Ich hatte in vergangenen Berichten schon mehrfach erwähnt, dass ich im Jahre 2023 meinen Lufthansa Senator-Status aller Voraussicht nach das letzte mal (bis Februar 2027) verlängert habe. Da sich aufgrund der Änderungen im Statusprogramm der Lufthansa Group vermutlich viele andere Reisende die Frage stellen, ob die mitunter beträchtlichen Aufwände, die durch das gezielte Verfolgen einer Status(re-)qualifikation entstehen können, es noch wert sind verfolgt zu werden, möchte ich in diesem Artikel ein wenig näher auf die konkreten Gründe eingehen, und darauf, was ich stattdessen für die Zukunft plane.
Mein Reiseverhalten
Um die Beweggründe für meine Entscheidung zu verstehen, ist es zunächst wichtig, etwas mehr über mein Reiseverhalten zu erfahren. Grundsätzlich pendele ich jedes Jahr etwa 6 mal geschäftlich zwischen Düsseldorf und Zürich, wobei ich jeweils Business Class buche. Dazu kommt in der Regel eine, maximal zwei große Reisen nach Asien, die ich bevorzugterweise in der First Class buche. Und zu guter Letzt gesellen sich hier je nach dem vielleicht noch zwei oder drei kürzere Wochenend- oder Urlaubstrips auf der innereuropäischen Kurzstrecke, bei denen die Reiseklasse eher eine untergeordnete Bedeutung spielt.
Bisher hat mich dieses Reiseverhalten auch ohne gezielte Beachtung von Buchungsklassen oder ausführender Airline (innerhalb Europas hat man von Deutschland aus ohnehin kaum eine Wahl und landet bei der Lufthansa Group, ob man nun will oder nicht) nahe an die Qualifikationsgrenze zum Senator-Status gebracht, und in den Jahren, in denen zwei größere Reisen anstanden, habe ich die (Re-)Qualifikation problemlos geschafft, wenn ich für die Langstrecken denn Lufthansa oder SWISS gebucht habe.
Das grundsätzliche Problem mit Kundenbindungs-Programmen
Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie ein besonders großer Fan von Kundenbindungsprogrammen jeglicher Art war; beim Einkaufen wird man ständig gefragt, ob man denn keine Payback-, Deutschland- oder Südsudan-Karte habe, und ob man sich nicht, „natürlich kostenfrei“ anmelden möchte. Ich habe solche Angebote immer abgelehnt, da ich mir ungern von irgendwelchen Marketingpsychologen in den Management-Etagen der großen Konzerne mein Konsumverhalten vorgeben lassen möchte.
Mit der Zeit hat sich aber insbesondere im Reisebereich herauskristallisiert, dass man ohne die Nutzung der jeweiligen Kundenbindungsprogramme tatsächlich Nachteile bei der erbrachten Leistung hat. So erhält man insbesondere Hotels in aller Regel günstiger, wenn man ein entsprechendes Konto hat, und auch bestimmte Zusatzleistungen wie Internet-Zugang sind inzwischen oft nur noch erhältlich, wenn man Mitglied des jeweiligen Loyalitätsprogramms ist. Von daher habe auch ich mich vor einigen Jahren breitschlagen lassen, mich bei den entsprechenden Programmen anzumelden.
Lediglich im Airline-Bereich hatte ich den Eindruck, dass es bei entsprechendem Flugverhalten tatäschlich recht sinnvoll sein könnte, einen Status im Kundenbindungsprogramm zu halten, da mir einige der gebotenen Vorteile durchaus attraktiv erschienen. Tatsächlich reichte, wie oben beschrieben, mein Reiseverhalten in den vergangenen Jahren aus, um ohne Probleme zunächst für ein paar Jahre den Silber- und schließlich den Gold-Status bei Lufthansa zu erreichen, ohne dass ich mich hierfür groß hätte verrenken müssen.
