ unterkommt, d.h. wo ihr euch um Dinge wie Bettwäsche, Handtücher oder Kochgeschirr nicht kümmern müsst. Andere Reisearten (z.B. Camping oder Sportreisen) haben mitunter ganz andere Anforderungen, weshalb ihr nicht alles aus diesem Artikel völlig kritiklos übernehmen solltet. Die beschriebenen grundsätzlichen Strategien zum Reduzieren des Reisegepäcks gelten für solche Reisen aber allemal.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzliches zur Gepäckplanung
Wie schon in der Einleitung erwähnt, geht es in diesem Artikel nicht darum, wie ihr möglichst viel Zeug in einen möglichst kleinen Koffer quetscht – hierfür gibt es zwar diverse technische Hilfsmittel (z.B, staubsaugerbetriebene Vakuumbehälter für Eure Klamotten), von deren Nutzung ich aber nur dringendst abraten kann. Tatsächlich ist der beschränkende Faktor für Gepäckstücke üblicherweise nicht die Größe, sondern das effektive Gewicht Eurer Koffer. Nicht nur, dass bei den meisten Fluggesellschaften das Gewicht einzelner Gepäckstücke auf 20 Kilo (im Falle von Nur-Handgepäcktarifen sogar nur auf 8 Kilo) beschränkt ist, ihr müsst auch in der Lage sein, Eure Koffer irgendwie zum Flughafen, zum Bahnhof oder zur Fernbusstation zu bringen. Spätestens, wenn ihr beim Ein- und Aussteigen aus dem Zug den ganzen Betrieb aufhaltet, weil ihr eure Gepäckstücke nicht selbst tragen könnt, merkt ihr, dass ihr zu viel mitgenommen habt.
Es hat einen Grund, weshalb Gepäckstücke über 23 Kilo am Flughafen mit einem „Heavy“-Tag gelabelt werden, denn aus Arbeitsschutzgründen dürfen diese Gepäckstücke bei der Verladung nicht mehr von einer einzelnen Person gehoben werden. Dementsprechend solltet auch ihr euch an dieser oberen Grenze für noch einigermaßen transportierbares Gepäck orientieren. Die Tatsache, dass praktisch alle Gepäckstücke heutzutage mit Rollen ausgestattet sind, lässt einen schnell übersehen, dass man das Gepäck nicht immer nur über den Boden ziehen kann, sondern manchmal auch Treppen im Weg sind, über die man das Gepäck tatsächlich tragen muss.
Dementsprechend beziehen sich die Tipps in diesem Artikel ausschließlich darauf, wie ihr den Umfang der mitgenommenen Gegenstände minimieren könnt, ohne dabei auf den nötigen Komfort zu verzichten.
Welche Kleidung muss mit?
Grundsätzlich empfiehlt sich, beim Packen des Reisegepäcks nicht wahllos Kleidungsstücke in den Koffer zu werfen. Auf jeden Fall sollte man sich über das grundsätzliche Klima und die zu erwartende Wetterlage am Zielort informieren (Online-Wetterdienste bieten in aller Regel eine recht zuverlässige Vorhersage für die nächsten 10 Tage) und dementsprechend planen.
Dabei sollte man natürlich insbesondere die Dauer der Reise berücksichtigen und genau kalkulieren, wie viele Kleidungsstücke man für den entsprechenden Zeitraum tatsächlich benötigt (z.B eine frische Hose alle drei Tage, ein frisches Hemd alle zwei Tage etc.). Bedenken sollte man dabei auch, dass man die Reise bereits bekleidet antritt und die Reiseklamotten möglicherweise noch den ein oder anderen Tag nach Ankunft tragen kann.
