Beim Durchforsten meines Wandschranks bin ich neulich auf ein ganz spezielles Fundstück gestoßen: Ein Amenity Kit aus der Business Class von Cathay Pacific – aus dem Jahr 1998, also mithin ganze 25 Jahre alt. Das will ich euch natürlich nicht vorenthalten, denn in den vergangenen 25 Jahren haben sich sowohl die Amenity Kits und ihre Inhalte wie auch der Service, der im internationalen Flugverkehr geboten wird, stark verändert – teils zu schlechteren, teils zum besseren.
Hintergrund
Zu diesem Business Class-Flug sind wir im Jahr 1998 gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Ich war damals mit meinen Eltern auf dem Weg nach Australien, mit einem dreitägigen Stopover in Hongkong. Als wir in Frankfurt am Check In ankamen (damals gab es natürlich noch keinen Online Check In), war unsere Überraschung groß, dass es offenbar in einem ziemlich vollen Flugzeug keine drei Plätze mehr nebeneinander gab, da man uns irrtümlicherweise falsche Informationen zur Reservierung von Sitzplätzen gegeben hatte. Sicherlich spielte neben dieser Fehlinformation auch die Tatsache, dass unser Abflugdatum in Frankfurt zufälligerweise mein Geburtstag war, eine Rolle, denn man upgradete uns ganz spontan in die Business Class, mit Sitzen in Reihe 10, direkt hinter dem Cockpit im Oberdeck einer Boeing 747-400. Das sollte dann übrigens auch das einzige kostenfreie Upgrade sein, das ich in meiner ganzen Reisekarriere auf einem Flug jemals bekommen habe.
Damals gab es natürlich noch keine Lie-Flat-Sitze, die sich zu einem komplett flachen Bett verstellen ließen und auch das Bordunterhaltungsprogramm war für heutige Zeiten eher mager (Ausklappbildschirme am Platz, auf denen verschiedene Programme in Dauerschleife liefen), aber den gebotenen Service habe ich durchaus noch in ausgezeichneter Erinnerung. Neben dem hier beschriebenen Amenity Kit wurden wir beim Einsteigen persönlich zu unseren Plätzen gebracht, unsere Jacken wurden uns abgenommen und es gab noch auf dem Boden Canapés, die von einem Trolley serviert wurden. Wohlgemerkt, es handelte sich um die Business Class, während man heute solche Elemente teils nicht mal mehr in der First Class vorfindet.
Das Amenity Kit
Kommen wir jetzt aber zum eigentlichen Gegenstand dieses Artikels, nämlich dem Amenity Kit. Es gab damals eines für Frauen und eines für Männer, das für Frauen (von denen habe ich leider keines mehr) kam in einem rosafarbenen Kunstledertäschchen, während das für Männer in einem grünen Kulturbeutel, ebenfalls aus Kunstleder, präsentiert wurde.
Gebrandet waren beide Täschchen wie auch der Inhalt von der damals in Malaysia ansässigen Marke Crabtree & Evelyn, und der Inhalt konnte sich durchaus sehen lassen.
Neben den obligatorischen Socken und einer Schlafmaske gab es einen hochwertig wirkenden Rasierer mit Holzgriff und wechselbarer Klinge, eine Tube Rasiercreme, ein Fläschchen Aftershave, eine ebenfalls recht solide verarbeitete kleine Bürste aus Holz, ein Zahnputzset und einen Lippenpflegestift. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, enthielt das Amenity Kit für Frauen statt des Rasierers einen Taschenspiegel und Gesichts- bzw. Feuchtigkeitscreme. Heutzutage auch kaum mehr zu finden sind die enthaltenen Aufkleber „Bitte zum Frühstück wecken“ bzw. „Lasst mich schlafen“, die man von der Nachtruhe an den Sitz kleben konnte, um das Personal darüber zu informieren, ob man lieber essen oder schlafen wollte.
In den Waschräumen wurden zusätzlich zum Inhalt dieses Amenity Kits noch Parfum, Feuchtigkeitscreme und Evian-Wasserspray (das gibt es heutzutage wenn überhaupt nur noch in der First Class, z.B. bei Lufthansa) bereitgestellt.
Vergleicht man Umfang und Qualität des Business Class Amenity Kits von 1998 mit dem, was heute auf den meisten First Class-Produkten der Airlines geboten wird, ziehen hier (vielleicht mit Ausnahme von Emirates) die heutigen First Class-Kits überwiegend den Kürzeren. Auch wurden damals in der Business Class Service-Elemente geboten, die man heute bei vielen Fluggesellschaften nicht einmal mehr in der First Class erlebt.
Und in der Economy Class?
Auch in der Economy Class, in der wir auf dieser Reise alle anderen Strecken zurückgelegt haben, gab es seinerzeit ein „echtes“ Amenity Kit in einem kleinen Täschchen.
Der Inhalt war natürlich nicht ansatzweise so umfassend wie der des Business Class Amenity Kits, konnte sich aus heutiger Sicht aber auch durchaus sehen lassen.
Wenn wir den Inhalt mit zusammensteckbarer Zahnbürste, Socken und Schlafmaske einmal mit einem aktuellen Amenity Kit der Business Class von SWISS vergleichen, fällt uns auf, dass hier kaum ein wirklicher Unterschied besteht, lediglich der Gehörschutz war im damaligen Economy Class-Kit nicht enthalten:
Fazit
Die Betrachung eines Amenity Kits aus dem Jahr 1998 zeigt in ziemlich eindrücklicher Weise, wie sich der gebotene Service im Luftverkehr über die letzten Jahrzehnte verändert hat. Während das „Hartprodukt“, also insbesondere die Sitze und Elemente wie das Unterhaltungsangebot deutlich verbessert haben, hat das „Softprodukt“, also der gebotene Service, sowohl von Umfang und Qualität deutlich abgenommen. Gerade bei den Amenity Kits ist das aber durchaus noch nachvollziehbar, werden diese doch laut diversen Studien in der überwiegenden Anzahl der Fälle nach dem Flug einfach weggeworfen, was natürlich unnötig Müll verursacht. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass ein hochwertigerer Inhalt auch mehr Leute dazu animieren würde, die gebotenen Artikel weiterzuverwenden.