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Tosen Goshobo Ryokan, Arima Onsen

Bereits bei unserem letzten Japan-Aufenthalt vor ein paar Jahren hatten wir, damals noch in Begleitung ortsansässiger Freunde, ein Wochenende in einem japanischen Badeort (damals hatte es uns in das sehr touristische Hakone unmittelbar südwestlich von Tokio verschlagen) verbracht. Dieses durchaus bemerkenswerte Erlebnis wollte Madame auf unserer diesjährigen Reise unbedingt wiederholen, so dass sie sich von ebenfalls ortskundigen Bekannten diverse Locations auf dem Weg zwischen Tokio und unserer zweiten Destination Hiroshima empfehlen ließ. Die endgültige Wahl fiel sodann auf das hier besprochene Tosen Goshoboh in Arima Onsen, in unmittelbarer Nähe der Hafenstadt Kobe.

Informationen zum Hotel
BesuchszeitpunktJuni 2025
NameTosen Goshobo (auch: Tocen Goshoboh)
Anschrift858 Arimacho, Kita-Ku, Kobe, Hyogo 651-1401, Japan
ZimmertypTenraku Deluxe-Zimmer
Dauer des Aufenthalts2 Nächte
Inkludierte LeistungenHalbpension

Hintergrund

Da es sich bei diesem Artikel um den Review eines für europäische Verhältnisse eher ungewöhnlichen Etablissements handelt, halte ich ein paar Vorbemerkungen durchaus für angebracht. Zunächst sollten wir uns mit dem Begriff „Onsen“ auseinandersetzen; bei Orten, die diesen Zusatz im Namen tragen, handelt es sich um das japanische Äquivalent eines Kurbades, vergleichbar mit Orten im deutschsprachigen Raum, die den Namenspräfix „Bad“ tragen (oder auch „Terme“ in Italien, „les-bains“ in Frankreich usw.) – diese Orte verfügen über meist vulkanische Thermalquellen, denen unterschiedliche gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt werden. Diese in Japan sehr zahlreichen Ortschaften erfreuen sich naturgemäß einer hohen touristischen Beliebtheit, womit wir zum zweiten Begriff kommen, nämlich dem Ryokan.

Ryokans, die sich vor allem (aber nicht ausschließlich) in vorgenannten Kurorten befinden, sind traditionelle japanische Unterkünfte, in denen einiges anders abläuft als in üblichen internationalen Hotels. Zum einen verfügen Ryokans (häufig in historischer Bausubstanz) über vergleichsweise wenige Zimmer (ca. 20 sind durchaus üblich), zum anderen ist hier eine Verpflegung in Form von Halbpension (mit Frühstück und Abendessen) üblich. Obwohl einige Ryokans inzwischen auch Räumlichkeiten nach westlichem Standard anbieten, überwiegt die traditionelle Zimmergestaltung mit Tatami-Matten (Washitsu) und verschiebbaren Papierwänden (Shoji). Da sich diese Herbergen heutzutage meist in touristisch geprägten Gegenden befinden und ein äußerst hohes Service-Niveau besitzen, bewegen sich diese Unterkünfte überwiegend auf einem hohen Preislevel (mit 500 EUR pro Übernachtung ist durchaus zu rechnen). Beachten sollte man aber, dass gerade günstigere Zimmerkategorien in Ryokans oftmals über Gemeinschafts-Waschräume verfügen – wem es nicht liegt, beim nächtlichen Toilettengang über die Korridore zu schleichen, sollte hierauf bereits bei ser Buchung achten. Bei Ryokans, die sich in einem Badeort befinden, ist es daneben üblich, ein Gemeinschafts-Thermalbad direkt in der Unterkunft anzubieten, die gehobensten Zimmerkategorien verfügen häufig sogar über eine private Bademöglichkeit.

Und obwohl Ryokans heutzutage fast ausschließlich touristisch genutzt werden, richtet man sich überwiegend an japanische Besucher, so dass je nach gewählter Unterkunft eine massive Sprachbarriere vorhanden sein kann. Im Tosen Goshobo war man zwar zumindest grundsätzlichen Englischs mächtig, Madames neu erworbene Japanischkenntnisse waren jedoch überaus hilfreich.

