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Eurowings BIZclass Düsseldorf-London im Airbus A319

Aus Gründen, die ich in der Einführung zu dieser Reihe schon näher erläutert habe, hatten wir uns für unseren Wochenend-Trip von Samstag bis Montag ausnahmsweise für einen Flug mit Eurowings entschieden. Während bei der Buchung schon klar war, das der Rückflug von der maltesischen Eurowings Europe (einer der Steuerspartricks der Lufthansa Group) ausgeführt werden würde, konnte ich kurz nach der Buchung feststellen, dass die ausführende Fluggesellschaft für den Hinflug nun auf die lettische Air Baltic geändert wurde. Die (teilweise auch kurzfristige) Auslagerung von Flügen auf Partnergesellschaften ist bei Eurowings durchaus gängige Praxis und wurde in den Medien in den vergangenen Wochen teilweise heftig kritisiert – Hauptargumente hierbei waren, dass man sich als Passagier nicht auf einen einheitlichen Sicherheitsstandard verlassen kann und dass das Service-Angebot (Beinfreiheit etc.) nicht immer dem gewünschten Standard entspräche.

Bei Air Baltic kann ich dieses Problem jedoch nicht nachvollziehen – Air Baltic betreibt in diesem Jahr insgesamt 6 Flugzeuge fest im Auftrag von Eurowings und führt nebenbei auch Flüge für SWISS und andere Fluggesellschaften durch (deshalb hatte ich auf meiner Stamm-Strecke Düsseldorf-Zürich auch schon das ein oder andere Mal das Vergnügen). Einerseits betreibt Air Baltic ausschließlich Flugzeuge des Typs Airbus A220-300 (vormals Bombardier CSeries 300) und hat mit einem Durchschnittsalter von 2,3 Jahren vermutlich die jüngste und modernste Flotte aller europäischen Fluggesellschaften. Andererseits steht auch die Innenausstattung der Kabinen den etablierten mitteleuropäischen Traditionsfluglinien in nichts nach. Ganz im Gegenteil, ich würde sogar sagen, dass dieser Betreiberwechsel gegenüber den doch bereits ziemlich in die Jahre gekommenen Maschinen vom Typ A319 und A320 der Eurowings durchaus ein Upgrade dargestellt hat. Man muss lediglich damit rechnen, mit dem Personal im Flugzeug auf Englisch kommunizieren zu müssen (Lettisch ginge vermutlich auch..)

Interessanterweise habe ich am Tag vor unserem Abflug dann festgestellt, dass der Flug wieder zur deutschen Eurowings “zurückgeholt” wurde und mit einem Airbus A319 ausgeführt werden sollte. Offensichtlich scheinen solche kurzfristigen und mehrfachen Änderungen bei Eurowings nicht unüblich zu sein. Mir war zu diesem Zeitpunkt aber auch noch nicht klar, was für ein Chaos uns erwarten würde.

Informationen zum Flug
ZeitpunktAugust 2023
FluggesellschaftEurowings (EW/EWG)
VonFlughafen Düsseldorf International (DUS/EDDL)
NachLondon Heathrow Airport (LHR/EGLL)
FlugnummerEW9466 / EWG5TF
Abflugzeit11:00 Uhr
Ankunftszeit11:30 Uhr
Dauer1:30 Stunden
FlugzeugAirbus A319-100 (A319) D-AGWF
ReiseklasseBIZclass (D)
Sitzplatz1F

Vor dem Flug

Während alle anderen Fluggesellschaften der Lufthansa Group den Check-In frühestens 24 Stunden vor Abflug öffnen, kann man bei Eurowings schon 72 Stunden vor Abflug einchecken. Wieso das der Fall ist, ist mir rätselhaft, jedoch scheint dies bei Low Cost- und Hybrid-Carriern durchaus üblich zu sein, von daher gehe ich davon aus, dass es hierfür einen guten Grund gibt. Den Check-In habe ich ziemlich exakt zum Zeitpunkt der Öffnung online von zu Hause aus vorgenommen (was eigentlich nicht notwendig gewesen wäre, da in unserem Tarif ja eine kostenlose Sitzplatzreservierung enthalten war). Was mir hierbei etwas negativ aufgefallen ist, war die Tatsache, dass man zwar mehrere E-Mail-Adressen für den Empfang der Bordkarten angeben konnte, jeder Empfänger aber die Bordkarten aller Passagiere erhält (und das auch noch in nur einer gemeinsamen PDF-Datei). Hier muss man also wirklich aufpassen, beim Boarding nicht irrtümlich die falsche Bordkarte vorzuzeigen (mal abgesehen davon, dass ich das auch aus Datenschutzgründen für etwas problematisch halte). Beim Rückflug habe ich dann festgestellt, dass es sich bei dieser Feststellung um einen Bedienungsfehler meinerseits handelte, denn Eurowings bietet durchaus den individuellen Versand der Bordkarten an – die entsprechenden Felder befinden sich jedoch weiter unten, so dass ich das auf meinem Telefon-Bildschirm zunächst nicht gesehen hatte. Einen Bordkarten-Download für gängige Wallet-Apps bietet Eurowings nicht an.