Nun muss man leider sagen, dass sich in den letzten Jahren bei Kundenbindungsprogrammen insbesondere im Reisebereich einige Entwicklungen ergeben haben, die für mein Dafürhalten diese Kundenbindungsprogramme eher zu ihrem Gegenteil, nämlich Kundenvergrämungsprogrammen, verwandelt haben: Ständige Preisaufschläge auf Prämienbuchungen bei gleichzeitig geringerer Prämienverfügbarkeit und die Kürzung oder Nichtgewährung zugesagter Vorteile sind nur die zwei wichtigsten davon – man denke beispielsweise an die zumindest teilweise rückabgewickelte Verweigerung des Lounge-Zugangs für Lufthansa-Statuskunden auf Eurowings-Flügen, für die nach Umstellung des innereuropäischen Lufthansa-Netzes auf Germanwings bzw. Eurowings gar keine Alternativen mehr bestanden.
Diese ganzen Vorgänge gehen mir inzwischen so auf den Senkel, dass ich einfach nicht mehr bereit bin, den nicht unerheblichen planerischen, zeitlichen und finanziellen Aufwand, den der Aufrechterhalt eines Kundenbindungs-Status mit sich bringt, zu leisten, nur um dann hinterher vom jeweiligen Anbieter – „Ätschebätsch“ – eine lange Nase gezeigt zu bekommen.
Geänderte Statusanforderungen seit 2024
Nun hatte die Lufthansa Group ohnehin schon länger vor, eine grundlegende Überarbeitung ihres Status-Systems durchzuführen, was durch Corona vorläufig auf Eis gelegt wurde. Die seinerzeit angekündigten Kriterien zum Erreichen eines Status wirkten auf mich durchaus fair, offenbar hat man sich in der dreijährigen Pause dann aber noch mal Gedanken gemacht und die Kriterien, die nach dem Start des neuen Statussystems gefordert werden, ordentlich angezogen. Für Gäste, die sehr viel innerhalb Europas unterwegs sind, ändert sich hierbei kaum etwas (für den Frequent Traveller-Status sind nun 33 statt 30 Economy-Flugsegmente pro Jahr erforderlich, für den Senator-Status bleibt es bei um die 50 in der Business Class), für Passagiere mit einem Reiseverhalten, das meinem nahekommt (einige Kurzstrecken-Segmente und wenige, dafür aber teure Langstrecken-Reisen) ist der Senator-Status ohne massiven Zusatzaufwand fast nicht mehr zu erreichen: Hatte man früher mit einem First Class-Roundtrip nach Asien schon etwa die Hälfte der erforderlichen Punkte zusammen, erhält man jetzt nur noch ein knappes Drittel der erforderlichen Punkte.
Dazu kommt, dass die Requalifikation inzwischen jährlich erfolgen muss – rein auf dem Papier müsste man jetzt in zwei Jahren bis zu 8 First Class-Roundtrips für den Erhalt des Senator-Status abfliegen, während es bisher nur zwei waren (diese dafür im selben Jahr). Grob kann man dadurch sagen, dass sich alle Miles & More-Status im Durchschnitt je nach Reiseverhalten in ihrer Erreichungs-Schwierigkeit verdoppelt bis vervierfacht haben und das, obwohl Miles & More in der Star Alliance bereits seit langem als das Statusprogramm mit den anspruchsvollsten Kriterien galt.
Was mich darüber hinaus stört: Bislang war durch den „Executive Bonus“ auch auf Statusmeilen der Erhalt des Status immer ein wenig einfacher als die Erstqualifikation. Diesen Vorteil hat man mit den Statuspunkten ebenfalls abgeschafft, so dass es inzwischen keinen Unterschied mehr macht, ob man langjähriger Bestandskunde ist oder gerade neu zur Lufthansa Group gewechselt hat.
Was ich an einem Airline-Status schätze und worauf ich verzichten kann
Jeder Statusinhaber schätzt vermutlich unterschiedliche Dinge an seinem Kundenbindungs-Status. Um den nachfolgenden Abschnitt nachvollziehen zu können, ist es nicht ganz unerheblich, zu wissen, was ich konkret an meinem bisherigen Senator-Status schätze, und auf welche der angepriesenen Vorteile ich absolut verzichten kann.