Buchen lassen sich solche Ryokans inzwischen übrigens nicht nur über die meist ausschließlich japanischsprachigen Websites der Betreiber, sondern vielfach auch über internationale Online-Buchungsplattformen.

Lage und Umgebung

Lageplan des Tosen Goshobo (openstreetmap.org)

Das (der?) Tosen Goshobo Ryokan liegt inmitten der Ortschaft Arima Onsen, einem Teil der verwaltungstechnisch zu Kobe gehörenden, aus mehreren Dörfern bestehenden Gemeinde Arimacho, mehr oder weniger direkt neben dem Busbahnhof und nur wenige 100m vom Bahnhof des Dorfes entfernt. Da die halbstündlich von Kobe aus verkehrenden Busse bei ihrem Stop am Bahnhof Shin-Kobe (an dem wir angekommen waren) in aller Regel bereits gut gefüllt sind (insbesondere mit größerem Gepäck kann das ein Problem sein, da der Platz im Kofferraum des Busses begrenzt ist), haben wir uns für die etwas kompliziert erscheinende Anreise mit der Bahn entschieden. Hierbei muss vom Bahnhof Shin-Kobe zunächst mit der U-Bahn der Hokoshun Line zur Station Tanigami gefahren und dort in die Regionalzüge der Kobe Dentetsu-Arima Line umgestiegen werden. Diese fahren Arima Onsen jedoch überwiegend nicht direkt an, so dass in Arimagucho noch einmal auf einen separaten Zug für die Stichstrecke nach Arima Onsen umgestiegen werden muss. Was sich zunächst nach erheblichem Aufwand anhört ist jedoch aufgrund der perfekt abgestimmten Fahrpläne und der legendären Zuverlässigkeit der japanischen Bahnen überhaupt kein Problem und zum Preis von 720 JPY (ca. 4,20 EUR) auch nicht teuer.

Beachten sollte man aber, dass auf dem Weg vom Bahnhof zur Unterkunft ein gewisser Anstieg zu bewältigen ist, der vor allem mit Gepäck aufgrund der sehr schmalen Bürgersteige ein wenig mühsam sein kann. Das Ryokan bietet tatsächlich einen kostenfreien Shuttle von und zum Bahnhof, von dem wir aber in Unkenntnis erst bei unserer Abreise Gebrauch machen konnten (man bestand quasi darauf, uns zum Bahnhof zu fahren). Eventuell kann es Sinn machen, hier im Vorfeld des Aufenthalts nachzufragen.

Bewusst sein sollte man sich in jedem Falle, dass das Dorf in erster Linie auf Tagestouristen ausgelegt ist. Dementsprechend schließt hier fast alles gegen 18 Uhr, danach herrscht im Wortsinne tote Hose. Da es wie bereits erwähnt in Onsen-Ryokans üblich ist, Halbpension zu buchen, gibt es im Ort auch praktisch keine Restaurants, die am Abend noch geöffnet haben. Einkaufsmöglichkeiten jenseits der nur tagsüber geöffneten touristischen Angebote gibt es lediglich in zwei Convenience Stores der Marken Lawsons (direkt am Bahnhof) sowie 7Eleven (etwa auf halbem Weg dahin). Diese erfreuten sich dann am späten Abend auch großer Beliebtheit.

Öffentliche Bereiche

Bei der Ankunft wird der Gast zunächst auf der Parkfläche von einer großen, offenbar nicht mehr genutzten Drehscheibe für PKW gegrüßt – solche Drehscheiben trifft man in Japan tatsächlich häufiger an, obwohl sich mir ihr Sinn an dieser Stelle nicht wirklich erschließt.

Zur linken Hand des Eingangs befindet sich dabei ein kleiner, mit Sesseln möblierter „Warteraum“, in dem auch einige Personen saßen. Vermutlich dient dieser als Aufenthaltsraum für Gäste, die den kostenfreien Shuttle-Bus zum Bahnhof (oder wohin auch immer) nutzen möchten. Das Hotel, das wie man auf den Bildern bereits erkennen kann, aus mehreren ineinander verschachtelten Gebäuden besteht, betritt man sodann über eine eher zurückhaltend gestaltete Eingangstür, hinter der man sich umgehend in der „Lobby“ wiederfindet.