Da wir nur mit Handgepäck gereist sind, sind wir knapp anderthalb Stunden vor Beginn des Boardings mit der S-Bahn am Bahnhof Düsseldorf Flughafen Terminal angekommen und haben uns direkt in den Sicherheitsbereich begeben. Da wir am Samstagvormittag unterwegs waren, hielt sich der Andrang an der Sicherheitskontrolle in Grenzen. Im Abflugbereich B besteht die Möglichkeit, ein 15-minütiges Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle vorab zu buchen, um die Wartezeiten zu reduzieren. Die Passagiere, die hiervon gebrauch machen, erhalten dann ebenfalls Zugang zur Priority-Sicherheitskontrolle, die sonst nur Statusgästen und Inhabern von Business Class-Tickets vorbehalten ist.

Eingang zur Priority-Sicherheitskontrolle im Abflugbereich B

Trotz dieser “Zusammenlegung” war die Schlange bei unserer Ankunft kurz, es warteten nur vier oder fünf andere Gäste vor uns an der Sicherheitskontrolle. Trotzdem ging es einfach nicht vorwärts, weil sich die Gepäckwannen vor dem Röntgengerät stauten. Nachdem wir an der Reihe waren und den Körperscanner passiert hatten, wurde dann auch klar, wieso es so langsam vorwärts ging: ca. 80% der Wannen, die aus dem Röntgengerät kamen, wurden in die manuelle Nachkontrolle geschickt. Das dauerte dann natürlich seine Zeit, und ich hatte irgendwie den Eindruck, dass es den Kollegen, die die Röntgenbilder zu beurteilen hatten, an Erfahrung fehlte. Die Dame, die die manuelle Kontrolle bei mir durchführte, war offensichtlich auch schon ziemlich genervt von den Verzögerungen, denn sie meinte recht spitz “So, jetzt legen wir mal alles hier schön nebeneinander, damit die Kollegen auch wirklich sehen, dass hier nichts drin ist was da nicht reingehört”. Am Ende dauerte die Kontrolle, die normalerweise in weniger als 5 Minuten abgeschlossen hätte sein können, dann geschlagene 25 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt war mir natürlich noch nicht klar, dass es in diesem Sinne noch weitergehen würde.

Die nach diesem “Erlebnis” noch verbleibende Zeit bis zum Abflug haben wir genutzt, um in der Lufthansa Senator Lounge zu frühstücken. Da mir meine Quellen (zu diesem Thema ist schon ein separater Beitrag in Planung) schon geflüstert hatten, dass sich unser Abflug aufgrund verspäteter Ankunft unseres Flugzeugs um mindestens eine Stunde verzögern würde, beschloss ich als ortskundiger Passagier, dass es ausreichend sein würde, die Lounge 5 Minuten nach der Landung des Flugzeugs zu verlassen und dann direkt durch die Passkontrolle (hier ist aufgrund der wenigen Non-Schengen-Abflüge vom Abflugbereich A nicht mit Wartezeiten zu rechnen) zum Gate zu marschieren.

Sehr überrascht war ich, als wir gemeinsam mit ein paar anderen Fluggästen unseres Flugs direkt nach Verlassen der Lounge über Lautsprecher zum Gate zitiert wurden, obwohl der Aussteigevorgang noch im Gange sein musste. Dort wollte man unbedingt unsere Ausweise noch einmal kontrollieren, weshalb genau sagte man uns nicht (die API-Informationen hatte ich eigentlich online eingetragen, war aber nicht sicher, ob das so funktioniert hatte wie es sollte – von daher gehe ich davon aus, dass es damit zu tun hatte).

Das Boarding begann dann etwa 10 Minuten später, allerdings lief auch hier wieder nicht alles wie geplant – als wir vor der Tür des Flugzeugs ankamen, mussten wir noch mehrere Minuten in der Fluggastbrücke warten, da das Flugzeug noch betankt wurde. Wenn ein Flugzeug betankt wird und sich Passagiere an Bord befinden, müssen für den Fall eines Feuers besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, die man hier offenbar nicht umsetzen konnte oder wollte.