Wem bei dem Gedanken, das gleiche Kleidungsstück an mehreren Tagen hintereinander tragen zu müssen, nicht wohl ist, sollte sich vor Augen halten, dass es an praktisch allen Reisedestinationen irgendeine Möglichkeit zum Säubern getragener Kleidung gibt – und dabei rede ich nicht von den meist äußerst hochpreisigen Wäscheservices in Hotels. An vielen Destinationen findet man Waschsalons, Wäschereien oder Textilreinigungen, die das ganze deutlich günstiger erledigen. Abgesehen davon sind auf Reisen getragene Kleidungsstücke nur selten wirklich schmutzig, sondern müssen nur einmal kräftig durchgespült werden. Dies lässt sich auch einfach unter Zugabe von ein wenig Haarshampoo (nehmt meinetwegen auch eine kleine Tube Reisewaschmittel mit) im Handwaschbecken oder in der Badewanne des Hotelzimmers erledigen. Mit dieser Strategie komme ich beispielsweise ungeachtet der Dauer einer Reise auch in warmen Gegenden, in denen man viel schwitzt, mit insgesamt vier Hemden aus – zwei Hemden für jeden Tag, die anderen beiden hängen auf der Leine zum Trocknen.
Profi-Tipp: Wer nicht die ganze Nacht (oder gar den nächsten Tag) auf das Trocknen von Kleidung warten möchte, sollte bevorzugt auf Sport- oder Funktionskleidung setzen. Die Kunstfasern dieser Kleidung saugen sich im Gegensatz zu Baumwollfasern beim Ausspülen nicht mit Wasser voll, so dass sie mitunter innerhalb von einer oder zwei Stunden wieder trocken sind und getragen werden können.
Für eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich der Gepäckplanung sorgt auch immer das vor Ort zu erwartende Wetter, insbesondere an Destinationen mit instabiler Wetterlage oder stark wechselnden Temperaturen. Der Trick, um hier Gepäck einzusparen, ist, nicht für jede mögliche Wetterlage einen eigenen Satz Klamotten zu packen, sondern bei der Planung darauf zu achten, in unterschiedlichen Situationen kombinierbare Kleidungsstücke einzupacken. Wird es am Abend kalt, kann man beispielsweise zu einem kurzen Rock eine dickere Strumpfhose tragen, statt eines luftigen Sommerkleides, das nur bei gutem Wetter getragen werden kann, macht es mehr Sinn, eine Kombination aus Unter- und Oberteil mitzunehmen, die bei Bedarf z.B. mit einer Strickjacke kombiniert werden kann.
Statt eines separaten Regenmantels kann man so eine Sommerjacke auch mit einem dünnen Regencape (oder einem Regenschirm) kombinieren, um genau so gut gegen plötzliche Regengüsse gewappnet zu sein, dabei aber mit deutlich weniger Reisegepäck auskommen. Auch bei Hemden oder Blusen sollte man sich im Klaren darüber sein, dass die langärmelige Variante problemlos durch Hochkrempeln der Ärmel vorübergehend „kurzärmelig“ gemacht werden kann, umgekehrt ist dies aber bei kurzen Ärmeln nicht möglich. Durch überlegte und sinnvolle Auswahl von Kleidungsstücken lässt sich hier eine ganze Menge zusätzliches Gepäck einsparen.
Wer trotz dieser Tipps skeptisch ist, ob das reduzierte Reisegepäck tatsächlich alles beinhaltet, was man auf einer Reise üblicherweise benötigt, kann einen einfachen Trick anwenden, um über mehrere Reisen hinweg sukzessive eine Liste der wirklich benötigten Gegenstände zusammenzustellen. Hierbei packt ihr bei der ersten Reise all das, was ihr mitnehmen möchtet, in euren Koffer und erfasst den jeweiligen Gegenstand in einer Liste. Nach Rückkehr von der Reise werden all diejenigen Kleidungsstücke von der Liste gestrichen, die ihr nicht verwendet habt. Beim nächsten mal packt ihr nur diejenigen Sachen ein, die noch auf der Liste stehen, und so weiter. Auf diese Weise könnt ihr mehr oder weniger automatisch feststellen, was ihr auf Reisen wirklich braucht.
Profi-Tipp: Wenn ihr irgendwelche Kleidungsstücke besitzt, die sich ohnehin ihrem Nutzungsende nähern, kann es sinnvoll sein, diese mit auf eure Reise zu nehmen und sie vor der Rückkehr noch vor Ort zu entsorgen. Auf die Weise schafft ihr zusätzlichen Platz in eurem Reisegepäck für eventuelle Einkäufe vor Ort (Souvenirs etc.), ohne euch schon bei der Hinreise unnötig beschränken zu müssen.