Außenansicht des Tosen Goshobo

In der mit wenigen Sitzgelegenheiten ausgestatteten Lobby (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) findet man neben der kleinen Rezeption (bei nur knapp über 20 Zimmern wird auch nicht mehr Platz benötigt) auch einen Tresen mit allerlei Souvenirs, die hier erworben werden können.

Beim Check-In an der Rezeption (hier sprach man auch ein wenig, wenn auch nicht besonders gut) wurden zunächst unsere Reisepässe kopiert, die fällige Kurtaxe in Höhe von 150 JPY (ca. 1 EUR) pro Person und Nacht kassiert und es wurden an einem Apparat auf dem Rezeptionstresen biometrische Aufnahmen von unseren Gesichtern angefertigt (ich vermute, dass das Sicherheitssystem der Unterkunft mit Gesichtserkennung ausgestattet ist, um sich auf den Fluren herumtreibende unbefugte Personen automatisch erkennen zu können).

Nach Abschluss des Check In-Prozederes wurde uns zunächst unser Gepäck abgenommen und wir wurden gebeten, einer Mitarbeiterin zu folgen. Wie auch in japanischen Privatwohnungen ist es in Ryokans unbedingt üblich, nicht mit Straßenschuhen in die Wohnbereiche zu latschen; zu diesem Zwecke steht in der Lobby eine große Anzahl von Hausschlappen in allen möglichen Größen bereit, die man vor überschreiten der typischen Schwelle („Genkan“) anzieht. Die Straßenschuhe werden sodann an der Rezeption in Verwahrung genommen.

Die Lobby des Tosen Goshobo

Zunächst führte man uns nicht auf unser Zimmer, sondern in einen kleinen, eher karg mit Tischen und Stühlen möblierten Raum, wo uns ein Becher Tee und ein lokales Gebäckstück als Willkommens-Aufmersamkeit gereicht wurden. Da wir uns hier nur recht kurz aufgehalten haben und irgendwie auch ständig unter Beobachtung standen (dazu später mehr), habe ich hiervon keine Bilder gemacht.

Anschließend wurden wir auf unser Zimmer begleitet, wobei wir in recht engen, holzgetäfelten Korridoren aufgrund der verschachtelten Architektur des am Hang liegenden Gebäudes mehrfach Treppenfluchten hoch- und auch wieder hinunterlaufen mussten. In diesen Korridoren kann man sich durchaus verlaufen, dazu sind die Zimmer auf den oberen Etagen auch nicht barrierefrei erreichbar (einen Aufzug gibt es in den Gebäuden nicht). Dementsprechend muss bei der Buchung für mobilitätseingeschränkte Gäste unbedingt darauf geachtet werden, dass ein barrierefreies Zimmer in den unteren Etagen gebucht wird.

Die Korridore sind recht verwinkelt und überwiegend nicht barrierefrei

Das öffentliche Bad

Der Hauptgrund, weshalb Gäste Hotels in Badeorten aufsuchen, ist natürlich die Nutzung der dortigen Thermalquellen zu Bade- und Erholungszwecken. Während Arima Onsen auch über eine öffentliche, z.B. durch die zahlreichen Tagestouristen nutzbare Badeanstalt verfügt, bieten eigentlich sämtliche renommierten Badehotels ihren Gästen jeweils ein eigenes Thermalbad direkt in den Räumlichkeiten der Unterkunft an – so selbstverständlich auch das Tosen Goshobo. Während das Bad tagsüber auch von externen Gästen kostenpflichtig genutzt werden kann, steht das Thermalbad den Hausgästen für den Rest der fast 24-stündigen Öffnungszeiten exklusiv zur Verfügung.