Flugzeugbetankung in Düsseldorf

Das Flugzeug wurde dann am Ende ziemlich voll, auch die Business Class-Kabine war mit 11 von 12 möglichen Personen fast vollständig besetzt. Am Ende des Boardings gab es dann noch einmal ein kurzes Chaos, weil der Gate Agent ein paar Sitzplatzänderungen in letzter Minute durchgeführt hatte – offenbar waren einige Gäste an Bord, die in London einen Anschlussflug bekommen mussten und diesen aufgrund unserer Verspätung von inzwischen anderthalb Stunden möglicherweise verpassen würden. Ob es aber einen entscheidenden Unterschied machte, dass diese nun weiter vorne platziert wurden, wage ich zu bezweifeln.

An Bord

Die Kabine des A319 bei Eurowings entspricht von der Gestaltung her weitestgehend dem Standard, den man bei der gesamten Lufthansa-Gruppe vorfindet. Bei einer Sitzplatzanordnung von 3+3 hält man in der Business Class den mittleren Sitz frei, außerdem verfügen die Sitzreihen vor den Notausgängen über den Tragflächen über einen geringfügig größeren Abstand (diese Sitze lassen sich auch nur gegen Aufpreis buchen). In der ersten Reihe, in der wir saßen, ist die Beinfreiheit allerdings besonders groß, da sich hier im Gegensatz zu den Flugzeugen der Lufthansa und SWISS keine Schränke sondern nur einfache Trennwände befinden, was sich sehr deutlich positiv auf die Beinfreiheit hier auswirkt. Wenn möglich, würde ich hier immer die erste Reihe buchen.

Nach dem Start, der mit einer Verspätung von gut eineinhalb Stunden auf Startbahn 23L erfolgte, passierte… gar nichts. Zwar gab es noch eine kurze Ansage, dass mit dem Service begonnen werde, sobald die Vorbereitungen hierzu abgeschlossen seien, jedoch begann weder ein Service noch wurden die Anschnallzeichen ausgeschaltet. Tatsächlich flogen wir überwiegend durch eine Schicht hoher Wolken mit Winden, die auch leichte Bewegungen des Flugzeugs verursachten. Ich habe aber schon viele Flüge erlebt, bei denen bei stärkeren Bewegungen des Flugzeugs nicht mal die Anschnallzeichen eingeschaltet wurden.

In der Zwischenzeit wurde dann auch das WLAN im Flugzeug aktiviert – da die Flotte von Eurowings nicht über integrierte Monitore in der Kabinendecke verfügt, gilt hier strikt das Prinzip “Bring You Own Device”. Das WiFi-Portal im Flugzeug bietet hierbei eine Auswahl an (kostenpflichtigen) Filmen und Serien, eine digitale Version des “Wings Shop”-Katalogs mit Speisen und Duty Free-Artikeln und eine kostenlose Moving Map mit Fluginformationen. Darüber hinaus kann man auch Internet-Pakete mit unterschiedlichen Datenvolumina erwerben. Als Ergänzung für Fluggäste ohne Digitalgerät liegt aber auch noch ein klassisches Bordmagazin bereit.

Als wir dann die Nordsee fast überquert hatten und die Anschnallzeichen immer noch leuchteten, wurden einige Mitreisende ungeduldig und baten darum, die Toilette aufsuchen zu dürfen, was ihnen aber konsequent vom Flugbegleiter verwehrt wurde. Interessanterweise hatte kurz zuvor einer der Piloten das Cockpit verlassen und war auf die Toilette gegangen.

Als wir dann kurz vor der britischen Küste unseren Sinkflug begannen, bat man für den “aufgrund der Wetterlage” ausbleibenden Service noch lapidar um Entschuldigung. Ich frage mich wirklich, weshalb das nicht zu Beginn des Flugs kommuniziert wurde, denn die Wetterlage im Flugverlauf sollte beileibe keine Überraschung für eine Flugbesatzung darstellen.