Was sollte sonst noch mit?
Das ist ein Punkt, der schwierig allgemein zu beantworten ist, denn jeder Reisende hat hier seine individuellen Wünsche und Vorstellungen. Grundsätzlich gilt, dass ihr euch idealerweise vor eurer Abreise informiert, welche Artikel am Zielort bereits zur Verfügung stehen (die meisten Hotels bieten zumindest Handwaschseife, Duschgel und Shampoo, manche darüber hinaus auch Body Lotion und Spülung), so dass ihr diese nicht selbst mitnehmen müsst.
Ich selber verfolge bei der Zusammenstellung meiner Packliste in der Regel einen „Bottom-Up“-Ansatz, d.h. ich gehe von einer leeren Liste aus und stelle die benötigten Artikel dadurch zusammen, indem ich einen typischen Tagesablauf in Gedanken durchgehe. Alle Artikel, die mir dabei auffallen, landen umgehend auf der Packliste. Typischerweise könnte so etwas beispielsweise wie folgt aussehen:
„Am Morgen stehe ich auf, gehe ins Bad und ziehe meinen Schlafanzug (→ Schlafanzug) aus. Dann putze ich mir die Zähne (→ Zahnbürste, Zahncreme) und rasiere (→ Rasierer, Rasierschaum) mich. Nach dem Duschen (→ ggf. Duschgel, Shampoo) trockne ich mich ab, verwende mein Deo (→ Deospray) und bürste die Haare (→ Haarbürste). Ich creme mir das Gesicht ein (→ Gesichtscreme) und ziehe mich an. Nach dem Frühstück wasche ich die getragene Kleidung des Vortags (→ Reisewaschmittel) und bereite mich auf einen Strandbesuch (→ Sonnencreme) vor. Vor Verlassen des Hotels nehme ich noch mein über Nacht aufgeladenes Telefon (→ Ladegerät) mit.“
Auf diese Weise gelange ich ohne große Schwierigkeiten an meine Packliste, bei der ich mir sicher sein kann, dass sie nur Artikel enthält, die ich im Reisegepäck tatsächlich benötige, und das ohne das große Risiko, dass ich etwas entscheidendes vergesse.
Profi-Tipp: Viele Kosmetik-Artikel und frei verkäufliche Medikamente (Kopfschmerztabletten etc.) sind in anderen Ländern oft günstiger erhältlich als bei uns in Mitteleuropa. Je nach Reiseziel kann es daher sinnvoll sein, diese erst vor Ort zu erwerben. Hier solltet ihr euch aber vor eurer Reise gründlich informieren, denn insbesondere in typischen Touristen-Hotspots können diese Artikel (z.B. Sonnencreme in Strandurlaubsgebieten) mitunter auch deutlich teurer verkauft werden, andere Sachen sind womöglich gar nicht erhältlich.
Ein Tipp noch zum Schluss
Das mag zwar merkwürdig klingen, aber wenn ihr mit dem Flugzeug reist, schließt euren Koffer nicht ab. Die üblichen, in Gepäckstücken fest verbauten Zahlenschlösser werden durch geübte Diebe innerhalb weniger Sekunden geknackt (dazu gibt es diverse Demonstrationen bei YouTube) und helfen daher überhaupt nicht gegen eventuellen Diebstahl (ganz davon abgesehen, dass man einen Koffer auch ganz einfach aufschlitzen kann, um an den Inhalt zu gelangen), können aber bei eventuell erforderlichen Zoll- oder Sicherheitskontrollen zum Hindernis werden – können die zuständigen Beamten den Koffer nicht einfach öffnen, um nachzuschauen, ob ein auf dem Röntgenbild verdächtiger Gegenstand wirklich gefährlich ist, werdet ihr im besten Falle noch zur Gepäck-Nachkontrolle aufgerufen. Im schlechtesten Falle wird euer Schloss einfach mit dem Bolzenschneider entfernt, und ihr könnt euch ein neues zulegen.