Korridor zum öffentlichen Bad

Während japanische Bäder traditionell eigentlich wie Saunen im deutschsprachigen Raum vollkommen unbekleidet und gemischtgeschlechtlich genutzt wurden, ist es seit inzwischen über 100 Jahren (diversen Quellen zufolge wohl aufgrund westlichen Einflusses) üblich, dass die Bäder zwar weiterhin nackt, jedoch nach Geschlechtern getrennt aufgesucht werden. Dementsprechend teilt sich das Bad direkt hinter dem Eingang zum Umkleidebereich in einen blauen (männlichen) und einen roten (weiblichen) Teil auf.

Eingang und Ruhebereich des Gemeinschaftsbads

In jedem der Bereiche folgt zunächst ein Umkleidebereich, in dem sich der geneigte Gast (respektive die Gästin) seiner oder ihrer Kleidung entledigt (diese wird statt in Spinden in einem Weidenkorb auf einem Regal platziert) und sich mit jeweils einem Handtuch und einem Waschlappen ausstattet. Da es sich in Bereichen, in denen Menschen nackt herumrennen, natürlich nicht gehört, Bilder zu machen (ganz abgesehen davon, dass das auch ausdrücklich nicht gestattet war), gibt es vom Inneren des Badebereiches keine Bilder.

Hinter dem Umkleideraum folgt ein Waschraum, der auf der Herren-Seite mit vier Duschplätzen (in japanischen Bädern duscht man jedoch im Sitzen) und einer Dampfkabine ausgestattet ist. Hier wäscht man sich gründlich (üblich ist es in Japan auch, dass in solchen Wasch- und Umkleidebereichen eine großzügige Auswahl an Kosmetika bereitgestellt wird, angefangen bei Duschgel über Shampoo bis hin zu Haarwasser) bevor es dann endlich ins Badewasser geht.

Hier sollte man sich ebenfalls nicht ins Bockshorn jagen lassen – die japanischen Thermalquellen sind ziemlich heiß und werden zwar mit kaltem Wasser vermischt; mit Wassertemperaturen jenseits der 40 Grad ist aber immer zu rechnen. Dazu sind die Wasserbecken auch nicht tiefer als eine Badewanne, so dass man den Besuch eines japanischen Bads eher mit dem Besuch einer Sauna vergleichen kann. Hier wird nicht geschwommen, sondern solange man es aushält im Wasser gesessen, entspannt und hinterher eiskalt geduscht.

Arima Onsen verfügt im Übrigen über zwei unterschiedliche Quellen mit unterschiedlichem Wasser: dem „silbernen“ und dem „goldenen“ Wasser, die sich durch ihre mineralische Zusammensetzung und in der durch die mitgespülten Sedimente beeinflussten Farbe unterscheiden. Im Tosen Goshobo wird das durch einen hohen Eisenanteil schlammbraun gefärbte „goldene“ Wasser zur Speisung des Thermalbads genutzt. Im eigentlichen Badebereich ist dann das Becken der Damen und das der Herren nur noch durch eine nicht deckenhohe Steinmauer getrennt, so dass man sich mit einiger Mühe sogar intergeschlechtlich verständigen könnte.

Aufgrund der geringen Kapazität des Hotels war der Badebereich (auf beiden Seiten passen vielleicht je 4 bis 6 Personen ins Wasser, ohne sich gegenseitig zu berühren) auch nicht überfüllt, so dass man hier wirklich gut entspannen konnte. Nicht so angenehm fand ich jedoch die Tatsache, dass man, außer im Becken selber, nirgendwo an die frische Luft gehen kann, um sich anständig abzukühlen.

Das Zimmer

Video-Roomtour

In der Video-Roomtour zeige ich euch das Tenraku Deluxe-Zimmer im Tosen Goshobo Arima Onsen.

Unser Zimmer der Kategorie „Tenraku Deluxe“ (könnte man sinngemäß mit „Dekadenz“ übersetzen, bezieht sich aber vermutlich auf den Höhenunterschied im Zimmer) befand sich in der zweiten Etage auf der Straßenseite des Gebäudekomplexes. Hierhin wurden wir von der von uns zuständigen Mitarbeiterin begleitet, die uns zunächst auf japanisch mit ein paar eingestreuten englischen Begriffen alles mögliche über das Zimmer erklärte. Glücklicherweise befand sich auf dem Zimmer auch eine recht ausführliche Loseblatt-Sammlung mit den wichtigsten Informationen über die Unterkunft und das Zimmer auf Englisch.

