Noch ein Review der SWISS Business Class auf der Kurzstrecke? Keine Sorge – diesmal geht es um etwas außergewöhnliches. Vermutlich aufgrund des am nächsten Tag stattfindenden EM-Viertelfinals zwischen der Schweiz und England in Düsseldorf erwartete man wohl eine hohe Nachfrage auf Flügen nach Düsseldorf am Tag meiner Rückreise aus Zürich, dass man kurzerhand einen Airbus A340 von Edelweiss auf dieser Strecke eingesetzt hat. Dementsprechend wird das hier auch kein vollständiger Review (und steht auch in der Kategorie „Meinung“ statt „Review“), sondern lediglich eine kurze Betrachtung des Edelweiss A340. Wahrscheinlich ist das ohnehin die einzige Chance für mich, in der Kabine des Edelweiss A340 zu reisen, da die Langstrecken-Destinationen der Lufthansa Group-Airline für mich grundsätzlich uninteressant sind. Wer sich für mehr Details zu Kurzstrecken-Flügen in der SWISS Business Class interessiert, der sei auf meine zahlreichen anderen Reviews zu dieser Airline verwiesen.
Hintergrund
Bereits vor einigen Jahren kam es immer wieder vor, dass insbesondere die Düsseldorf-Rotationen von SWISS mit großem Fluggerät bedient wurden. Insbesondere zu größeren Messen wie der Boot in Düsseldorf war die Nachfrage nach Flügen auf der Relation von Zürich oft so groß, dass man sich entschied, vorübergehend auf großes Fluggerät zu setzen. Hierbei kam überwiegend der Airbus A340 zum Einsatz, aber auch die Boeing 777 wurde mitunter hierzu herangezogen. Gleichzeitig ermöglichte dieses Vorgehen, dass auf den entsprechenden Flugzeugmustern gleichzeitig Trainingsflüge zur Verlängerung der jeweiligen Pilotenlizenzen durchgeführt werden konnten.
Eine weitere Welle von Widebody-Flügen auf dieser Relation gab es dann gegen Jahreswechsel 2017/2018, als die bestehenden Avro RJ der damaligen SWISS European Airlines außer Betrieb gingen, aber noch nicht genügend Airbus A220 (damals noch als Bombardier CSeries bezeichnet) zur Aufrechterhaltung der Flugfrequenz ausgeliefert waren. Hier kam auf der Abrendrotation LX1026/LX1027 recht häufig ebenfalls ein Airbus A340 zum Einsatz, der jeweils einige Stunden zuvor aus Shanghai in Zürich angekommen war und für den über den Rest des Tages keine Verwendung mehr bestand.
Das Besondere an einem Flugzeugwechsel dieser Art ist natürlich die Tatsache, dass man als Business Class-Passagier nicht mit einem geblockten Mittelsitz vorlieb nehmen muss, sondern eine echte Langstrecken-Kabine mit flachen Sitzen, Entertainment-System und generell mehr Platz vorfindet. Während flache Betten oder ein Entertainment-System auf einem einstündigen Flug natürlich keine Rolle spielen, ist das ganze immer wieder eine unerwartete und willkommene Abwechslung gegenüber den gewohnten Standard-Flügen auf der jeweiligen Strecke. Bei den vergangenen Gelegenheiten hatte ich mehrfach sogar das Glück, am Ende in der (damals noch nicht modernisierten) First Class-Kabine unterzukommen.
Wie ist es dazu gekommen?
Zwei Tage vor Abflug erhielt ich am Abend per E-Mail von SWISS die Information, dass man leider meine Sitzplatzreservierung habe anpassen müssen. Mein neu zugewiesener Sitzplatz trage nun die Nummer 12K, wodurch mir natürlich gleich klar war, dass hier offenbar ein Großraumflugzeug mit zwei Gängen zum Einsatz kommen sollte, da die Sitzplätze in kleineren Maschinen nur bis zum maximalen Buchstaben F nummeriert werden. Eine kurze Recherche auf flightradar24 ergab, dass für den Flug nach Düsseldorf und zurück der Airbus A340-300 HB-JMF „Belalp“ der SWISS-Tochter Edelweiss eingeplant sei. Diese Maschine hatte zu Wartungszwecken einige Zeit am Flughafen in Hongkong verbracht, sollte in der Nacht vor dem Flug nach Düsseldorf nach Zürich zurückkehren und dann am Nachmittag die Düsseldorf-Rotation fliegen.
Im Verlauf des Einsteigevorgangs erzählten die Flugbegleiter, dass in der Tat das EM-Viertelfinal zwischen der Schweiz und England, das am 6. Juli in Düsseldorf stattfinden sollte, der primäre Grund für den Einsatz eines A340 auf der Rotation LX1024/LX1025 am 5. Juli war. Hier hatte man mit um die 300 Sitzplätzen einfach eine größere Kapazität als mit dem ursprünglich vorgesehenen A220 mit ungefähr 100 Plätzen, um eine größere Anzahl von Fußballfans noch rechtzeitig nach Düsseldorf zu verfrachten. Am nächsten Tag sollte dann mit dem gleichen Flug noch ein Charter für einen schweizer Reiseveranstalter auf der gleichen Strecke erfolgen, bevor am Sonntag auch der reguläre Umlauf am späten Nachmittag wieder mit dem Edelweiss A340 durchgeführt werden sollte.