Der mit Abstand wichtigste Vorteil jeglicher Vielfliegerstatus ist für mich der Loungezugang. Es macht einfach einen himmelweiten Unterschied, ob man sich vor dem Abflug eine Stunde (oder gar länger) im lauten, mit allerlei Shops und überteuerter Gastronomie vollgestopften Abflugbereich herumtreiben muss, oder in einer (manchmal auch nicht ganz leisen) Lounge das ein oder andere Getränk und eine Kleinigkeit zu Essen genehmigen kann. Da ich in der Regel mit der Bahn zum Flughafen anreise und deshalb sehr großzügige Zeitpuffer lasse, ist das für mich um so relevanter. Die Möglichkeit, mit einem Star Alliance Gold-Status noch einen Gast mitnehmen zu können, wertet diesen Statusvorteil noch einmal weiter auf.
Hingegen sind zumindest für mich weitere Privilegien wie Premium Check In (ich gebe eher selten Gepäck auf), Security Fast Track und eine kostenfreie Sitzplatzreservierung (mitunter auch von bevorzugten Sitzplätzen) eher ein Nice to Have denn ein handfester, unverzichtbarer Vorteil.
Auf alle anderen Aspekte, darunter u.a. eine dedizierte Hotline, zusätzliches Aufgabegepäck, Vorteile bei irgendwelchen Kooperationspartnern oder gar einen feuchten Händedruck im Flugzeug, kann ich hingegen komplett verzichten, da ich sie in der Vergangenheit praktisch nie genutzt habe oder mir die jeweilige Sonderbehandlung (siehe feuchter Händedruck) sogar unangenehm war.
Warum ich eigentlich keinen Status brauche
Abgesehen von den eingangs erwähnten Gründen hinsichtlich der Erschwerung von Statuserreichung und -Verlängerung und den grundsätzlich immer unattraktiver werdenden Kundenbindungsprogrammen war die Tatsache, dass ich bei nüchterner Betrachtung den Status gar nicht brauche, der Hauptgrund für meine Entscheidung für die Abkehr vom Lufthansa Senator-Status.
Tatsache ist, dass ich in vermutlich ca. 80% der Fälle meiner Reisen ohnehin in Premium-Klassen unterwegs bin, so dass das wichtigste Kriterium, nämlich der Loungezugang, ohnehin bereits im Flugpreis inkludiert ist. Sicher, mit dem Senator-Status komme ich in die nominell besseren Lounges (nämlich in die Senator-Lounges statt der Business Class Lounge), aber so groß ist der Unterschied hier auch wieder nicht. Dazu kommt, dass zumindest, solange die Kooperation von American Express und der Lufthansa noch läuft, ich zumindest an Lufthansa-Standorten auch mit einem Business Class-Ticket in die Senator-Lounge komme. Am Flughafen Zürich nutze ich ohnehin bevorzugt die SWISS Alpine Lounge, zu der mir ein Business Class-Ticket nach Düsseldorf ebenfalls Zutritt verschafft.
Und selbst wenn ich einmal nicht Business Class fliege, so könnte ich immer noch eine der Vertragslounges aufsuchen, zu denen ich ebenfalls per American Express kostenfreien Zutritt (auch mit Gast) habe. Diese Lounges sind zwar in der Regel eher mäßig, besser als am Gate abzuhängen ist das aber allemal auch noch.
Wie schon erwähnt sind die übrigen Statusvorteile für mich eher weniger relevant – dazu kommt, dass man eigentlich fast alles, was hier inkludiert ist, in irgendeiner Form auch käuflich erwerben kann (z.B. zusätzliches Gepäck, bevorzugte Sitzplätze) oder in einigen Fällen auch gratis erhält (wie z.B. den Security Fast Track an vielen Flughäfen bei Online-Vorabbuchung). Rechnet man das gegen den Aufpreis, den man mitunter bezahlt, nur um mit einer bestimmten Fluggesellschaft zu fliegen um Statuspunkte zu sammeln, kommt man ohne Status eigentlich fast immer günstiger weg und ist auch noch hinsichtlich Flugzeigen etc. flexibler.