Das Zimmer, das nach internationalem Standard die Bezeichnung „Suite“ verdient gehabt hätte, bestand aus dem mit Tatami-Matten ausgelegten Hauptraum, der mit einem niedrigen Tisch ausgestattet als Speisezimmer und später, bei weggeräumtem Tisch und mit ausgelegten Futon-Matratzen auch als Schlafzimmer dient. Am Rande dieses Raumes befand sich ein mit zwei Stühlen, einem Bistrotisch und einem historischen Schreibtisch möblierter Erker, der auf den vorbeifließenden Bach und die Hauptstraße (auf der in der Nacht mehrfach einige sehr lautstark knatternde Mopeds unterwegs waren) blickte. Auch diese Raumausstattung ist in Ryokans durchaus die Regel.

Vom Hauptraum mit verschiebbaren Papierwänden abgetrennt befand sich einige Treppenstufen tiefer ein weiterer Raum, der eher klassisch europäisch möbliert war. Hier findet man neben zwei weiteren Sitzgelegenheiten mit Tisch ein Sideboard mit Vitrine, in der nicht nur die Minibar mit Kühlschrank und Teezubereitungs-Möglichkeit untergebracht war, sondern in dem auch diverse antike Keramik ausgestellt wird. Highlight dieses Raums ist aber vermutlich eher der automatische Massagesessel, den wir während unseres Aufenthalts eingehend genutzt haben.

Der etwas tiefer gelegene Nebenraum

Vom Nebenraum ging darüber hinaus das äußerst geräumige Bad des Zimmers ab – dieses ist in einem sehr großzügig angelegten Raum mit einem Waschtisch sowie in zwei verschließbaren Nebenräumen jeweils mit einem WC sowie einer Bad/Dusch-Kombination ausgestattet.

Sämtliche Bad-Installation war jedoch nicht mehr im allerbesten Zustand und könnte alsbald eine Erneuerung vertragen. Immerhin kamen wir so noch in den Genuss eines älteren japanischen WC-Spülkastens, an dem man sich mit dem nachlaufenden Wasser nach dem Spülvorgang die Hände waschen kann. Diese durchaus sehr sinnvolle Konstruktion trifft man inzwischen immer seltener an. Der defekte, wandmontierte Föhn (kennt man bei uns allerhöchstens noch aus öffentlichen Schwimmbädern) war dabei durch ein Handgerät von Dyson ersetzt worden.

Ausgestattet war das Zimmer trotz seiner vergleichsweise ungewohnten Optik mit allen Annehmlichkeiten, die man auch von einem modernen westlichen Hotelzimmer erwarten kann: neben einem Telefon (in Bakelit-Retro-Optik) und jeweils einem Heiz- und Klimagerät pro Raum war auch das Badezimmer mit entsprechenden Kosmetika ausgestattet. Das hoteleigene WiFi war gut empfangbar (genutzt habe ich es dank eines internationalen Roaming-Plans aber nicht) und die Eingangstür zum Zimmer (ebenfalls Japan-typisch als Schiebetür ausgeführt) wurde durch einen vierstelligen Zahlencode aufgesperrt, der sinnvollerweise aus den vier letzten Ziffern der Mobilrufnummer des Zimmergasts bestand. Etwas schwierig zu bedienen waren hingegen die zwei Heiz- und Klimageräte, von denen sich je eines in jedem Raum befand – hierüber gibt es auch auf den öffentlichen Bewertungsplattformen einige Reklamationen. Zum Glück ließ das Wetter während unseres Aufenthalts es zu, weder heizen noch kühlen zu müssen.

Da es sich um ein Onsen-Ryokan handelt, gibt es auf den Zimmern auch die traditionell in solchen Herbergen getragenen Yukatas, historisch aus einer deutlich einfacheren und vor allem günstigeren Variante des Kimono hervorgegangen. Diese Gewänder erinnern entfernt an ein Zwischending zwischen Nachthemd und Bademantel und werden in aller Regel mit einer dazugehörigen Jacke getragen. Nicht wundern sollte man sich, wenn man sich auch draußen auf der Straße mit Zeitgenossen konfrontiert sieht, die solcherlei Kleidung in der Öffentlichkeit tragen – dies ist nicht nur vollkommen akzeptiert, sondern durchaus üblich.