Während ich schon einen sehr vollen Flug mit lauter grölenden Fußballfans erwartet hatte, war ich etwas erstaunt, dass sich am Gate zum Boardingvorgang nur eine Handvoll Fluggäste eingefunden hatten, die auch weitestgehend dem üblichen Klientel auf dem Freitagnachmittags-Flug, nämlich überwiegend Berufspendler, entsprachen. Tatsächlich hatte man sich hier wohl etwas verkalkuliert, denn mit dem Boarding Completed-Aufruf wurden nur 160 Passagiere gemeldet – die hätte man zwar nicht in den ursprünglich vorgesehenen A220 (und aufgrund der hohen Auslastung der Business Class-Kabine auch nicht in einen A320) bekommen, ein A321 wäre aber vollkommen ausreichend gewesen. Dementsprechend wurde vor dem Start auch schon darauf hingewiesen, dass man seinen Sitzplatz nicht wechseln möge, da sonst eventuell die Kalkulation der Gewichtsverteilung nicht mehr hinhauen würde.
Die Business Class im Edelweiss A340
Edelweiss hat im Airbus A340 eine etwas ungewöhnliche Anordnung der Kabinen – auf eine vordere Kabine (dort, wo sich, als das Flugzeug noch für SWISS unterwegs war, die First Class und das Business Class-„Stübli“ befunden haben) mit 76 Economy Class-Sitzen folgt in der Mitte die Business Class mit 27 Sitzen, bevor es im hinteren Teil wieder in die Economy Class mit weiteren 211 Plätzen geht. Die Gäste, die in der hinteren Economy-Kabine sitzen, müssen beim Einsteigen also zwangsläufig durch die Business Class-Kabine laufen, die in der SWISS-typisch versetzten Anordnung konfiguriert ist.
Auf der linken Flugzeugseite wechseln sich hierbei Doppel- und Einzelsitze (die „Throne“) ab, der mittlere Block bietet gegeneinander versetzte Doppelsitze und die rechte Flugzeugsitze verfügt über Einzelplätze, bei denen die Sitze in den geraden Reihen näher am Fenster gelegen sind, in den ungeraden Reihen befinden sie sich näher am Gang. Berücksichtigen sollte man bei der Sitzplatzwahl eventuell, dass in der Reihe 15 auf beiden Seiten der Kabine ein Fenster fehlt, was die entsprechenden Plätze dunkler und enger wirken lässt.
Die Sitze stellen hierbei eine etwas aufgefrischte Version der früheren SWISS-Sitze auf dem gleichen Flugzeugtyp dar, bevor sie vor einigen Jahren geringfügig zu der Kabine modernisiert wurde, die wir auch auf unserem SWISS-Flug nach Hongkong vorgefunden haben. Die Sitze lassen sich hierbei vollkommen flach legen, die Beine landen unter der seitlichen Ablage des Vordersitzes. Auch hier liegt man vergleichsweise tief, die Beweglichkeit der Füße und Knie ist in dem recht engen Fußabteil stark eingeschränkt.
Im Gegensatz zu der bei SWISS eingesetzten neueren Version dieser Bestuhlung gibt es am Platz so gut wie keine wirkliche Staumöglichkeit – hier steht lediglich eine kleine Halterung in der Sitzkonsole, ein kleines Netz neben dem Unterhaltungsbildschirm (hier befand sich beim Einsteigen bereits die von SWISS gewohnte Wasserflasche und das Erfrischungstuch) und ein kleines Fach in Bodennähe in der Rückenlehne des Vordersitzes. Auf das in der alten SWISS-Konfiguration noch vorhandene Staufach unterhalb des Bildschirms wurde zugunsten eines größeren Monitors ebenfalls verzichtet.
Im Gegensatz zur modernisierten SWISS-Kabine gibt es hier auch keinerlei Trennwände zwischen den Sitzen, was die Kabine (in Verbindung mit dem gegenüber SWISS deutlich helleren Design) zwar wesentlich heller, luftiger und offener wirken lässt, sich jedoch gerade auf längeren Flügen auf die von vielen Business Class-Gästen gewünschte Privatsphäre auswirkt. Insgesamt wirkt die Kabine auch aufgrund der eingesetzten Oberflächen etwas „billig“ und deutlich weniger hochwertig als das Pendant bei SWISS.
Die Sitzposition lässt sich, mit Ausnahme der Fußstütze, nicht individuell festlegen, sondern nur zwischen drei Voreinstellungen (Aufrechte Position für Start und Landung, halb zurückgelehnte „Lounge“-Position und flaches Bett) variieren, wobei man die dafür vorgesehenen Knöpfe auch zwischen den Positionen loslassen kann und der Sitz dann in der momentanen Position verbleibt. Auch die Kopfstütze lässt sich weder verstellen noch ausziehen.