Wie geht es weiter?
Mein aktueller Lufthansa Senator-Status ist noch bis Februar 2027 gültig, mithin also knappe drei Jahre ab dem Erscheinungsdatum dieses Artikels. Aktuell bin ich bereits dabei, meine beträchtliche Sammlung von Miles & More-Prämienmeilen (auf unserem gemeinsamen Konto hatte sich etwa eine halbe Million Prämienmeilen angesammelt) abzubauen, weshalb wir in diesem Jahr fast ausschließlich auf Prämienflügen unterwegs sein werden. Damit ist auch der Meilenverfall, der ohne Status regelmäßig stattfindet (jedoch durch den Besitz einer Miles & More-Kreditkarte ausgesetzt werden kann) abgewendet und ich konnte auf einigen Strecken noch den durchaus nicht unattraktiven Companion-Bonus (Prämientickets für 2 Personen kosten nur 150% des Meilenwerts für eine Person), der ebenfalls nur mit dem Senator-Status gewährt wird, ausnutzen.
In den kommenden zwei Jahren werde ich daher konsequent das beste oder interessanteste Angebot, unabhängig von Fluggesellschaften und Allianzen, buchen. So wäre es dann z.B. auch einmal ohne Einbußen möglich, Cathay Pacific First Class zu fliegen (was Madame schon länger einmal machen wollte) und einige andere Fluggesellschaften auszuprobieren. Diese neugewonnene Flexibilität, nicht an bestimmte Anbieter gebunden zu sein, wird sich sicherlich auch positiv auf diesen Blog auswirken.
Wenn dann das Ende meiner Statuslaufzeit näher rückt, werde ich mir sicherlich noch einmal anhand der sich dann darstellenden Marktsituation prüfen, ob nicht beispielsweise doch ein halbwegs attraktives StarAlliance-Programm besteht, in dem ich den Gold-Status mit meinem Reiseverhalten ohne weiteres mitnehmen kann. An sonsten werde ich die neugewonnene „Freiheit“ ohne Lufthansa Senator-Status in vollen Zügen auskosten und die attraktiveren Angebote buchen, statt mich auf bestimmte, wenige Anbieter festlegen zu lassen.
Fazit
Status in Kundenbindungsprogrammen sind bei nüchterner Betrachtung eher eine Prestige-Angelegenheit als ein unverzichtbares Accessoire für Vielreisende. Nicht umsonst erfahren diese Programme bei Fluggesellschaften rund um die Welt eine hohe Priorität, wenn es um die Positionierung der eigenen Marke geht – schließlich sorgen die mit Status-Programmen verbundenen psychologischen Kniffe auch bei Leuten wie mir, die sich eigentlich der stattfindenden Manipulation bewusst sind, für die Bereitschaft, mehr Geld auszugeben als eigentlich erforderlich wäre. Grundsätzlich ist das auch in Ordnung, allerdings hat bei mir die Lufthansa mit ihrem Statusprogramm ihr Blatt inzwischen überreizt, weshalb ich nicht länger gewillt bin, hier mitzuspielen. Meine abschließende Empfehlung ist, bei Kundenbindungsprogrammen jeglicher Art nüchtern und sachlich nachzurechnen, welche Vorteile man tatsächlich braucht, welchen Wert diese wirklich haben und welchen Mehraufwand (finanziell und organisatorisch) man sich anzutun bereit ist. Sofern man einen Status nicht ohne zusätzlichen Aufwand einfach so „mitnehmen“ kann, lohnt sich die Verfolgung einer Status-Strategie nämlich tatsächlich nur in den allerseltensten Fällen.