In der Minibar des Hotels, die im Sideboard des Nebenraums untergebracht war, fanden wir neben zwei im Preis inkludierten Wasserflaschen und einer kostenfreien Zubereitungsmöglichkeit für Tee (mehrere Sorten) auch eine kleine Auswahl an Bier und aromatisiertem Shochu. Die alkoholischen Getränke bewegten sich dabei preislich auf einem äußerst fairen Niveau, will meinen, man hätte hier nicht mehr bezahlt als auch beim Besuch eines Izakaya.

Ausblick aus unserem Zimmer

Wer sich bislang gefragt hat, wo in diesem Zimmer (oder vielleicht passender: der Suite) denn die Schlafgelegenheiten sind, wird im kommenden Absatz fündig. Nach Abschluss des Abendessens wurde der Tisch im Hauptraum durch das Personal zur Seite geschoben (am ersten Abend sogar komplett aus dem Zimmer entfernt) und zwei Futon-Schlafstätten dort platziert.

Arrangement bei Nacht

Auch wenn das ganze auf Bildern mitunter nach „harte Matratze auf noch härterem Boden“ aussieht, schläft man auf diesen Konstruktionen ganz ausgezeichnet. Ich persönlich konnte hier praktisch keinen Unterschied zu einem herkömmlichen Hotelbett feststellen (wobei ich aber dazu sagen sollte, dass ich grundsätzlich eher eine feste Schlafunterlage bevorzuge).

Verpflegung

Wie schon erwähnt, ist es in Ryokans (insbesondere in solchen, die in Kurorten liegen) absolut üblich, mit der Zimmerrate auch Halbpension zu erhalten. Dementsprechend ist täglich ein recht umfangreiches Frühstück und ein noch umfangreicheres Abendessen im Preis inbegriffen. Beide Mahlzeiten entsprechen dabei traditionell japanischem Standard, so dass ein Aufenthalt in einer entsprechenden Unterkunft möglicherweise für Personen nicht anzuraten ist, die morgens auf ihr Müsli oder ihr Marmeladenbrot nicht verzichten können.

Beide Mahlzeiten wurden in unserer Zimmerkategorie direkt auf dem Zimmer serviert (wozu wir im Vorfeld jeweils eine Uhrzeit mit dem Personal vereinbart haben), in den niedrigeren Kategorien werden Frühstück und Abendessen jedoch im Speisesaal kredenzt.

Was Wein angbelangt, hätte man es sich hier auch durchaus sehr gut gehen lassen können, wurden doch in einem Weinkühlschrank in einem der Gänge allerlei prestigeträchtige Weingüter präsentiert – immerhin ist das Tosen Goshobo aber auch im Guide Michelin erwähnt.

Abendessen

Da wir (für Onsen-Ryokans eher unüblich) nicht nur eine, sondern gleich zwei Nächte im Tosen Goshobo gebucht hatten, erhielten wir natürlich auch je zwei mal Abendessen und Frühstück. An unserem ersten Abend begann das Abendessen damit, dass die für uns zuständige Servicekraft an die Tür klopfte und uns mit einer englischsprachigen Menükarte sowie jeweils einem heißen Tuch („Oshibori“) ausstattete.

Die Speisekarte unseres Menüs am ersten Abend

Der Service während der Mahlzeiten läuft dabei traditionell stark ritualisiert und förmlich ab – die Servicekraft klopft dabei zunächst an die Tür, wartet auf eine Antwort, öffnet dann die Tür und rutscht dann mehr oder weniger auf den Knien von der Tür bis an den Esstisch – man erinnere sich, dass die dinierenden Gäste sämtlich direkt auf dem Boden sitzen, auf diese Weise hält auch das Personal stets das in Japan als angemessen geltende Prinzip der Augenhöhe ein.