Am Ende landeten wir dann aber ohne Warteschleifen (das war glaube ich das erste mal für mich in Heathrow) mit einer guten Stunde Verspätung auf Landebahn 27R, woraufhin sich das nächste Kuriosum abspielte: Der zuständige Flugbegleiter machte eine Ansage, dass wir viele Fluggäste mit knappen Anschlussverbindungen an Bord hätten, und dass diese zuerst aussteigen sollten. Grundsätzlich eine ausgezeichnete Idee, aber ich hätte erwartet, dass man dann organisatorisch irgendwelche Maßnahmen trifft, um das auch tatsächlich so zu handhaben (z.B. indem man die betroffenen Fluggäste bittet, sich zu melden). Nichts dessen passierte jedoch, weshalb das Aussteigen vermutlich genau so chaotisch ablaufen würde wie es eigentlich immer der Fall ist.

Ausblick über die Innenstadt von London im Landeanflug

Und noch ein letzter Fail muss erwähnt werden: Als wir schon auf der Parkposition am Terminal standen, erkundigte sich eine Mitreisende danach, an welchem Terminal wir denn seien – auch diese Frage konnte der Flugbegleiter nicht beantworten, obwohl ich eigentlich meine, dass es einerseits zu seinem Job gehört, so etwas zu wissen (die Lufthansa-Gruppe einschließlich Eurowings und praktisch alle anderen StarAlliance-Partner nutzen in Heathrow das Terminal 2), und dass es auch zum Briefing vor dem Flug gehört, über solche Dinge zu sprechen. In Zusammenhang mit der Situation mit dem (irgendwie scheinbar überraschend aufgetretenen) Wetter stellt sich mir hier ernsthaft die Frage, ob vor dem Flug überhaupt ein geeignetes Briefing stattgefunden hatte.

Eine Erwähnung wert ist sicherlich auch noch die Einreisekontrolle in London, da es hier ja mitunter durchaus zu erheblichen Wartezeiten kommt. Bei unserer Ankunft im Terminal 2 hatten wir noch einigermaßen Glück, vor der automatisierten Einreisekontrolle für Inhaber britischer und EU-Pässe sowie mit Staatsangehörigkeit einiger weiterer Staaten bestand überhaupt keine Wartezeit, an den Schaltern für Passagiere aller anderen Nationalitäten betrug die Wartezeit ziemlich genau 30 Minuten – der Zielwert des Benchmarks, der auf verschiedenen Monitoren im Ankunftsbereich angezeigt wird, ist hier 45 Minuten und wurde im Juni 2023 nach eigenen Angaben des Flughafens in etwa 80% der Fälle gehalten. Innerbritische Anschlussverbindungen unter 4 Stunden würde ich hier aber trotzdem nicht risikieren.

Verpflegung

Nun, dieser Abschnitt ist kurz – es gab keine Verpflegung, Von der “Auswahl hochwertiger Produkte […] für den anspruchsvollen Gaumen” (so die Werbung von Eurowings) war weit und breit nichts zu sehen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass man für Fälle, in denen ein Bordservice nicht stattfinden kann, irgendein Ersatzkonzept anbietet. Ich hatte einen ähnlichen Fall einmal ebenfalls zwischen Düsseldorf und London, hier aber mit British Airways durchgeführt von City Flyer – hier war kein Catering geladen worden, worüber man uns nicht nur unmittelbar nach dem Einsteigen in Kenntnis setzte, sondern uns auch noch informierte, dass wir uns am Zielflughafen am Ticketschalter Gutscheine für die Flughafengastronomie abholen könnte. Genutzt haben wir das letztenendes nicht, aber zumindest zeigt es, dass es möglich ist, für solche Fälle ein Backup bereithalten zu können. Ich habe die entsprechende Angelegenheit bei Eurowings und Lufthansa (hier hatte ich mein Ticket erworben) platziert und werde euch auf dem Laufenden halten, wie die Reaktion aussieht.

Fazit

Ausgang der Gepäckausgabehalle Heathrow Terminal 2

Dieser Flug hat mir eindrücklich bestätigt, dass es eine absolut richtige und gute Entscheidung war, Fluggesellschaften wie Eurowings bislang zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Zwar hatte Eurowings nicht alle organisatorischen Mängel des Flugs zu verantworten (auch der Flughafen Düsseldorf hat sich hier nicht mit Ruhm beckleckert), aber das, was verbleibt, reicht für mich durchaus aus, in Zukunft erst recht nicht mehr mit Eurowings zu fliegen. Wäre es mir nicht ausschließlich um die gesammelten Statusmeilen gegangen, hätte ich mit Sicherheit nicht den wirklich happigen Preis für die BIZclass bezahlt, sondern wäre ganz entspannt, günstiger und mit besserem Service British Airways geflogen. So werde ich das beim nächsten mal auch machen.

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