Wie auch bei SWISS lässt sich hierbei das Sitzkissen unterschiedlich stark aufblasen, die Position und Härte der Lendenwirbelstütze lässt sich anpassen und es kann eine „Massage“-Funktion genutzt werden, die die Lendenwirbelstütze periodisch aufbläst und wieder ablässt. Zusätzlich lässt sich über das Kontrollpanel auch die Beleuchtung des Fußraums („mood light“) ein- und ausschalten. Die berührungsempfindlichen Schalter können dabei sehr leicht ausgelöst werden und befinden sich dort, wo man beim bequemen Sitzen die Hand ablegt, so dass ich auch auf meinem kurzen Flug mehrfach ohne es zu wollen den Sitz verstellt habe. Eine kleinere Version dieses Kontrollfelds mit eingeschränkten gibt es auch noch am Kopfende des Sitzes, was vermutlich für die Nutzung im Bettmodus vorgesehen ist.
Zusätzlich ist am Sitz auch eine Leselampe, eine Universal-Steckdose und eine USB-A-Ladebuchse vorhanden. Luftdüsen gibt es hier jedoch nicht, insbesondere während des Boardings war es am Sitz dann auch recht warm.
Der Tisch springt auf Knopfdruck aus der Seitenkonsole und kann in der Mitte gefaltet werden. Hier ist die Handhabung aber recht kompliziert, ich brauchte eine Weile, bis ich den Tisch in der endgültig vorgesehenen Position einrasten konnte. Auch beim Verstauen des Sitzes, für die sogar eine Art Anleitung auf dem Tisch eingeprägt ist, muss man peinlich genau darauf achten, die richtigen Handgriffe in der richtigen Reihenfolge auszuführen und darauf zu achten, dass gewisse Markierungen an der Mechanik exakt gegeneinander ausgerichtet sind. Auch lässt sich der Tisch im ausgeklappten Zustand nicht wegrotieren, so dass man tunlichst darauf achten sollte, während der Mahlzeiten nicht die Waschräume aufsuchen zu müssen.
Während die Fernsteuerung des Unterhaltungssystems nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt, ist gegen die Touchscreen-Monitore für das Unterhaltungssystems nichts zu sagen – die Auflösung ist ausreichend hoch, und die Touch-Funktionalität ist sehr responsiv. Das Unterhaltungsprogramm selbst habe ich mir nicht näher angeschaut, aufgefallen ist mir jedoch, dass die Karte mit dem Flugverlauf exakt der Version aus dem A320 entspricht, für die Monitore eine zu geringe Auflösung besitzt und jegliche Einstellmöglichkeiten vermissen lässt. Der Edelweiss A340 verfügt auch nicht über ein WLAN an Bord, ganz im Gegenteil – per Ansage vor Abflug wurde die Nutzung von WiFi auf den persönlichen Geräten der Fluggäste sogar explizit untersagt.
Fazit
Kurzstrecken mit Großraumflugzeugen zu fliegen ist immer etwas besonderes – gerade weil so etwas ja eher selten vorkommt, fallen die Unterschiede zwischen Kurz- und Langstreckenmaschinen, insbesondere in der Business Class, besonders auf. Selbst mit einem eigentlich eher mittelmäßigen Hartprodukt, wie es die Edelweiss anbietet, ist der Flug in einem Langstreckenflugzeug ein massiver Komfortgewinn.
Sicherlich, gerade auf der Langstrecke macht auch noch der gebotene Service einen großen Teil des Erlebnisses aus; den kann ich aufgrund des kurzen Flugs natürlich nicht beurteilen. Auf dem kurzen Hüpfer nach Düsseldorf ging es Edelweiss-typisch wieder sehr freundlich, aber auch recht träge zu – die letzten Passagiere in der gut gefüllten Business Class-Kabine erhielten ihren ersten Service erst kurz, bevor wir den Sinkflug wieder gestartet haben.
Ärgerlich an diesem Flug war lediglich, dass wir aufgrund der vorübergehenden Aussetzung des Schengen-Abkommens während der Fußball-EM nach der Ankunft durch die Passkontrolle mussten – dazu wurden wir zunächst auf einer Außenposition abgestellt und anschließend über ein paar Umwege zur Busankunft im Concourse B kutschiert, wo man, da ja gut 300 höchstgefährliche schweizer Hardcore-Hooligans erwartet wurden, immerhin ganze zwei Kontrollstellen geöffnet hatte.
Die Bundespolizei kann wirklich froh sein, dass stattdessen am Ende nur 160 Geschäftsleute kamen, wobei der zweite Bus trotzdem vermutlich etwa eine halbe Stunde warten musste, bis die „Einreise“ endlich erledigt war. Ich werden hier ja nur ungern politisch, aber für mich ist die willkürliche Wiedereinführung von Grenzkontrollen zu Großereignissen durch nichts zu rechtfertigen (werden eigentlich deutsche Hooligans, die in dieser Zeit wiedereinreisen möchten, ebenfalls abgewiesen?), und die Tatsache, dass bei der erwarteten Ankunft eines Großraumflugzeugs durch die Bundespolizei nur zwei Kontrollstellen besetzt werden, ist nicht nur vollkommen unakzeptabel, sondern schlichtweg eine Riesenfrechheit.