Jeder der servierten Gänge wurde ausführlich auf Japanisch (mit ein paar Bröckchen Englisch dazwischen) erläutert, bevor man (ebenfalls auf den Knien rutschend) das Zimmer wieder verließ und uns dem Essen überließ.

Das Essen war qualitativ ausgezeichnet und, in Summe gesehen auch überaus üppig (spätestens nach dem als Abschluss servierten Reis mit Miso-Suppe waren wir pappsatt). Auch dies ist in Ryokans durchaus die Regel, die hohe Qualität und die Quantität der servierten Speisen tragen zu einem nicht unerheblichen Teil zum gehobenen Übernachtungspreis bei.

Zum Essen wurde darüber hinaus Grüntee serviert, wir orderten zusätzlich aber noch jeweils eine Flasche lokalen Biers.

Am zweiten Abend präsentierte sich das Menü dann (wie eigentlich erwartet) deutlich weniger aufwendig, immerhin wird hier bei längeren Aufenthalten aber nicht jeden Abend das gleiche serviert (wobei wir natürlich nicht wissen, wie die Situation bei längeren aufeinanderfolgenden Aufenthalten aussieht). Hier war auch die Menükarte zweisprachig gestaltet:

Das Menü an unserem zweiten Abend

Ich habe darauf verzichtet, von jedem Gang ein separates Foto zu machen, dementsprechend findet ihr hier nur ein Bild vom eigentlichen Hauptgang, dem Shabu-Shabu, bei dem dünne Rindfleischstreifen in einer nur leicht gewürzten Suppe über offenem Feuer gegart werden.

Shabu-Shabu vom Wagyu-Rind

Frühstück

Auch das Frühstück wurde im Zimmer serviert, nur gab es hier natürlich zunächst ein Problem: Dort, wo der Esstisch am Abend gestanden hatte, befanden sich nun unsere Schlafstätten. Also klopften bereits einige Minuten vor der eigentlich vereinbarten Zeit (wir hatten uns noch nicht ganz fertig gemacht) zwei Housekeeping-Damen an unserer Tür, um zunächst die Schlafgelegenheit abzubauen und den Esstisch wieder an seine ursprüngliche Position zu stellen.

Während dieser Aktionen am Morgen (und beim Vorbereiten des Betts am Abend) ging mir mehrfach durch den Kopf, dass ich ganz offensichtlich nicht für einen Haushalt mit Hausangestellten geschaffen bin. Irgendwo in der Ecke zu sitzen und anderen beim Arbeiten zuzuschauen ist wirklich absolut nicht mein Ding.

Das Frühstück hingegen wurde komplett in einem Gang serviert, neben einer warmen Komponente (in diesem Falle Seidentofu, der in einem Wasserbad warm gehalten wurde) gab es auch mehrere kalte Komponenten, dazu ebenfalls wieder Tee und ein kleines Glas Orangensaft.

Das Frühstück im Tosen Goshobo Arima Onsen

Das Frühstück mag aus europäischer Sicht nicht jedermanns Sache sein, war aber ebenfalls ausgezeichnet und mengenmäßig eher zu viel.

Fazit

Der Aufenthalt in einem Ryokan unterscheidet sich in fast allen Aspekten von einem Besuch in einem klassischen europäischen Hotel. Angefangen bei der deutlich intensiveren Betreuung der Gäste über die traditionelle Zimmerarchitektur bis hin zu den Mahlzeiten bietet ein solcher Aufenthalt eine wirkliche Abwechslung zu den sonst von uns aufgesuchten Unterkünften. Für uns war dies bereits der zweite Aufenthalt in einem klassischen Ryokan, und wir werden sicherlich auch noch ein weiteres Mal eine solche Herberge in Betracht ziehen.

Lediglich die recht formellen Umgangsformen können für nicht mit der japanischen Kultur vertrauten Gästen durchaus recht einschüchternd wirken – Madame merkte nach unserem Besuch an, dass sie eigentlich die ganze Zeit Angst gehabt hätte, irgendetwas falsch zu machen. Dazu kommt auch die nicht unerhebliche Sprachbarriere, die sich in traditionellen Unterkünften noch stärker zeigt als im restlichen Japan.

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